Warum ist Lena oft so hungrig?Wie ein Kita-Team reflektiert und handelt

Lena (4;7 J.) kommt häufig ohne Vesper in die Kita und hat meist großen Hunger. Wie können wir damit umgehen?

ERNI SCHAAF-PEITZ UND SELINA BEICHT FÜR DAS TEAM DER KITA WITTLICH-NEUERBURG

  • Selina Beicht, begleitende Erzieherin im Essbereich, berichtet in der Teamsitzung: Lena „vergisst“ in letzter Zeit häufig ihre Kita-Tasche zu Hause, sodass sie keine Zwischenmahlzeit dabei hat. Hungrig fragt sie dann andere Kinder nach Essen.
  • In den folgenden Tagen bestätigen mehrere Kolleg(inn)en diese Beobachtung: In der Vesperpause setzt sich Lena meist zu ihren Freund(inn)en und bittet diese um Essen, da sie selbst kein Vesperbrot hat. Das Angebot an Obst und Milch, das täglich für alle Kinder kostenlos in der Kita bereitsteht, reicht in diesem Fall offensichtlich nicht aus.
  • Als Leiterin ist mir bekannt, dass Lenas Mutter Frau W. vier Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren allein erzieht. Sie nimmt Leistungen des Vereins „Tafel Deutschland e. V.“ in Anspruch und verfügt nur über ein geringes Einkommen. Bereits bei Lenas Kita-Eintritt organisierte ich daher ein tägliches beitragsfreies Kita-Mittagessen für das Mädchen.
  • Ich informiere mein Team darüber, dass dem Kita-Träger ein Antrag von Seiten des Elternausschusses bzgl. der Bereitstellung eines täglichen Vesper-Büffets für alle Kinder vorliegt. Bis dieses realisiert ist, einigen wir uns auf Folgendes: Selina Beicht wird die Kinder nochmals darauf hinweisen, dass in der Kita stets Obst(mus), Milch, Brot und Marmelade vorrätig sind und dass jedes Kind zu jeder Tageszeit um einen Snack bitten kann. Zudem wird Frau Beicht ab sofort nach der Vesperpause fragen, ob alle Kinder satt geworden sind oder ob noch jemand Obst bzw. ein Brot haben möchte.
  • In der nächsten Abholsituation teilt Frau Beicht Lenas Mutter ihre Beobachtung mit, dass Lena zurzeit großen Appetit habe und ab und an ihre Kita-Tasche mit dem Vesper zu Hause vergesse. Lenas Mutter bestätigt den wachsenden Appetit ihrer Tochter und sagt zu, künftig darauf zu achten, dass Lena den Rucksack mitsamt einem Vesper mit in die Kita nimmt.
  • Als Leiterin vereinbare ich zeitnah einen Gesprächstermin mit Frau W. Ziel ist es, zu klären, inwieweit die Kita dazu beitragen kann, dass Lena regelmäßig ein Vesper von zu Hause mitnimmt und welche weiteren Unterstützungsmaßnahmen für die Familie sinnvoll sind. Wichtig ist mir, Lenas Mutter nicht zu beschämen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Frau W. berichtet von ihrer derzeitigen Situation und dass ihre finanziellen Mittel zurzeit sehr begrenzt seien. Die Nutzung des Angebots der „Tafel“ reiche nicht aus, um den wachsenden Hunger der vier Kinder zu stillen. Mit Frau W.s Einverständnis vereinbare ich daher einen Termin bei einer caritativen Organisation in der Nähe, um Möglichkeiten finanzieller Unterstützung für die Familie zu eruieren. Frau W. geht gestärkt und zuversichtlich aus unserem Gespräch.
  • Selina Beicht berichtet in der nächsten Teamsitzung, dass Lena nun wieder regelmäßig ihren Rucksack mit einem Vesper darin in die Kita mitbringt. Wie andere Kinder auch, greift sie zudem gern bei der täglich angebotenen Zusatzverpflegung zu. Frau Beicht achtet darauf, dass den Kindern hiervon immer genügend zur Verfügung steht und dass jedes Kind von diesem Angebot weiß.

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