BuchrezensionWorte für heute

Schon vor diesen Zeiten, in denen das Abstandsgebot das Leben bestimmt, gehörten Lücken – gerne auch mal größer als nur anderhalb Meter – zum prägenden Bild vieler Gottesdienste und kirchlicher Veranstaltungen. Zu den vielen Gründen, die als Ursache dafür zu nennen wären, gehört sicher die in Liturgie und Verkündigung für gewöhnlich verwendete Rede. Doch es ist möglich, über christliches Glauben und Hoffen so zu sprechen, dass es berührt, dass es zu eigenem Nach- und Weiterdenken anregt – mich in meinem eigenen Hoffen und Glauben befragt und inspiriert. Das führen die in diesem Band zusammengetragenen Reden und Predigten Fulbert Steffenskys eindrücklich vor Augen.

Der Bogen der Anlässe ist dabei weit gespannt: Er reicht von bibeltheologischen Auslegungen (wie etwa zur Geschichte von Jakob und Esau, gehalten auf dem Kirchentag 2017 in Berlin) über biographische Skizzen (wie etwa zu Heinrich Böll) und autobiographische Reminiszenzen (wie der Brief an die Enkelkinder), kirchliche Beobachtungen (wie etwa der Rede „Was mich mein Bischof fragen sollte, wenn ich Pfarrer wäre“) und politisch eingefärbte Einsprengsel („Notwendige Irrtümer. Was haben wir Linken falsch gemacht?“) bis hin zur Auseinandersetzung mit existenziellen Themen wie „Heimat“, „Tod“ und „Endlichkeit“. Den von Steffensky vorgetragenen „Überlegungen zum Gottesdienst mit Unkundigen“ wäre gar zu wünschen, dass sie fortan zur Pflichtlektüre der in Seelsorge und Liturgie Tätigen zählen würden.

So unterschiedlich die Fragestellungen und Themen sind, immer verbinden sich darin doch zwei Grundmelodien. Zum einen eine an Literatur und Lyrik geschulte Sprache, der es gelingt, auf der Höhe der Zeit zu sein und darin zugleich getragen zu sein von der Weisheit der Tradition. Zum anderen die Bereitschaft, sich vom anderen in Frage stellen zu lassen und die durch dessen Fragen gewonnene Position selbst als vorläufig, als offen für eine andere, neue Sichtweise zu verstehen.

So gesehen sind die „Fragmente der Hoffnung“ Steffenskys mehr als nur eine Ermutigung zum eigenen Hoffen und Glauben. Sie zeigen eben auch auf, was möglich wäre, würde von der christlichen Glaubenstradition in einer Sprache geredet, in der deren „atemberaubende Schönheit“ so ansichtig wird, dass sie auch dem, der nicht glauben will oder kann, „einleuchtet“.

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Steffensky, Fulbert

Fragmente der Hoffnung

(Radius-Verlag, Stuttgart 2019, 189 S., 18 €)

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