Bildungsangebote in der KitaWas macht mein Kind den ganzen Tag?

Nie wieder lernen Kinder so schnell und so viel wie in den ersten Lebensjahren. Eltern fragen sich, mit welchen Bildungsangeboten die Kita ihre Entwicklung unterstützt

Was macht mein Kind den ganzen Tag?
Kindertagesstätten sind Lernorte für Motorik, Sprache und Empathie © Westend61 - Getty images

Kinder stecken voller Ideen, sie sind neugierig und wollen verstehen, was um sie herum geschieht. Von Geburt an erschließen sie sich die Welt und setzen sich ihrem Entwicklungsstand entsprechend mit deren Phänomenen auseinander. In Kita oder Kindertagespflege werden die Mädchen und Jungen nicht nur beaufsichtigt und betreut, die Einrichtungen sind vor allem Bildungsorte. Denn jedes Kind hat das Recht auf Erziehung und Bildung. So hat es im Jahr 1989 auch die UN-Kinderkonvention definiert. Diesem Anspruch tragen die Orientierungs- und Bildungspläne Rechnung, die für die Arbeit der Kindertageseinrichtungen entwickelt wurden.

Da die Verantwortung für Bildung bei den Bundesländern liegt, unterscheiden sich ihre Bildungs pläne etwas voneinander. In ihnen sind die verschiedenen Entwicklungs- beziehungsweise Lernfelder definiert. In Baden-Württemberg etwa gibt es die Unterteilung in die Bereiche „Körper“, „Sinne“, „Sprache“, „Gefühl und Mitgefühl“, „Sinn, Werte, Religion“ und „Denken“. Auch wenn die Bezeichnungen in den anderen Bundesländern leicht abweichen, liegen überall dieselben Anliegen und Entwicklungsziele zugrunde. Kindertagesstätten haben den Auftrag, den Kindern grundlegende Kompetenzen zu vermitteln und deren Persönlichkeit zu stärken, ausgehend von den individuellen kindlichen Bedürfnissen. Die Jungen und Mädchen sollen sich zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Menschen entwickeln können. Partizipation, Inklusion und eine wertschätzende Anerkennung von Unterschiedlichkeiten sind dabei wichtige Grundprinzipien. Aufgabe der Einrichtungen ist es zudem, die Lernmotivation der Kinder aufrechtzuhalten. Denn die Grundlage für den lebenslangen Lernprozess ist die Freude am Lernen.

Viel Spielraum in der Gestaltung

Wie die Einrichtungen ihren Bildungsauftrag erfüllen, bleibt ihnen überlassen. Die Bildungspläne geben, anders als die Lehrpläne an den Schulen, keine genauen Richtlinien vor – die festgelegten Entwicklungsziele dienen vielmehr als Orientierung für die konkrete Ausgestaltung in den Kitas. Ob nun der musikalische Bereich explizit durch entsprechende Angebote abgedeckt wird oder ob bei Ausflügen in den Wald gesungen und mit Stöcken auf Baumscheiben getrommelt wird, liegt im Gestaltungsspielraum der jeweiligen Einrichtung. Ebenso verhält es sich beispielsweise mit der Förderung mathematischer Vorläuferfertigkeiten. Auch hier gibt es ErzieherInnen, die Angebote mit speziellen Materialien und Aufgaben bevorzugen, andere zählen mit den Kindern beim Aufräumen die Bauklötze oder lassen sie beim gemeinsamen Kochen und Backen die benötigten Mengen abwiegen.

Welcher Weg der bessere ist, darüber kann es sowohl zwischen Eltern und ErzieherInnen als auch unter den Fachkräften selbst schon mal zu Auseinander setzungen kommen. Spielen und Lernen gehören bei jüngeren Kindern untrennbar zusammen, da sind sich alle einig. Keine einhellige Meinung herrscht jedoch darüber, ob auch spezielle Fördermaßnahmen notwendig sind. Die Einrichtungen entscheiden, welches pädagogische Konzept die Arbeit bestimmt, wie viele gezielte Förderangebote gemacht werden und wie die Kompetenzförderung in den Kita-Alltag eingebunden wird.

