Kreuzzüge damals und heute

Zu den weltweit besten Kennern der Kreuzzüge zählt Jonathan Riley-Smith, der englische 2016 gestorbene Historiker. Mehrere Bücher zum Thema stammen aus seiner Hand. Das vorliegende Werk, das 1987 erstmals erschienen ist, wurde seitdem mehrfach gründlich überarbeitet. Es zeichnet sich durch klare Begrifflichkeit, Übersichtlichkeit, pluralistische Perspektiven und gute Charakterisierung wichtiger Gestalten aus. Das ist vor allem in diesem Themenbericht wichtig, der immer noch sehr unübersichtlich ist, weil es zu vielen Einzelszenen, Problemen und Personen in der Forschung unterschiedliche Auffassungen gibt. Man findet in dem Buch einen informativen Überblick über die verschiedenen Definitionen und Verständnismöglichkeiten der Kreuzzüge in der Forschung. Veraltete Annahmen werden vorgestellt und kritisiert. Polemik findet sich kaum. So ist hier ein Lese- und Nachschlagewerk von hoher Qualität entstanden.

Bemerkenswert ist eine eigene Definition der Kreuzzüge, die nicht der üblichen Zählung von sieben Kreuzzügen und mehreren kleineren Feldzügen in der Zeit vom 11. bis zum 13. Jahrhundert folgt, die die Eroberung Jerusalems zum Ziel hatten. Für Riley-Smith finden Kreuzzüge bis in das 19. Jahrhundert hinein statt, und zwar immer da, wo Streitigkeiten mit religiösen Belangen vernetzt sind. So sind die Kämpfe der Kirche gegen die Hussiten im 15. Jahrhundert für ihn Kreuzzüge. Selbst die Frage, ob es auch in Zukunft Kreuzzüge geben könne, wird durchdacht.

Dass die aus einfachen Verhältnissen kommenden Kreuzfahrer, die sich „Ritter“ nennen durften, meist aus Frömmigkeit und Bußgesinnung nach Jerusalem zogen, wird klar herausgestellt. Darin unterscheiden sie sich deutlich von den geistlichen und weltlichen Herrschern, die mit den Kreuzzügen Interessen wie Machtgewinn und Reichtum verfolgten.

Das Buch erschließt auch zentrale Einblicke in die allgemeine Kirchengeschichte. Die religiösen, ethischen, wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Dimensionen werden herausgearbeitet, außerdem wie die Kreuzzüge das Verhältnis von Christentum und Islam bis heute belasten.

Ein ausführliches Literaturverzeichnis – auch zu den Ritterorden jener Zeit – sowie ein gutes Namens- und Ortsverzeichnis erleichtern den Umgang mit dem gewichtigen Werk. Die beigegebenen Karten, die nur in Schwarz-Weiß ausgeführt sind, hätten jedoch eine bessere Qualität verdient.

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Riley-Smith, Jonathan

Die Kreuzzüge

(Philipp von Zabern Verlag, Darmstadt 2016, 484 S., 49,95 €)

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