Klasse KnolleKartoffeln in der Kita anbauen und verarbeiten

Als die Kinder der Kita Arche Noah in Strohn einem Landwirt bei der Kartoffelernte helfen, ist das der Start eines langfristigen Projekts: Auf einem Kita-Acker bauen sie die Knollen von nun an selbst an und entwickeln sich dabei zu wahren Expert(inn)en.

Klasse Knolle: Kartoffeln in der Kita anbauen und verarbeiten
© Pia Brand

Unsere Kita wurde 2014 als erste Natur- und Geopark-Kita ausgezeichnet. Wir wollen Kindern Natur-, Kultur- und Heimaterfahrungen in ihrem direkten Umfeld ermöglichen und verstehen unsere Kita als Lernort für gesunde und nachhaltige Ernährung. Dass dieses Thema in vielen Teilen unseres Alltags präsent ist und in alle Entwicklungsbereiche der Kinder einfließt, veranschaulicht unser inzwischen mehrjähriges Kartoffelprojekt.

Zu Gast bei der Kartoffelernte

Alles fing damit an, dass uns der Landwirt Alfred Welter, Großvater eines Kita-Kindes, vor sechs Jahren zur Kartoffelernte auf sein Feld einlud. Die Begeisterung und das Interesse der Kinder an dieser Aktion waren so groß, dass wir Alfred Welter im folgenden Jahr bei seiner Arbeit vom Kartoffelsetzen bis zur Ernte begleiteten. Das ging vier Jahre lang so. Da der Weg zu diesem Kartoffelfeld recht weit ist, kam bei den Kindern der Wunsch nach einem eigenen Acker auf.

Ein eigener Kita-Acker soll her

Diesem Wunsch konnten wir nachkommen: Seit zwei Jahren haben wir einen 8 x 18 m großen Acker auf unserem Kita-Gelände, den wir jederzeit aufsuchen können. Gemeinsam mit den Kindern entschieden wir uns dazu, darauf ebenfalls Kartoffeln anzubauen. Zum einen, weil diese in unserer Region Freilandware und ein Grundnahrungsmittel sind, welches auf unserem Speiseplan in vielfältigen Zubereitungsformen häufig zu finden ist. Zum anderen lassen sich Kartoffeln unkompliziert anbauen, sie sind pflegeleicht und bieten viele Verarbeitungsmöglichkeiten. Auch pädagogisch gesehen eröffnete unser fortlaufendes Kartoffelprojekt von Beginn an zahlreiche Vorteile: Es ermöglichte es uns, gemeinsam mit den Kindern die Vielfalt der Natur zu erleben und unmittelbar zu erfahren, wo unsere Lebensmittel herkommen bzw. wie und wo diese angebaut werden.

Der Kartoffelanbau startet

Zu Beginn des Projekts konnten einige Kinder bereits auf Erfahrungen und Kenntnisse rund um den Kartoffelanbau zurückgreifen, die sie mit ihren (Groß-)Eltern gesammelt hatten. Nachdem wir den Ort für unser eigenes Kita-Feld bestimmt hatten, galt es im Frühjahr zunächst, den Boden für die Aussaat vorzubereiten: Gemeinsam mit den Kindern gruben wir die Erde um, entfernten Unkraut und sammelten Steine auf, die nach dem Umgraben an die Oberfläche gekommen waren. Dann erst konnten die Kinder unter der Anleitung von Alfred Welter Furchen in den Boden ziehen – und zwar nicht mit dem Traktor, sondern von Hand. Jedes Kind erfuhr dabei, wie viel Körperkraft dazu nötig ist. Anschließend legten die Mädchen und Jungen die vorgekeimten Kartoffelsetzlinge in regelmäßigen Abständen in die Ackerfurchen und bedeckten sie mit Erde. Sobald sich die ersten Pflänzchen mit Blättern an der Erdoberfläche zeigten, häufelten die Kinder an diese Erde an. Nun war Geduld gefragt, bis das Feld schließlich voller Kartoffelpflanzen stand. Zwischendurch galt es immer wieder, Unkraut zu entfernen. Dabei entdeckten die Kinder zahlreiche Kartoffelkäfer.

