Vaterunser jüdisch-christlichDas Gebet des Juden Jesus

Ob Juden und Christen das Vaterunser gemeinsam beten sollen? Ein Versuch wäre es wert.

Vor kurzem gab es weltweit Diskussionen über das Vaterunser. Die Versuchungs-Bitte („Und führe uns nicht in Versuchung…“) sei schlecht übersetzt, meinten viele, bis hin zu Papst Franziskus: Denn wie könnte Gott, der liebende Vater, in Versuchung führen?! Einige Bischofskonferenzen haben daraufhin die Übersetzung geändert, nicht unbedingt immer überzeugend. Im deutschen Sprachraum bleibt alles beim Alten.

Dieses Buch ist kein Beitrag zu dieser aktuellen Debatte, und das ist gut so. Denn eigentlich gehört das Vaterunser nicht in die Schlagzeilen, sondern in die Herzen. Es ist das wichtigste christliche Gebet, das immer noch die meisten auswendig sprechen können. Jesus selbst hat das Vaterunser seinen Jüngern beigebracht. Es gibt direkt wieder, wie er sich den Menschen in seiner Beziehung zu Gott vorgestellt hat. Die Bedeutung dieses Gebets lässt sich daher nicht hoch genug schätzen. Es sollte selbstverständlich sein, sich immer wieder aufs Neue damit auseinanderzusetzen und um ein tieferes Verständnis zu ringen. Dieses Buch ist dafür bestens geeignet.

Thomas Söding, Professor für Neues Testament in Bochum und regelmäßiger CIG-Autor, eröffnet kundig den Hintergrund. Was heißt es etwa, den Namen Gottes zu „heiligen“? Wie kann Gott überhaupt einen Namen haben, und wie lautet dieser? Kapitel für Kapitel, Bitte für Bitte tun sich so etliche unbekannte Dimensionen des vermeintlich bestens Vertrauten auf. Allein das ist schon wertvoll. Aber dieses Buch bringt noch etwas Weiteres: den jüdischen Blickwinkel. Jesus war Jude, sein „Herzensgebet“ hat deshalb natürlich jüdische Wurzeln. Sie erschließt Moshe Navon, liberaler Rabbiner und eine Zeit lang Mitarbeiter am Lehrstuhl von Thomas Söding.

Die jüdisch-christliche Auslegung des Vaterunsers ist außerordentlich anregend. Der Leser kann besser verstehen, wie Jesus genau diese Gebetsworte gefunden hat. Zudem ist das Vaterunser, da sind die Autoren überzeugt, eine Chance, dass sich Juden und Christen heute näherkommen – im gemeinsamen Nachdenken über das Vaterunser, vielleicht sogar, indem sie es gemeinsam beten, ohne den jeweils anderen zu vereinnahmen.

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Navon, Moshe / Söding, Thomas

Gemeinsam zu Gott betenEine christlich-jüdische Auslegung des Vaterunsers

Verlag Herder, Freiburg 2018, 174 S., 20 €

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