Corona und SpiritualitätBleiben wir treu!

Die Pandemie scheint gerade Pause zu machen, zumindest bei uns. Aber die nächste Mutante zirkuliert bereits, und wir sollten noch ein wenig durchhalten. Christlich ist das eine Gelegenheit für Exerzitien.

Ja, bei uns sehen die Corona-Zahlen gerade gut aus. Will heißen: Sie sind niedrig. Zu Redaktionsschluss lag die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland bei 5,2 und es gab 808 Neuinfektionen binnen eines Tages. Wir dürfen längst wieder raus, treffen uns in Gruppen, besuchen einander. Auch das religiöse Leben kommt wieder in Bewegung mit leibhaftigen Begegnungen: Die Ersten feiern ihre lang ersehnte, teils mehrfach verschobene kirchliche Hochzeit und wir dürfen im Gottesdienst – zumindest hier und da – wieder singen.

Gefährdete Entspannung

Aber es liegt etwas in der Luft. Delta, eine weitere Variante des Virus, infektiöser als die anderen Mutanten, jagt Experten Angst und Schrecken ein. Portugal wird abgeriegelt und zum EM-Spiel Deutschland gegen England im Wembley-Stadion waren die Ränge zwar viel zu voll, aber Fans aus Deutschland durften nicht einreisen, weil Delta auch in Großbritannien grassiert. Und aus Israel, dem von vielen bewunderten Land, weil es seine Einwohner so zügig geimpft hat, kommen schlechte Nachrichten: Dort basieren fast alle untersuchten Infektionen auf Delta – und beinahe jeder dritte Erkrankte ist vollständig geimpft. Auch wenn die wenigsten bisher ins Krankenhaus mussten, scheint unser entspannter Sommer jedenfalls gefährdet. Delta zeigt uns also, was wir jetzt müssen: Durchhalten! Es gibt gute Gründe, die Hygiene-Maßnahmen weiter zu befolgen, nach wie vor vorsichtig zu sein. Es gilt, treu zu bleiben um unser aller Wohl.

Treu sein wie Gott

„Am wichtigsten ist doch, sich selbst treu zu bleiben“, ist heute dagegen oft zu hören, als gehe es bloß darum, irgendwie „echt“ zu sein. Die aktuelle Lage zeigt uns, dass Treue aber auch eine Angelegenheit um der anderen willen ist. Christlich ist das ohnehin ihr ureigenstes Wesen. „Treu“ ist biblisch vor allem Gott, Urbild und Urgrund unserer Treue. „So will auch ich dir danken mit Saitenspiel für deine Treue, mein Gott; ich will dir zur Harfe lobsingen, du Heiliger Israels“, lässt die Lutherbibel den alttestamentlichen, gläubigen Beter jubeln (Ps 71,22). Wenn wir von Treue sprechen, meinen wir in erster Linie nicht die bloße Selbsttreue, das Beharren auf uns selbst gegen alle Widerstände. Treue im vollen Sinn besagt eine personale Beziehung zum Du, zur Gemeinschaft. Der 1988 verstorbene Moraltheologe Bernhard Häring hat das in etwas altertümlicher, aber bewegender Sprache festgehalten: „So ruft uns das treue Liebestum Gottes am mächtigsten zur Treue. Unser ganzes von Gott geschenktes Sein ruft uns zur Treue gegen den Schöpfer.“ Und man kann hinzufügen: gegen seine Schöpfung, gegen unsere Schwestern und Brüder. So verstanden kann uns die Zeit des Durchhaltens in Treue zu wahren Exerzitien werden.

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