Gavin Ashenden und die Anglikanische KircheWarum der Hauskaplan der Queen katholisch wurde

Die Königin von England ist Oberhaupt der Kirche von England. Dass ihr ehemaliger Hauskaplan Gavin Ashenden neulich in die katholische Kirche übergetreten ist, kommt einem kleinen Erdbeben gleich. Der 65-jährige Geistliche, der am vierten Advent von Bischof Mark Davies von Shrewsbury aufgenommen worden ist, erklärt seinen Schritt damit, dass die anglikanische Kirche „einen Zusammenbruch ihrer inneren Integrität“ erlebt. Sie habe sich „vom Abstieg in eine säkulare Gesellschaft und von der postchristlichen Kultur verschlucken lassen“.

Warum werden einige Anglikaner katholisch?

Die Zulassung von Frauen zum Priester- und Bischofsamt sowie die Segnung homosexueller Beziehungen hat bereits in vorangegangenen Jahren viele hochkirchlich denkende Anglikaner ihrer Glaubensgemeinschaft entfremdet. Nicht wenige – darunter zahlreiche verheiratete Geistliche – haben sich daraufhin der katholischen Kirche angeschlossen.

Gavin Ashenden war bereits 2017 von seinem Amt als „Kaplan Ihrer Majestät“ zurückgetreten, weil er den liberalistischen Tendenzen im Kirchen- und Glaubensverständnis nicht mehr folgen wollte. Zuletzt hatte er den Bau einer Minigolfanlage in der mittelalterlichen Kathedrale von Rochester als „Verzweiflungstat“ scharf kritisiert. Anscheinend halte die anglikanische Kirche die Menschen für „so trivial, dass sie mit einem Golfplatz zur Suche nach Gott geleitet werden könnten“. Vor allem Personen aus dem katholisierenden Flügel der Church of England, die sich in ihren Werten treu gegenüber der Überlieferung und der Bibel verpflichtet sehen, fühlten sich „marginalisiert“ und „ausgebuht“.

Protest gegen Koran-Lesung in Glasgow

Ashenden hatte unter anderem Aufsehen erregt, als er vor zwei Jahren öffentlich gegen die Lektüre eines Kapitels des Koran in der anglikanischen Kathedrale von Glasgow protestierte. Ashendens Ehefrau war bereits vor zwei Jahren katholisch geworden. Ob er in der katholischen Kirche sein geistliches Amt weiter ausüben wird wie zahlreiche seiner Kollegen, ist bisher nicht gemeldet worden.

Papst Benedikt XVI. hatte 2011 ein Personalordinariat „Unserer Lieben Frau von Walsingham“ auf dem Gebiet von England, Schottland und Wales einrichten lassen. In diese bistumsähnliche, jedoch territorialübergreifende Institution werden Gläubige und Gruppen aufgenommen, die vormals der Kirche von England und der Kirche in Wales angehörten. Sie stehen nun in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche und dürfen ihr besonderes anglikanisches Erbe liturgisch und spirituell bewahren, auch ihre verheirateten Priester.

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