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1. Herausforderndes Verhalten

Ob zu laut oder zu leise, aggressiv oder gehemmt - besondere Verhaltensweisen von Kindern können sich im Alltag durch externalisierende oder internalisierende Ausprägungen zeigen. In jedem Fall erfordern die dadurch als herausfordernd wahrgenommenen Verhaltensweisen meist einen speziellen Umgang und eine besondere Herangehensweise. Auffälliges Verhalten zeichnet sich dadurch aus, dass es von der sozialen Norm abweicht. Inwiefern diese soziale Norm aber beschaffen ist oder nicht, hängt unter anderem von der eigenen Wahrnehmung ab. Denn was einen herausfordert, richtet sich nach der eigenen Person - es ist kontext- und interaktionsabhängig. Herausfordernde Verhaltensweisen können verschiedene Ursachen haben, die meistens im Kind selbst liegen und dann im Aushandlungsprozess mit der Umwelt zutage treten. Einen Einfluss hat aber auch das Umfeld mit Familie und Peer-Group oder allgemeine Rahmenbedingungen der Kita. Ob eine Verhaltensauffälligkeit vorliegt, kann erst nach gründlicher Beobachtung, diagnostischen Verfahren und Gesprächen mit Personen aus dem Umfeld des jeweiligen Kindes gesagt werden.

2. Ein systemischer Blick

Herausfordernde Verhaltensweisen können nur in ihrem jeweiligen Kontext verstanden werden - dazu braucht es ein methodisches Vorgehen, das verschiedene Faktoren berücksichtigt und vielfältige Handlungsoptionen ermöglicht. Mithilfe der systemischen Perspektive können Wechselwirkungen zwischen Menschen und ihrer Umwelt betrachtet werden. Im Vordergrund steht dabei die Frage, welche Funktion bestimmte Verhaltensweisen in ihrem Kontext haben. Dabei geht es nicht um linear-kausale Erklärungen, sondern um die Aufdeckung von Wechselwirkungen: Welche Faktoren tragen dazu bei, dass das jeweilige Verhalten aufrecht erhalten wird? Die individuellen Symptome werden dabei als Ergebnis von Interaktionsmustern verstanden. Dieser Perspektivwechsel ermöglicht es den Fachkräften, den defizitorientieren Blick zu überwinden und die Stärken und Ressourcen des Kindes gezielter wahrzunehmen. Wenn das Kind sich in seinen Bedürfnissen verstanden und angenommen fühlt, können Veränderungen initiiert und alternative Verhaltensweisen erlernt werden.

3. Der Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen

Auf der Handlungsebene ist es wichtig, als Team gemeinsame Entscheidungen zu treffen und diese auch so auszuführen. Ist es in erster Linie zwar bedeutsam, die jeweilige Situation mit dem Kind zu beobachten, und sich selbst und die eigenen Ansichten und Handlungen zu reflektieren, so können gemeinsam im Team Lösungen für die Situation erörtert werden. Im Mittelpunkt sollte dabei immer das Kind und die jeweilige Fachkraft stehen, die sich durch das kindliche Verhalten herausgefordert fühlt. Gehandelt werden sollte dann sowohl in Bezug auf das Kind und die Eltern als auch auf die Einrichtung, ihre Rahmenbedingungen, das Team und die Fachkräfte. Es gilt, jede Ebene auf ihre Art und Weise zu beachten. In Gesprächen kann mit den beteiligten Parteien gearbeitet und eine Entlastung der Situation herbeigeführt werden. Wichtig ist zudem, die daraufhin unternommenen Handlungen am Ende zu überprüfen und zu reflektieren, ob, und inwiefern eine Änderung auf den unterschiedlichen Ebenen herbeigeführt werden konnte.