Den Extremismus im Islam stoppen

Die jemenitisch-schweizerische Politikwissenschaftlerin Elham Manea kritisiert radikale Strömungen im Islam - mit Kompetenz aus ihrer Innensicht.

Wen der Judenhass mancher Muslime verzweifeln lässt, wer froh ist, dass in Deutschland nach jahrelangem Ignorieren minderjährige Musliminnen nicht mehr zwangsverheiratet werden können, wem das pauschale „Der Islam gehört zu Deutschland“ angesichts dschihadistischer Terrorakte Unbehagen bereitet, findet in Elham Maneas Buch fundierte Hilfe zu kritischer Stellungnahme – ohne fürchten zu müssen, „des Rassismus oder der Islamophobie bezichtigt“ oder ins rechtspopulistische Lager abgeschoben zu werden. Als Tochter eines arabischen Diplomaten, aufgeklärten Humanisten und Freidenkers hat die Autorin unterschiedliche Formen des Islam beziehungsweise des Islamismus kennengelernt. Während sie in einer gemischten Schule in Marokko erkannte, dass „Jungen nichts Besonderes“ seien, erlebte sie im Jemen strikte Geschlechtertrennung. Als Pubertierende wurde sie in den frühen Achtzigern von Lehrerinnen der Muslimbruderschaft im „wahren Weg des Islam“ unterwiesen, aber bald fühlte sie sich vom dort propagierten Judenhass, dem Gebot der Unterwerfung der Frau unter den Mann sowie der Missionierung durch Gewalt abgestoßen. Heute lehrt die Frauen- und Menschenrechtlerin an der Universität Zürich über Politischen Islam und Radikalisierung, Gender und Politik im arabischen Raum.

Wenn sie in ihrem gut lesbaren und empfehlenswerten Buch ausführlich über die „Bürde des weißen Mannes“ schreibt, hält Elham Manea uns Christen, Deutschen, „Gutmenschen“, Linksliberalen – oder wie sie sagt: den Essentialisten – den Spiegel vor: Motiviert sowohl vom Wunsch nach Gerechtigkeit als auch Schuldgefühlen wegen der kolonialen Sünden des Westens stehen Essentialisten für die Menschenrechte der ehemaligen Kolonien ein. „In ihrem Beschützerdrang aber machen sie sich am Ende zu ungewollten Verbündeten der Islamisten, die sie für authentische Stimmen ihrer Gemeinschaften halten.“

Was tun? „Inklusive Moscheen“ wie die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin unterstützen, eine Moschee, die Elham Manea 2017 mitgegründet hat und in der der Islam gelebt wird, der zu Deutschland gehört. Was noch? Weiterhin unsere hart erkämpften westlichen Werte verteidigen, rät die Autorin, und zwar in Solidarität mit Initiativen wie „Stop extremism“, in der sich Europäer islamischer Kultur rechtem und islamistischem Extremismus widersetzen. Immerhin lebt die Mehrheit der Opfer des gewaltbereiten Islamismus in muslimischen Ländern selbst: Irak, Afghanistan, Nigeria, Syrien und Pakistan, fünf Länder, auf die im Jahr 2016 drei Viertel aller Terrorismusopfer fielen. Daniela M. Ziegler

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Manea, Elham

Der alltägliche IslamismusTerror beginnt, wo wir ihn zulassen

Kösel-Verlag, München 2018, 286 S., 20 €

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