Die Ernte ist ein voller Erfolg

Im Herbst kam dann endlich die Ernte: Mit Gummistiefeln, Körben, Eimern und Hacken ausgestattet, ernteten die Kinder über Tage hinweg mit Unterstützung von Alfred Welter ihre eigenen Kartoffeln. Sie wühlten mit den Händen in der Erde und freuten sich über die vielen Knollen in unterschiedlichen Formen und Größen. Natürlich suchten und fanden sie dabei auch den „Kartoffelkönig“. Die vielen Käfer und Regenwürmer, die sie beim Graben entdeckten, weckten ebenso ihr Interesse. Nun galt es, die Kartoffeln nach Größe und Zustand zu sortieren. Angehackte Kartoffeln, die sich nicht zur Lagerung eigneten, kochten wir gemeinsam und die Kinder verfütterten diese an die Hühner, die wir in unserer Kita halten. Höhepunkt der Ernte war unser Kartoffelfeuer am Kita-Erntedankfest: Jedes Kind suchte sich zwei bis drei Kartoffeln aus, wickelte diese in Folie ein und garte sie im Feuer. Gemeinsam verzehrten wir die Kartoffeln genüsslich mit einem selbstgemachten Dipp aus unserem Wildkräutergarten. Den Rest der Ernte lagerten wir in der Kita ein. Immer wieder greifen die Kinder darauf zurück, um die Kartoffeln bei Kochaktionen zu verarbeiten, bspw. zu Püree, Pommes Frites oder Chips.

Enorme Lernfelder tun sich auf

Im Rahmen unseres Projekts erweiterten die Kinder stetig ihr Sachwissen über Kartoffeln und deren Anbau. Darüber hinaus eröffnete es ihnen die Möglichkeit,

  • Verantwortung zu übernehmen und als Gruppe zu kooperieren,
  • Erfolgserlebnisse zu teilen und Selbstwirksamkeitserfahrungen zu sammeln sowie
  • Leistungsbereitschaft und Ausdauer zu entwickeln, die mit der Erzeugung von Lebensmitteln einhergehen.

Die Begeisterung und Neugier der Kinder blieben über Monate hinweg ungebrochen. Sie erfuhren, dass die Natur einem bestimmten Rhythmus folgt und dass die Kartoffel Zeit zum Wachsen braucht, bis sie geerntet werden kann. Dass aus einer einzigen Setzkartoffel eine Pflanze mit vielen Kartoffeln entsteht, fanden die Kinder besonders spannend. Um das Wachstum der Kartoffeln in der Erde zu veranschaulichen und zu beobachten, setzten wir eine Kartoffel in ein ausgedientes Aquarium.
Die Kinder erfuhren, wie ein großes Feld mit entsprechenden Maschinen bepflanzt und abgeerntet wird, im Gegensatz zum körperlichen Einsatz und der Handarbeit auf unserem Kita-Acker. Die Ernte empfanden die Mädchen und Jungen wie eine Schatzsuche: Sie waren stolz auf jede einzelne geerntete Knolle – egal, ob groß oder klein. Und schließlich schmeckte ihnen der selbst gemachte Kartoffelsalat viel besser, da sie die Hauptzutat hierfür selbst gepflanzt, betreut und geerntet hatten.

Das Projekt wird zum Dauerbrenner

Als festen Kooperationspartner, Berater und Experten für unser fortlaufendes Kartoffelprojekt konnten wir den Landwirt Alfred Welter gewinnen. Je nach Interesse und Bedarf beteiligen sich immer wieder auch Eltern oder Dorfbewohner/-innen bei der Feldarbeit. Zudem greifen wir die Erfahrungen der Kinder rund um die Kartoffel mithilfe von Büchern, Geschichten, Reimen und Fingerspielen im Kita-Alltag auf. Ein Highlight ist immer wieder unsere Theateraufführung „Das Märchen vom guten Kartoffelkönig“. Die Kinder trugen ihre Erfahrungen mit nach Hause und einige Eltern ließen sich dazu anregen, selbst ein Kartoffelfeld anzulegen. 

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