Kinder lernen...

… grundsätzlich immer und überall

… mit allen Sinnen

… im Spiel und mit anderen Kindern

… indem sie sich Regeln und Strukturen erschließen

… mit hoher Intensität und Geschwindigkeit

Bei der Wahl der Kita oder Kindertagespflege haben Eltern gegebenenfalls die Möglichkeit, dies zu berücksichtigen und können sich im Vorfeld über das Konzept sowie den Tagesablauf der Einrichtung informieren. Während der Kitazeit ihres Kindes erfahren sie dann in den Entwicklungsgesprächen oder bei der Besprechung des Portfolioordners mehr darüber und können sich die aktuelle Einschätzung der Fachkraft einholen.

Wie auch immer die Entwicklungsziele in der Praxis umgesetzt werden, das Wichtigste ist, dass die Kinder ihr Recht auf Erziehung und Bildung erfahren.

Machen Kitas zu wenig Angebote?

Das sagt die Erzieherin

Nein, denn die pädagogische Herangehensweise hat sich gewandelt. „Angebot“ war früher eine Bezeichnung für die sichtbar gewordene Arbeit in Kitas. Heute wird den Kindern Freiraum für ihre Entwicklung zugestanden. Alltagslernen und Freispiel stehen im Vordergrund, die Kinder können in ihrem Rhythmus lernen – was, wann, wo und wie sie möchten. So wird ihre Selbstorganisation und Lernmotivation gestärkt und ein nachhaltiges Lernen kann stattfi nden. Bei den früheren Angeboten hat die Erzieherin alles geplant. Das Kind durfte an dem Angebot teilnehmen und wurde bei einer „falschen“ Herangehensweise korrigiert. Wenn heute ein dreijähriges Kind alleine eine Blume bastelt, sehen die zusammengeklebten Schnipsel nicht unbedingt aus wie eine Blume. Aber das Kind ist stolz darauf, denn es hat die Blume aus seiner eigenen Vorstellung heraus geschaffen und dabei selbst Entscheidungen getroffen. Doch diese Lernfortschritte ihres Kindes sind vielen Eltern nicht klar. Sie sind verunsichert und fragen sich, ob ihr Kind genug lernt und ausreichend auf Schule und gesellschaftliche Ansprüche vorbereitet wird. Da sind die Einrichtungen gefordert: Sie müssen den Kita- Alltag transparent machen und die Eltern auf dem Weg der Veränderung mit einbeziehen.

Das sagt die Mutter

Ich finde ja, denn ich bin mit dem, was unsere Kita bietet, nicht zufrieden. Neben Essen und Schlafen besteht der Kitatag meiner Kinder nämlich aus drei Freispielphasen und bloß einem halbstündigen Angebot. In diese Zeit fallen an drei Tagen pro Woche feste Termine, zum Beispiel Sport. Es bleibt also nur an zwei Tagen Zeit für „Lernangebote“ übrig, wie ein Morgenkreis oder angeleitetes Malen. Das macht etwa ein Bild alle vier bis sechs Wochen. Auch die Deko für den Gruppenraum dürfen die Kinder nicht mitgestalten. Und während der Sommerferien entfällt diese Wochenstruktur komplett, dann wird allenfalls dann und wann ein Spielplatz angesteuert. Alles andere ist Freispiel. Das ist mir einfach zu wenig bei einer täglichen Betreuungszeit von acht Stunden! Ich erwarte keinen durchgetakteten Tag für die kleinen Mäuse. Aber ein regelmäßiger Morgenkreis, auch zugunsten der Sprachentwicklung, und ein fester Spiele-, Mal- oder Basteltag pro Woche (für die Feinmotorik) dürften doch nicht zu viel verlangt sein. Ich könnte mir auch jede Woche einen Draußentag vorstellen, zum Beispiel mit lehrreichen Spaziergängen, Werkeln mit Naturmaterialien oder im Schulgarten. Das kommt bei uns jedoch leider alles viel zu kurz.

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