Schlafmangel bei ElternWieder ständig wach

Nicht nur Kinder, auch Eltern haben oft Probleme beim Ein- oder Durchschlafen. Damit sich daraus keine Schlafstörungen entwickeln, sollten sie rechtzeitig reagieren

Wieder ständig wach
Schlafmangel bei Eltern hat viele Gründe © praetorianphoto - iStock

"Einmal eine Nacht durchschlafen!“ Dieser Wunsch klingt banal. Doch wenn Kinder auf die Welt kommen, ist der Schlaf nicht mehr derselbe. Gerade im ersten Lebensjahr des Kindes können viele Eltern von einer erholsamen Nacht nur träumen. Es dauert nun mal seine Zeit, bis sich der Schlafrhythmus des neuen Familienmitglieds entwickelt. Und selbst wenn die Kinder aus dem Gröbsten heraus sind, bedeutet es nicht gleichzeitig, dass die Nächte für Eltern so erholsam werden wie früher. Denn schließlich können auch Klein- und Schulkinder mal krank sein oder schlecht träumen und nach den Eltern verlangen. Welchen gravierenden Einfluss das Schlafverhalten von Kindern auf den Schlaf der Eltern tatsächlich hat, konnten Forscher der Universität Warwick in Großbritannien anhand von Daten aus Deutschland zeigen. Demnach kann es nach der Geburt bis zu sechs Jahre dauern, bis Eltern wieder so schlafen können wie vorher. Dabei seien Mütter stärker betroffen als Väter. Sie würden in den ersten drei Monaten eine Stunde weniger schlafen, Väter hingegen nur 13 Minuten. Und selbst wenn die Kinder schon vier bis sechs Jahre alt sind, bekämen Mütter immer noch 20 Minuten weniger Schlaf pro Nacht. Die Begründung der Forscher: Mütter seien über viele Jahre die wichtigste Bezugsperson für ihr Kind.

Nicht einfach: die Balance finden

Doch wie gut Mütter und Väter schlafen, hängt auch maßgeblich von ihrer Work-Life-Balance ab, also dem Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben: Auf der einen Seite müssen die Kinder versorgt, der Haushalt gemacht und die Partnerschaft gepflegt werden, auf der anderen Seite warten die Anforderungen im Job. Als ob das nicht schon genug wäre, setzen sich Mütter und Väter häufig mit Sorgen und Ängsten auseinander. Da wundert es nicht, wenn das Abschalten in der Nacht schwerfällt. Der Report Gute Arbeit des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) aus dem Jahr 2017 hat die Vereinbarkeit von Familie und Beruf untersucht. Demnach sind 41 Prozent der Beschäftigten – 37 Prozent der Männer und 47 Prozent der Frauen – von ihrer Arbeit so erschöpft, dass es ihnen schwerfällt, Familie und Job unter einen Hut zu bringen. 27 Prozent können Job und Familie aus zeitlichen Gründen nur schwer vereinbaren; das betrifft vor allem Menschen, die nachts, abends oder am Wochenende arbeiten.

Wenn Schlafmangel chronisch wird

Ein Erwachsener benötigt pro Nacht etwa siebeneinhalb Stunden Schlaf. „Allerdings ist das Schlafbedürfnis individuell sehr unterschiedlich und schwankt um plus/minus etwa eine Stunde“, sagt Dr. Alfred Wiater von der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. Wer auf Dauer sogar weniger als sechs Stunden schläft, schädigt seine Gesundheit, denn Schlafmangel schwächt das Immunsystem und macht es anfälliger für Infektionen. Außerdem ist das Risiko für Krebs, Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Depressionen und Diabetes erhöht. Doch nicht nur das: Auch die Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit leiden, was am Arbeitsplatz schnell zu Problemen führen kann. Ein paar unruhige Nächte verkraften Körper und Geist vielleicht noch. Problematisch wird es, wenn daraus Schlafstörungen entstehen. Mediziner sprechen davon, wenn jemand über drei Monate an mindestens drei Tagen pro Woche nicht gut ein- oder durchschlafen kann und tagsüber vermehrt gereizt, müde, unkonzentriert und ungeduldig ist. Spätestens dann sollte ein Schlafmediziner aufgesucht werden. Eltern sollten ihren Schlaf und ihr Befinden daher beobachten und rechtzeitig reagieren. Denn: „Das Problem ist, dass sich Schlafstörungen verselbstständigen können. Hierbei spielen besonders negative Assoziationen eine Rolle, die den Schlaf beeinträchtigen. Das geht so weit, dass manche Menschen schlecht schlafen, weil sie Angst haben, nicht schlafen zu können“, sagt Dr. Wiater. Damit es nicht so weit kommt, rät er Eltern, sich regelmäßig eine Auszeit zu nehmen und den Freiraum für Dinge zu nutzen, die ihnen guttun. Seine weiteren Tipps: tagsüber eine halbe Stunde an die frische Luft gehen, um – auch bei bedecktem Himmel – vom Sonnenlicht zu profitieren, regelmäßig Sport treiben und abends zur Ruhe kommen, „ohne online und ständig erreichbar zu sein“. Auch Rituale mit Entspannungsmusik und -übungen oder Lesen können helfen, um wieder bei sich selbst anzukommen. „Bleibt die Schlafstörung über Monate bestehen, ist die kognitive Verhaltenstherapie die Therapie der Wahl“, berichtet der Mediziner. Bei dieser Form der Psychotherapie lernen Betroffene unter anderem Verhaltensweisen, die einen erholsamen Schlaf fördern. Neuerdings könne eine solche Therapie auch als App verordnet werden.

kizz Tipp

Wer schon immer wissen wollte, wie viel Schlaf er seit der Geburt seiner Kinder verloren hat, kann sich die verlorene Zeit von einem Schlafmangel-Rechner ausrechnen lassen. Das britische Einzelhandelsunternehmen Hillarys bietet diesen kuriosen Service an. Eltern geben einfach das Alter eines oder mehrerer Kinder an und bekommen innerhalb weniger Sekunden das Ergebnis.

www.hillarys.co.uk/static/loss-sleepcalculator- for-parents

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