Kurz vor dem AusbruchEinen Vulkan im Sand bauen

Fünf Kinder einer städt. Kita in Freiburg haben Sand zu einem Vulkankegel aufgehäuft und darin mit Feuer eine Eruption simuliert. Wie die Kinder auf diese Idee kamen und sie umgesetzt haben, hat ihre Erzieherin skizziert.

Das Meisterstück der Kinder: Ein großer Sandvulkan mit vielen rauchenden Kratern
Das Meisterstück der Kinder: Ein großer Sandvulkan mit vielen rauchenden Kratern© Simone Smirani

Glühend heiße Lavaströme überqueren, sich vor umherfliegenden Vulkansteinen schützen … – diesen und weiteren imaginären Abenteuern stellten sich vier Jungen und ein Mädchen im Alter von fünf bis sechs Jahren in einer Freiburger Kita. Über mehrere Wochen hinweg beschäftigten sie sich im Rollenspiel mit gigantischen Vulkanausbrüchen. Das Außengelände unserer Kita mit seinen Buschgruppen, die von Felsen durchzogen sind, bot den Kindern dafür das ideale Umfeld. Sie konnten sich hier dem Thema Vulkanausbruch mit all seinen Extremen intensiv hingeben. Dabei stellten sie sich die Frage, wie sie die drohenden Gefahren gemeinsam bewältigen könnten. Stöcke, hitzebeständige Schutzanzüge, Flügel und magische Kräfte halfen ihnen, diese zu überwinden.

Beginn: Vom Rollenspiel zum großen Thema

Das Thema Vulkanausbruch begleitete die Kinder nicht nur im Außengelände: Im Bau- und Konstruktionsbereich unserer Kita entstanden Vulkane aus Ästen, Steinen, Baumscheiben und Tüchern. Kastanien wurden zu Vulkangestein, welches aus den Kratern schoss. Immer wieder wollten die Kinder den Spannungsbogen gemeinsam durchleben, wie sie sich vor einem Vulkanausbruch retten. Dafür zogen sie sich in eine Holzhöhle zurück. Hier betrachteten sie Fotos von echten Vulkanausbrüchen, die ich – eine Erzieherin der Kita – dem Mädchen und den Jungen zur Verfügung gestellt hatte. Besonders beeindruckt waren sie von dem Funkenmeer, welches ein Ausbruch hinterlässt. Sie unterhielten sich intensiv über die Bilder und fragten sich, wie weit Vulkansteine wohl fliegen können – bis in den Himmel, bis in das Weltall oder einmal um die ganze Welt? Bei der Frage, ob es in Freiburg Vulkane gibt, waren sich die Kinder nicht einig. Ich erzählte vom Kaiserstuhl – einem ca. 16 km von Freiburg entfernten Gebirge. Dieses war einst ein aktiver Vulkan und besteht jetzt aus sehr fruchtbarem Boden, der Weinanbau ermöglicht. Um an das Interesse der Kinder anzuknüpfen, schlug ich ihnen vor, selbst einmal einen rauchenden und feuerspuckenden Vulkan zu bauen. Dabei unterstützte und begleitete ich sie, um den sicheren Umgang mit Feuer zu gewährleisten.

Vulkan 1:Der brennende Sandberg

Angeregt durch die Fotos von den Vulkanausbrüchen machten sich die Kinder zielgerichtet ans Werk. Hierbei waren die Erfahrungen für sie hilfreich, die sie in der Kita bereits mit Sand und bei unseren Waldtagen mit Feuer gesammelt hatten: Mit Schaufeln häuften sie einen Sandberg an, den sie leicht festklopften. Da der Vulkan später ja brennen sollte, sammelten sie Stöcke, trockenes Gras und Zeitungspapier. Mich fragten sie nach Streichhölzern, da diese Funken wie ein Vulkan werfen. Auf der Spitze ihres Sandvulkankegels legten die Kinder die gesammelten Materialien ab. Dann starteten sie mit Streichhölzern mehrere Versuche, ein Feuer zu entzünden – doch die Materialien brannten nicht. Ein Junge legte mehr Papier nach, die anderen ahmten ihn nach. Dieses Mal entfachte sich ein Feuer. Dass sie es geschafft hatten, freute die Kinder sehr. Sie legten noch mehr Material nach und tauschten sich darüber aus, welches gut brennt und welches überwiegend Rauch bildet. Dabei fiel ihnen auf, dass die noch feuchten Stöcke nur vor sich hin dampften, während trockene Äste und Gras wie Zunder brannten.

