Immer „on“

Psychische Erschöpfungszustände, vor allem bedingt durch Arbeitsbelastung, aber auch durch den Freizeitstress, haben drastisch zugenommen. Es ist Zeit für Muße. Angeregt von Martin Ramb und Holger Zaborowski tragen Gelehrte wie Künstler hierzu ihre Überlegungen vor.

Die Muße sei, so der Maler Gerhard Mevissen, ein „großes Geschenk“, aus dem sich ein „gelassenes Schaffen“ entfalten könne. Ein „gezielt dosiertes Innehalten“ empfiehlt auch Ralph Lorz. Von „Oasen der Ruhe“ spricht Erny Gillen. Sie sollen ein „Eintreten in die Stille, ein Tun ohne Handlung“ ermöglichen. Solche Freiräume können sich auch beim „Anstehen an der Kasse“ ergeben. Von einer „fröhlichen Zeitvergessenheit“ spricht Hartmut Sommer.

Heute, so die Autoren, müsse anerkannt werden, dass Arbeit generell Sinn stiftet: „Jede Arbeit, jeder Mensch hat in diesem System eine Aufgabe und eine Funktion.“ Aus der „Interaktion“ entsteht ein Ganzes, ein „integratives Nebeneinander von Hierarchie und Netzwerk“ sei erforderlich.

Etliche zeitkritische Diagnosen enthält der Band ebenso. Andrea Stoll denkt über die politische Entwicklung in den USA unter Trump nach, als Unternehmer der mächtigste Vertreter einer „global entfesselten Wirtschaftselite“. Die digitale Erschöpfung breite sich weltweit aus: „Wir mailen, simsen, liken, scrollen, downloaden, loggen uns ein und sind vor allem immer on.“ Nervosität, Müdigkeit und Unruhe nähmen zu, Phasen der inneren Einkehr blieben aus. Zaborowski versteht Muße als Korrektiv, das die „funktionalistische Logik des Alltags“ durchbricht: Nichts muss der Mensch „mit sich oder mit der Welt machen. Er darf einfach sein. Die erfüllte Zeit der Muße kann daher zu einem Bild erlösten Menschseins werden.“

Philosophisch-theologische Anregungen laden zu einem vertieften Nachdenken über die moderne Arbeitswelt ein. Auch die Bibel birgt Einsichten hierzu. Der Psalmist preist nämlich mitnichten rastlosen Arbeitseifer, im Gegenteil: „Umsonst ist, dass ihr früh aufsteht und euch erst spät niedersetzt, um das Brot der Mühsal zu essen.“ Die Besinnung auf das in Schieflage geratene Verhältnis von Arbeit und Muße erscheint nötig. Dieser Aufsatzband bietet erwägenswerte Vorschläge zu einem gelingenden Leben.

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Ramb, Martin W. (Hg.) / Zaborowski, Holger

Arbeit 5.0oder Warum ohne Muße alles nichts ist

Wallstein Verlag, Göttingen 2018, 400 S., 22 €

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