Der fromme, aber zornige Atheist

Atheistisch an Gott glauben? Das hatte schon Dorothee Sölle gefordert. Auch Hubertus Halbfas, Altmeister der Religionspädagogik und streitbarer Kirchenkritiker, folgt dieser Spur. Er bejaht die Doppelfrage, die seinem Buch den Titel gibt. Allerdings stellt er dar, dass es ihm um einen „frommen Atheismus“ geht, der nicht Gott an sich ablehnt, sondern die theistische Vorstellung eines von der Welt getrennten, allmächtigen und in sie eingreifenden Gottes. Dies ist höchst lesenswert. Ebenso wie das Plädoyer des Autors für einen Glauben, der Gott im Innersten des Menschen ansiedelt und sich ihm auf mystischem Weg zu nähern versucht. Halbfas nimmt dabei zeitgenössische theologische Reflexionen zu Gottesverständnis und Gottesrede auf, die sich den Erkenntnissen der Philosophie, der historisch-kritischen Forschung sowie den Herausforderungen des kosmologischen Weltbilds und der Evolutionsgeschichte nicht verschließen.

Allerdings: In weiten Teilen ist das Buch, wie schon frühere Werke, eine Abrechnung mit der „Amtskirche“, die ihm vor Jahrzehnten die Lehrerlaubnis entzogen hat. Ebenso arbeitet er sich an einer Dogmatik ab, wie sie heute kaum mehr betrieben wird, auch wenn sie im – viel kritisierten und wenig rezipierten – römischen Weltkatechismus ihren Niederschlag gefunden hat. Ja, es gibt schlechte Theologen und eine Dogmatik, die nicht fähig ist, in einen Dialog mit den Fragen ihrer Zeit zu treten. Ja, es gibt die Kriminalgeschichte des Christentums. Und ja, Halbfas ist vom Lehramt Unrecht getan worden. Aber dies immer wieder anzuprangern, seitenweise aus den damaligen Protokollen zu zitieren, sich hartnäckig zu weigern, neuere theologische Entwicklungen zur Kenntnis zu nehmen, Falschaussagen zu streuen – etwa, dass die Religionspädagogik keine religiöse Sprachlehre betreibe – und sich zu beklagen, dass seine Bücher zu geringen Absatz finden, ist die Reaktion eines zornigen Mannes. Schade, dass all dies Halbfas’ innovative Impulse stark überdeckt!

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