„Maria 2.0“: Was kann der Streik erreichen?

Nach der Aktionswoche „Maria 2.0“ zeigt sich die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands zufrieden. Hunderte Gruppen hätten deutschlandweit die Initiative unterstützt, vor den Kirchen demonstriert oder eigene Gottesdienste gefeiert, erklärte die Bundesvorsitzende Mechthild Heil. „Diese Protestwelle ist keine Eintagsfliege. Die Frauen haben spontan entschieden, dass dies eine geeignete Form ist, ihrem jahrelangen Frust Ausdruck zu verleihen.“ Forderungen der Initiative „Maria 2.0“ sind unter anderem der Zugang von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern, eine konsequente Aufklärung der Missbrauchsfälle und eine Reform der Sexualmoral. Gleichzeitig mahnte Mechthild Heil: „Wenn wir nicht bald sichtbare und spürbare Veränderungen haben, läuft die Amtskirche Gefahr, dass die Frauen ihr scharenweise den Rücken kehren. Die Bischöfe müssen endlich erkennen, dass es um die Teilhabe an Entscheidungen und Verantwortung für Frauen und Männer, für Geweihte und Nicht-Geweihte geht. Es reicht nicht, nur anzuerkennen, dass Frauen unverzichtbar sind.“

Kritik am Boykott von Gottesdiensten übte der stellvertretende Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Franz-Josef Bode. „Die Eucharistie kann kein Instrument eines solchen Protests sein“, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur. Derartige Aktionen gefährdeten eine „differenzierte, sachliche Auseinandersetzung“, so Bode, der auch Vorsitzender der Unterkommission „Frauen in Kirche und Gesellschaft“ der Bischofskonferenz ist. Der Kirchenrechtler Georg Bier sieht einen möglichen Verhandlungsspielraum, was die Weihe von Diakoninnen oder eine Aufhebung des Zölibats angeht. Eine Öffnung des Priesteramtes für Frauen käme aber nicht infrage. „Hier ist das letzte Wort gesprochen“, sagte Bier mit Verweis auf ein 1994 veröffentlichtes päpstliches Schreiben über die Priesterweihe. Versuche, diese Bestimmung außer Kraft zu setzen, könnten „zu einer dramatischen Zerreißprobe“ für die Kirche werden.

Unterstützung für „Maria 2.0“ bekundete die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Marie Luise Dreyer. „Diese Aktion ist aus meiner Sicht ein öffentlicher Aufschrei: So kann es nicht weitergehen!“, sagte sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Initiatorinnen seien „keine radikalen Frauen am Rande“, sondern kämen „aus der Mitte der Gemeinden“, betonte die stellvertretende SPD-Vorsitzende, die auch Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist. Marie Luise Dreyer trat der Kritik entgegen, dass Gottesdienste boykottiert würden. „Hier wird nicht der Dienst an Gott bestreikt. Im Gegenteil: Die Frauen von Maria 2.0 stehen vor den Kirchentüren, beten, singen und feiern und zeigen so: Wir sind Katholikinnen und wollen das auch bleiben.“ Die gleiche Teilhabe von Frauen an Diensten und Ämtern – also auch am Weiheamt – werde darüber entscheiden, „ob die katholische Kirche auch in Zukunft Menschen für das Evangelium gewinnen kann.“

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