Ein von der früheren Ordensschwester Doris Wagner anzüglicher Äußerungen und Gesten bezichtigter Mitarbeiter der römischen Glaubenskongregation hat seinen Posten in der Kurie niedergelegt und fordert die Prüfung der Anschuldigungen durch ein neutrales Kirchengericht. Wie der Vatikan Ende Januar mitteilte, quittierte der österreichische Pater Hermann Geißler, Abteilungsleiter der Sektion für Lehrfragen in der Behörde und Mitglied der geistlichen Gemeinschaft „Das Werk“, seinen Dienst in Rom, um „weiteren Schaden von der Glaubenskongregation und von seiner Gemeinschaft abzuwenden“. Doris Wagner, die zwischen 2002 und 2011 ebenfalls Mitglied des „Werks“ war, hatte dem Pater mehrfach öffentlich vorgeworfen, sie im Beichtstuhl sexuell belästigt zu haben (vgl. dieses Heft, 11). Pater Geißler bestreitet dies, spricht dagegen von einer tröstenden Berührung an der Wange und legt Wert auf eine offizielle vatikanische Untersuchung, die mittlerweile läuft
Pater Geißler bestreitet dies, spricht dagegen von einer tröstenden Berührung an der Wange und legt Wert auf eine offizielle vatikanische Untersuchung, die mittlerweile läuft. Anders als vielfach in deutschen Medien dargestellt, legt Doris Wagner dem Beschuldigten keine Vergewaltigung zur Last. Diesen Vorwurf hatte sie vor Jahren einem anderen Pater des „Werks“ gemacht, ohne ihn freilich beweisen zu können, weshalb österreichische und deutsche Justizbehörden entsprechende Ermittlungen einstellten. Allerdings führten ihre Angaben dazu, dass „Das Werk“ 2013 Gegenstand einer apostolischen Visitation wurde. An deren Ende mahnte der Vatikan Reformen an, etwa eine Revision der Konstitutionen und die Einführung eines Generalkapitels. „Das Werk“ gehört zu den „Familien des geweihten Lebens“, deren Besonderheit darin besteht, dass Frauen und Männer ihnen gemeinsam angehören. Lucas Wiegelmann