Nicht nur im Advent„Ich bin da für dich“

Durch Engel wird für Kinder die Zusage Gottes konkret.

Kinder lieben Engel. Für Kinder sind Engel konkreter als Gott. Sie können sich vorstellen, dass ihr Engel sie begleitet. Engel sind für Kinder gleichsam eine Konkretisierung der Zusage Gottes: „Ich bin da für Euch.“ Engel zeigen Kindern, dass sie nicht allein ihren Weg gehen und dass sie auch nicht nur die Eltern haben, mit denen es ja immer auch Konflikte gibt. Der Engel hält sie aus, er steht für sie ein.

Zwei Erfahrungen können das verdeutlichen: Nach einem Vortrag kam ein zehnjähriges Mädchen auf mich zu und fragte mich: „Glauben Sie wirklich, dass der Engel mich nicht verlässt?“ Ich antwortete: „Ja, das glaube ich.“ „Auch wenn ich böse bin?“, fragte das Mädchen weiter. Ich sagte: „Ja, auch wenn du böse bist, begleitet dich der Engel.“ Doch das Mädchen blieb hartnäckig: „Auch wenn ich immer wieder böse bin?“ „Ja“, sagte ich, „der Engel hat Geduld mit dir.“ „Woher wissen Sie das?“, wollte das Mädchen wissen. Ich sagte, das steht so in der Bibel.

Offensichtlich hatte das Mädchen oft zu hören bekommen, dass es böse sei, dass man es kaum mit ihm aushalten könne. Und vielleicht hatte das Mädchen manchmal das Gefühl, sich selbst nicht aushalten zu können. Da war ihm die Zusage wichtig: Der Engel verlässt dich nicht. Er hält dich aus, auch wenn du dich selbst einmal nicht magst.

Eine zweite Geschichte: Eine alleinerziehende Mutter fragte mich, ob ihre fünfjährige Tochter krank sei. Sie erzählte: „Wenn ich mit meiner Tochter vom Einkaufen zurückkomme, sagt sie oft: ,Schlag doch die Tür nicht so schnell zu! Mein Engel muss noch reinkommen!’ Und bei den Mahlzeiten verlangt sie, dass neben ihr ein leerer Stuhl steht. Der ist für den Engel gedacht.“ Ich antwortete: „Ihre Tochter ist nicht krank. Sie braucht das Gefühl, dass da ein Engel zu ihr steht. Wahrscheinlich ist es nicht immer leicht für Sie und Ihre Tochter. Sie können ja auch unmöglich immer gut gelaunt sein. Und dann sind Sie verständlicherweise ungeduldig. Da braucht Ihre Tochter das Gefühl, dass der Engel immer Geduld mit ihr hat, dass er ihr immer zur Seite steht.“

Es ist gut, wenn sich Eltern und Großeltern auf die Vorstellungen der Kinder von den Engeln einlassen. Allerdings sollten sie immer überlegen: Was kann ich antworten, wenn sie genau wissen möchten, wie der Engel aussieht? Es sollten keine Antworten sein, die dem Kind etwas vormachen. Der Schutzengel begleitet das Kind. Aber das ist keine Einladung, alle Regeln der Sicherheit zu missachten. Der Engel will dem Kind die Angst nehmen, damit es vertrauensvoll seinen Weg gehen kann.

Auch wenn dogmatische Aussagen über Engel manchmal abstrakt klingen, können sie doch eine Hilfe sein, auf die Fragen der Kinder zu antworten. Die Dogmatik sagt: Engel sind geschaffene geistige Wesen und personale Mächte. Sie sind erfahrbar, etwa in einem inneren Impuls, in der konkreten Erfahrung von Schutz und in einem Menschen, der für mich zum Engel wird, wenn er mir im richtigen Augenblick etwas sagt oder mir zu Hilfe kommt. Der Engel, der das Kind aushält, auch wenn es sich selber nicht aushalten kann, schützt dessen Personsein. Die Dogmatik ist somit hilfreicher als esoterische Aussagen, die genau zu wissen meinen, wie Engel sind und wie man über sie verfügen kann. Die Dogmatik ist die Kunst, das Geheimnis offen zu halten. Sie zeigt uns den Horizont, in dem wir über Engel nachdenken. Engel sind keine Einbildung, sondern eine Wirklichkeit, aber eine Wirklichkeit, über die wir nur in Bildern sprechen können.

Noch hilfreicher als dogmatische Aussagen sind die Engelgeschichten der Bibel. Da schickt Gott immer wieder einen Engel in Situationen, in denen der Mensch nicht weiterweiß. Als Hagar in der Wüste ihr Kind in einen Ginsterstrauch wirft, weil sie verzweifelt ist, sendet ihr Gott einen Engel, der ihr die Augen öffnet, damit sie den Brunnen des Lebens entdeckt. Der Engel Rafael begleitet den jungen Tobias auf seinem Weg. Ein Engel richtet Elija wieder auf, als der resigniert unter dem Ginsterstrauch liegt und sterben möchte. Die Bibel sagt uns: Gott sieht unsere Nöte und schickt seinen Engel, damit wir immer wieder konkrete Hilfe erfahren.

Engel sind damit nicht nur für Kinder hilfreich, sondern auch für die Eltern. Wenn Eltern darauf vertrauen, dass der Engel ihr Kind begleitet, müssen sie es nicht ständig kontrollieren. Das Kind ist nicht allein. So ist es gut, für die Kinder zu beten, dass der Engel sie vor allen Gefahren schützt.

Gute Engelbücher führen Kindern die Wirklichkeit der Engel vor Augen. Sie helfen aber auch Eltern und Großeltern dabei, mit ihren Kindern und Enkelkindern angemessen über Engel zu sprechen.

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Grün, Anselm

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