Lehrer sind mit radikal-islamischen Schülern oft überfordert„Keine Einzelfälle“: Islamismus im Klassenzimmer

Dass muslimische Schüler und Eltern Druck auf Schulen ausüben, ist in manchen Städten inzwischen an der Tagesordnung.

Die Enthauptung des Pariser Lehrers Samuel Paty durch einen Dschihadisten, weil er im Unterricht Mohammed-Karikaturen behandelt hatte, wirft ein Schlaglicht auf ein auch in Deutschland wachsendes Problem. Dass muslimische Schüler und Eltern Druck auf Schulen ausüben, ist in manchen Städten inzwischen an der Tagesordnung. „Offenbar sind solche Vorfälle keine Einzelfälle mehr“, sagte Bildungsministerin Anja Karliczek in der „Welt am Sonntag“. Immer öfter verlangen Eltern eine Befreiung vom Sport- und Schwimmunterricht für ihre Töchter. Sie protestieren, wenn im Unterricht die Evolution oder der Staat Israel behandelt werden. Manche verlangen sogar, dass sich die Klassenlehrer bei der Planung der Klausuren am muslimischen Kalender orientieren und im Fastenmonat Ramadan keine Tests geschrieben werden. In solchen Fällen müsse die Politik mehr tun, um „unsere Werte zu schützen und auch unseren Lehrkräften beizustehen“, so Anja Karliczek. Oft drängen „strenggläubige“ muslimische Schüler Klassenkameraden und Klassenkameradinnen, sich Scharia-konform zu verhalten, sich zum Beispiel entsprechend zu kleiden und im Ramadan gemäß den religiösen Vorschriften zu fasten.

Bisher fühlten sich die Lehrer mit dem Problem oft alleingelassen. Der Präsident des deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, sprach in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ von einem „Tabuthema“. Der alltägliche „Kleinkrieg um Religionsfragen“ im Klassenzimmer sei unglaublich anstrengend und gehe letztlich auf Kosten der Bildung aller Schüler. Trotzdem gebe es kaum Forschung zu dem Problemfeld. Die Kultusministerien schauten weg. Viele Schulen sorgten sich eher um ihren Ruf als weltoffene Integrationsräume, anstatt sich offen Hilfe zu suchen und die Situation kritisch zu bewerten. Je öfter Lehrer den oft massiv vorgebrachten Forderungen der muslimisch-fundamentalistischen Minderheit nachgeben, desto mehr wird von dieser eingefordert.

Jetzt räche sich, dass die Gesellschaft zu lange weggeschaut habe, wenn es um die Bedrohung durch einen radikalen Islam ging, sagte der algerische Schriftsteller Boualem Sansal in der „Welt“. Im Westen hätte man oft keine Ahnung von der politischen Schlagkraft des muslimischen Glaubens. „Rechts wie links bildet man sich ein, dass der Islam und der Islamismus nichts miteinander zu tun haben und es genügt, dem Islam mehr Platz zu schaffen, um den Islamismus zu verdrängen.“ Dass diese Rechnung nicht aufgeht, zeige sich besonders in Krisensituationen wie der aktuellen Pandemie. In solchen Zeiten der Schwäche bauten Islamisten ihre Macht energischer aus als sonst: „Sie kritisieren, fordern, beschuldigen, vor allem inszenieren sie sich als Opfer.“

Auch der ehemalige Vorsitzende der deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik, Kurt Edler, warnt vor einer „falschen Zurückhaltung“ im Umgang mit strengen islamischen Forderungen. Einigen Politikern „fehlt die Bereitschaft, einen auf Menschenrechten beruhenden Wertuniversalismus durchzusetzen“. Ein wichtiger Schritt, um der Radikalisierung von Schülern entgegenzutreten, sei die flächendeckende Einführung von islamischem Religionsunterricht. Erst wenn den muslimischen Schülern „eine aufgeklärte Lehrergeneration gegenübertritt, die mit beiden Beinen auf dem Boden des Grundgesetzes steht und ihnen den Islam erklären kann“, könne der fundamentalistische Einfluss aus Elternhaus und Koranschule aufgefangen werden.

Bei der Imam-Ausbildung hat die Bundesregierung ein erstes Zeichen gesetzt. Bis 2024 will sie 44 Millionen Euro für ihre Ausbildung ausgeben. Ziel ist, die Gelehrten im Inland und frei von extremistischen Lehren auf ihren Dienst vorzubereiten. Es gibt bereits sieben Hochschulen, an denen insgesamt über 2000 angehende Imame studieren. Allerdings ist es eine offene Frage, wie sehr diese Imame von der Mehrheit der islamischen Gemeinschaft als wahre Repräsentanten ihrer Religion anerkannt sind.

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