Hoffnungsmaß

Der Wochenrückblick.

Um halb vier am Dienstag liefen Beiträge über die Ticker, die Journalistinnen und Journalisten gern als „schöne Lesegeschichten“ bezeichnen. Gemeint sind Reportagen, mit denen sich nüchterne Meldungen illustrieren lassen. Die Nachricht in diesem Fall: Papst Franziskus reist als erstes katholisches Kirchenoberhaupt zu einer Weltklimakonferenz. Dazu gab es dann eben mehrere „bunte“ Geschichten etwa über den Vatikan („macht sich immer grüner“) oder den Vergleich von Franziskus mit dem „grünen König“ Charles III.

Vier Stunden später aber war klar: All die schönen „Lesegeschichten“ wird erstmal niemand lesen. Denn Papst Franziskus hat auf den Rat seiner Ärzte gehört und ist nicht nach Dubai geflogen. Mit Blick auf die Strapazen ist das sicher eine kluge Entscheidung – und zugleich ein Beispiel dafür, wie schnell sich die Nachrichtenlage oft ändert.

1 | Malta. Am Rand der Vollversammlung des Rats der europäischen Bischofskonferenzen haben sich die Vorsitzenden aus Deutschland und Polen, Georg Bätzing und Stanisław Gądecki, ausgesprochen. Zuvor hatte der Pole „hintenrum“ beim Papst den Synodalen Weg als „extrem inakzeptabel und unkatholisch“ angeschwärzt. Bätzing warf ihm deshalb „unbrüderliches Verhalten“ vor.

2 | Leipzig. Überraschendes Ende im Prozess gegen Gil Ofarim: Weil sich seine Niederlage vor Gericht abzeichnete, räumte der Musiker ein, dass seine Antisemitismusvorwürfe gegen einen Hotelmitarbeiter vor zwei Jahren gelogen waren. Der Zentralrat der Juden kritisierte Ofarim scharf: Er habe „all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, großen Schaden zugefügt“.

3 | Berlin. Wie man es besser macht, zeigte der Pianist Igor Levit. Gegen den um sich greifenden Antisemitismus lud er zu einem Solidaritätskonzert. Die Stimmung in Deutschland bezeichnete er gegenüber der Berliner Zeitung als „nicht nur polarisiert, sie ist unerträglich“. Dem wollte er mit seinem Konzert entgegenwirken. Immerhin: Es war in nur vier Minuten ausverkauft.

4 | Vatikan. Der Papst hat erneut sexuellen Missbrauch in der Kirche verurteilt. Viele Kinder und vulnerable Personen hätten das größte Übel an einem Ort erfahren, an dem sie zusammen mit ihren Eltern nach dem Wahren und Guten gesucht hätten, schrieb Franziskus einer Pilgergruppe aus dem Bistum Nantes.

5 | München. Doch geht die Kirche auch entschieden gegen Missbrauchsverbrecher vor? Jetzt berichteten Medien über einen „Fall“ (es geht aber nicht um Fälle, sondern um Menschen), der sich in der Schweiz ereignet haben soll. Ein Mann hat Strafanzeige gegen vier Geistliche gestellt, denen er sexuelle Gewalt vorwirft. Zu den Beschuldigten gehört der frühere Bischof von Augsburg, Walter Mixa.

6 | Erfurt. All das wird auch Thema beim Katholikentag sein, für den die Veranstalter weiterhin mit etwa 20 000 Teilnehmenden rechnen. Um auf diese Zahl zu kommen, sollen bewusst auch Menschen eingeladen werden, die keine Kirchenmitglieder sind, hieß es jetzt. In Thüringen sind das 70 Prozent der Bevölkerung.

7 | Göttingen. Die Ordensschwester Philippa Rath hat in Göttingen den Edith-Stein-Preis erhalten. In ihrer Laudatio ging die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop den Gründen nach, die Schwester Philippa weiter hoffen lassen – trotz allem. Ihre Antwort: „Das Maß ihrer Hoffnung bemisst sie nicht am Willen der Mächtigen, sondern an dem, was nötig ist, damit Gottes Wille geschieht.“

Anzeige: In der Tiefe der Wüste. Perspektiven für Gottes Volk heute. Von Michael Gerber

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