Gespräche mit den PiusbrüdernPapst Franziskus schafft die Dialog-Kommission „Ecclesia Dei“ ab

Die römische Glaubenskongregation hat endgültig die Federführung beim Dialog des Vatikans mit den traditionalistischen Piusbrüdern zugesprochen bekommen. Wie Papst Franziskus Mitte Januar in einem Motu Proprio anordnete, wird die Päpstliche Kommission „Ecclesia Dei“, die bisher für dieses Thema zuständig war, aufgelöst. Ihre Aufgaben sowie ihr Etat sind künftig in einer neuen Sektion der Glaubenskongregation angesiedelt. Zur Begründung hieß es, die Glaubenskongregation habe um diesen Schritt gebeten, da die Gespräche mit der Piusbruderschaft heute nur noch von Fragen der Lehre abhingen und deshalb direkt von der Kongregation geführt werden müssten. „Diesem Ansinnen habe ich zugestimmt“, so Papst Franziskus in dem Schreiben. Den Kontakt zu den abtrünnigen Traditionalisten soll künftig der Churer Bischof Vitus Huonder halten. Der 76-Jährige wird im Frühjahr als Diözesanbischof zurücktreten und sich dann nach Wangs im Kanton Sankt Gallen zurückziehen, wo die Piusbrüder eine Schule betreiben.

Johannes Paul II. hatte die Kommission „Ecclesia Dei“ 1988 ins Leben gerufen, unmittelbar nachdem Piusbrüder-Gründer Marcel Lefebvre (1905‒1991) unerlaubterweise vier Bischöfe geweiht hatte. „Ecclesia Dei“ sollte diejenigen Sympathisanten Lefebvres, die vor einem endgültigen Bruch mit dem Papst zurückschreckten, in der Kirche halten und entsprechende Maßnahmen erarbeiten. Seitdem hat Rom auf zwei Feldern Zugeständnisse an die Traditionalisten gemacht: Benedikt XVI. rehabilitierte die alte Messe als außerordentliche Form des Gottesdienstes. Und er hob die Exkommunikation der vier von Lefebvre geweihten Bischöfe auf. Die grundlegenden Streitfragen auf den Gebieten der Liturgie und der Kirchendisziplin zwischen Rom und den Piusbrüdern gelten seitdem als beigelegt. Die Uneinigkeit auf dem Feld der Doktrin blieb allerdings bestehen. Die Piusbruderschaft lehnt Teile der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils ab, vor allem die Aussagen zur Religions- und Gewissensfreiheit sowie zur Ökumene. Solange das so bleibt, sieht der Heilige Stuhl keine Basis für einen Weg zurück zur vollen Kirchengemeinschaft.

Unter Franziskus hatte sich das Verhältnis zu den Piusbrüdern zunächst entspannt. Deren langjährigen Generaloberen Bernard Fellay lobte der Papst 2016 als „einen Mann, mit dem man reden kann“. Im Sommer 2018 wählte die Priesterbruderschaft allerdings einen neuen Oberen, den Italiener Davide Pagliarani. Er setzt bisher auf Abrenzung. Erst im Dezember 2018 hat er in einem Interview die Forderung bekräftigt, Rom solle Teile des Zweiten Vatikanums als falsch verwerfen. „Wir sind überzeugt, dass ein Papst das eines Tages tun und zur reinen Lehre zurückkehren wird, die vor diesem Konzil maßgeblich war“, so Pagliarani. Lucas Wiegelmann

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