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Mit der Bibel durch das Jahr 2023

Die Bibel lesen

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Lesung des Tages

Die Lesungen des Tages folgen dem Bibelleseplan der »Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen«. Ziel des Bibelleseplans ist es, im Laufe der Jahre die wichtigsten Texte der Bibel kennenzulernen. Am besten beginnen Sie mit der Lektüre des Bibeltextes selber:

Jesaja 43,8–13: Aussage gegen Aussage

8 Lasst hervortreten das Volk, das blind ist, obwohl es Augen hat, / das taub ist, obwohl es Ohren hat!
9 Alle Völker sollen sich versammeln / und die Nationen sich zusammenscharen! Wer unter ihnen kann dies künden, / uns Früheres vernehmen lassen? Sie sollen ihre Zeugen bringen, dass sie Recht bekommen, / dass man es hört und dann sagt: Es stimmt.
10 Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, / und mein Knecht, den ich erkoren habe, damit ihr erkennt und mir glaubt / und einseht, dass ich es bin. Vor mir wurde kein Gott gebildet / und auch nach mir wird es keinen geben.
11 Ich, ich allein bin der Herr, / außer mir gibt es keinen Helfer.
12 Ich habe es angekündigt und dann geholfen; / ich ließ es euch wissen. Kein fremder „Gott“ ist bei euch gewesen. / Ihr selbst seid meine Zeugen, spricht der Herr.
13 Ich bin Gott, ich bin es von Ewigkeit; / auch künftig werde ich derselbe sein. Niemand kann aus meiner Hand erretten. / Ich handle, wer will es ändern?

Quelle: Die Bibel in der Herder-Übersetzung

Ihr seid meine Zeugen.« Das klingt geradezu nach einer Gerichtsverhandlung. Wir kennen das: Neben dem Richter, der Anklagevertretung und der Verteidigung spielen dabei Zeugen eine wichtige Rolle.

Für einen Moment stellt sich der Prophet Jesaja die Situation seines Volkes offenbar wie eine Art Prozess vor. Zur Verhandlung steht die Frage: Wer hat Recht? Die, die irgendwelche selbstgemachten Götter anbeten? Oder die, die ihr Vertrauen schlicht auf den einen und lebendigen Gott setzen? Es ist exakt der Konflikt, den das Volk Israel in der babylonischen Gefangenschaft Tag für Tag erlebt: Gott oder die Götzen? Hier steht Aussage gegen Aussage.

Jetzt greift Gott selbst in die Verhandlung ein: »Ihr seid meine Zeugen.« Zeugen sind ja Menschen, die in der Lage sind, über das, was sie selbst erlebt haben, Auskunft zu geben. In der Tat: Israel hat Gottes einzigartige Gegenwart, sein helfendes und heilendes Eingreifen mehr als einmal erlebt. Das kann also bezeugt werden. Zeugen sind aber nicht nur in der Lage, sondern auch dazu verpflichtet, Auskunft zu geben. Genau das mutet Gott nun seinen Menschen zu: Bezeugt auch in der Fremde, dass »ich der Herr bin und außer mir kein Heiland ist«.

Die Fremde, in der sich der Glaube heute befindet, ist gewiss eine andere als damals in Babylon. Aber es ist auch eine Fremde. An die Stelle der selbstgeschnitzten Götzenbilder von ehedem sind inzwischen andere Götter, andere Mächte, andere Wichtigkeiten getreten: Geltungsdrang, Einfluss, Ansehen, Beliebtheit, Erfolg, Karriere, Konsum, Schönheit, dauernde Jugendlichkeit, um nur einige zu nennen. All das, »woran du« – mit Luther zu sprechen – »dein Herz hängst«.

Hier Zeuge des lebendigen Gottes zu sein, bleibt die grundlegende Verpflichtung des Glaubens. Und damit Anwalt für eine andere Welt, die möglich ist. »Ihr seid meine Zeugen.« Wer wollte sich diesem Ruf entziehen?

Herr, lass uns deine Zeugen sein. Menschen, die deine Gegenwart bekunden. In Wort und Tat. Auch heute.

Okko Herlyn

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