Friedrich-Ebert-StiftungWie politisch darf Theologie sein?

Für den kirchenpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Lars Castellucci, ist die Sache klar: Wenn er in die Kirche geht, will er keine Politik hören. Wenn er selbst eingeladen wird, hält er keine „Kanzelrede“. „Ich komme nur, wenn ich eine Predigt halten darf“, sagte Castellucci im Dezember bei einer Tagung der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin. Das Thema der Veranstaltung: „Die Rolle der Theologie in Deutschland“. Für die übrigen Teilnehmer der Diskussion war dieses Thema allerdings längst nicht so klar wie für den Baden-Württemberger.

Die Theologie habe die Aufgabe, „die Religion vor der feindseligen Übernahme durch ihre eigenen Anhänger zu retten,“ meinte etwa der Frankfurter Professor für islamische Theologie, Harry Harun Behr. Ähnlich sah es der emeritierte Praktische Theologe an der Berliner Humboldt-Universität, Rolf Schieder. „Die Theologien in Deutschland tragen zur Zivilisierung der Religion durch Bildung bei“, so Schieder. „In Deutschland kommt kein Religionslehrer auf die Idee, Kreationismus zu lehren.“

„Wo die Gesellschaft in der Gefahr ist, selber wie Gott zu agieren, muss die Theologie Relativierungen einbringen“, sagte dagegen der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD). „Die Theologie hat die Aufgabe, manche politische Entscheidung zu erschweren.“ Und dann bezog der katholische SPD-Politiker deutlich Position auch gegen den kirchenpolitischen Sprecher der eigenen Partei. „Eine Predigt, die keine Verbindung ins Jetzt mehr hat, ist lebensfremd“, sagte Thierse. „Die akademische Theologie ist viel zu spezialistisch geworden und traut sich nicht mehr in die Öffentlichkeit – denn da findet ja die Schlacht statt, und man könnte sich blutige Nasen holen.“ Benjamin Lassiwe

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