Vulkan 2:Die rauchenden Krater

Angespornt von ihrem Erfolg setzten sich die Kinder ein neues Ziel. Da ein echter Vulkan einen Krater besitzt, waren sie sich schnell einig: Ihr Vulkan brauchte sogar mehrere rauchende Krater. Gemeinsam gruben sie mit den Händen Kuhlen in den Sandberg und stopften in diese zerknülltes Zeitungspapier, Ästchen und Gras. Mittlerweile zog das Schauspiel ein neugieriges Publikum aus anderen Kindern an. Die Fünf entzündeten einen Krater nach dem anderen. Einmal legten sie sogar mehrere Streichhölzer in ein Loch und entzündeten diese. Die Funken sprühten, was die Kinder sehr beeindruckend fanden. Doch auch dies reichte ihnen noch nicht: Sie wollten, dass alle Krater gleichzeitig brannten. Nachdem die Kinder eine Weile verhandelt hatten, wer welche Kraterlöcher entzünden sollte, ging es los. Ein Junge übernahm das Kommando. Unermüdlich blieben die Kinder dabei, hielten immer wieder Rücksprache miteinander und unterstützen sich, wenn ein Feuer drohte, gleich wieder zu erlöschen. Die Rauchschwaden, die mittlerweile durch den Garten zogen, lockten noch mehr Erwachsene und Kinder an. Trotz des großen Publikums gingen die fünf Kinder verantwortungsvoll mit dem Feuer um und waren mit großem Ernst bei der Sache. Das übertrug sich auch auf die Zuschauer, die einen respektvollen Abstand zum Feuer einhielten.

Ausblick: So ging es weiter

Von dem rauchenden Vulkan fasziniert, ahmten andere Kinder die Aktion im Sandkasten nach. Die vier Jungen und das Mädchen spielten auch weiterhin ihr Rollenspiel. Außerdem brachten sie während verschiedener Gestaltungsaktionen ihre inneren Bilder rund um Vulkanausbrüche zum Ausdruck: Sie malten mit Kohle aus unserer Feuerstelle oder gestalteten mit Wachsmalkreide auf saugfähigem Papier Vulkanbilder. Für Letztere zerkleinerten sie die Kohle, vermischten sie mit Kleister und übermalten damit ihre Bilder. Dadurch entstand der Anschein, einen Vulkan durch Rauchschwaden zu sehen.

Begleitung: Die Rolle der pädagogischen Fachkraft

Während des gesamten Prozesses war ich innerlich hoch beteiligt und strahlte Ruhe und Gelassenheit aus. Ich hielt mich fasziniert im Hintergrund und bestärkte die Kinder darin, sich weiter auszuprobieren. Generell brauchte es von meiner Seite aus nicht viele Worte an die Kinder. Während unserer Waldtage sammelten sie intensiv Erfahrungen im Umgang mit Feuer. Deshalb vertraute ich auf ihr Können und zeigte ihnen dies.

Nachmachen: So selbst ausprobieren

Bei einer Aktion wie dieser haben Kinder die Möglichkeit, sich auf kreative und verantwortungsvolle Weise mit Feuer auseinanderzusetzen. Vorerfahrungen sind jedoch wichtig, bevor die Kinder allein mit Feuer hantieren. Schätzen Sie den individuellen Erfahrungsstand jedes Kindes in Bezug aufs Feuermachen und auf den Umgang mit diesem Element gut ein und begleiten Sie alle Kinder entsprechend. Kinder mit mehr Erfahrungen können in Gruppen mit Kindern zusammenarbeiten, die weniger Erfahrungen haben. Seien Sie stets präsent und selbst den Kindern ein Vorbild. Denn durch Sie lernen die Kinder den Umgang mit Feuer „am Modell“ kennen. Wenn Sie sich mit Faszination auf dieses Element einlassen können und Freude am Feuermachen haben, merken das auch die Kinder. Genauso verhält es sich, wenn Sie unsicher oder ängstlich sind.
Für ein Vulkanprojekt ist generell eine feuerfeste Umgebung im Außengelände wichtig, wie bspw. der Sandkasten. Sand oder Erde können die Kinder mit Schaufeln oder mit ihren Händen zu Vulkankegeln aufhäufen. Zeitungspapier, Äste, Heu, Stroh usw. dienen als Brennmaterial. Legen die Kinder kurze Streichhölzer dazwischen, sorgen diese für interessante Effekte, wenn sie abbrennen. Entzünden können die Kinder alles mit langen Streichhölzern. Halten Sie immer mind. einen Eimer mit Wasser zum Löschen bereit.
Haben Eltern, Kinder oder pädagogische Fachkräfte Vulkangebiete bereist, können deren Erfahrungsberichte das Interesse der Kinder am Thema wecken oder ihre Vorstellungskraft anregen. Bildmaterial in Büchern, auf Postkarten usw. unterstützt diesen Prozess ebenfalls.

Kompetenzen fördern

ICH-KOMPETENZ

  • Die Kinder erleben, dass sie sich mit ihrem Verhalten dem Feuer anpassen müssen, es aber auch bis zu einem bestimmten Punkt beeinflussen können.
  • Sie erfahren, dass sie fokussiert sein müssen, damit das Feuer nicht erlischt.

SOZIALE KOMPETENZ

  • Die Kinder arbeiten gemeinsam an einem Ziel und fühlen sich in der Spielgemeinschaft mit ihren Erfahrungen ernst genommen.
  • Sie übernehmen Verantwortung für sich und andere, um Verletzungen zu vermeiden. 

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