Eine Kollegin erlaubt keine Kuscheltiere im Gruppenraum

Frage aus der Praxis
© Florian Nütten

FRAGE AUS DER PRAXIS:

„Meine Kollegin toleriert es nicht, dass die Kinder ihre Kuscheltiere mit in den Gruppenraum nehmen. Diese müssen an der Garderobe bis zum Ende der Krippenzeit warten. Ich habe eine andere Auffassung . Wie kann ich vorgehen?“

(Ada Lorenz aus Bamberg)

ANTWORT DER EXPERTIN:

Kuscheltiere und Puppen sind für Kleinkinder kein beliebiges und belangloses Spielzeug. Häufig sind sie als erster persönlicher Besitz des Kindes emotional hoch besetzt. Als Übergangsobjekte geben sie Trost, Geborgenheit und Sicherheit und werden zu verlässlichen Spielgefährten. Besonders in herausfordernden Situationen, wie z. B. bei Trennungen von der Bezugsperson oder beim Schlafengehen, unterstützen Teddy und Co. Kinder dabei, Ängste zu überwinden. Die Frage nach dem persönlichen Kuscheltier oder der Lieblingspuppe erleichtert pädagogischen Fachkräften daher die Kontaktaufnahme mit dem Kind.
Eine verbindliche Gruppenregel, wie etwa die „Wartezeit für Puppe und Teddy“, ist mit Blick auf deren emotionale Bedeutung nur in Absprache mit den Kindern und im Team gemeinsam zu treffen. Möglicherweise kommt es häufig zu Besitzkonflikten, wenn Kinder ihre Puppe nicht mit anderen teilen möchten? Oder die Kinder vergessen ihre Kuscheltiere irgendwo und suchen sie kurz darauf verzweifelt? Vielleicht steht auch die Frage im Raum: „Was tun, wenn die Puppe schmutzig wird oder im Rollenspiel einen neuen Haarschnitt bekommt?“ In vielen Krippen finden Teddy und Co. ihren Platz im Eigentumsfach des Kindes. Dort warten sie auf ihren Einsatz, bis die Kinder sie zum Trost, als Spielgefährten oder Einschlafhilfe brauchen. Die Lieblingspuppe oder das Lieblingskuscheltier eines jeden Kindes ist willkommen, als persönlicher Besitz anerkannt und aufgrund seines Gefühlswertes wertgeschätzt. Kinder können durch das Spiel mit ihrer Lieblingspuppe auch andere Kinder zum Spiel mit Puppen und Kuscheltieren inspirieren und neue Spielperspektiven eröffnen.
Teddys und Puppen bereichern also den Krippenalltag. Möglicherweise fehlt ihrer Kollegin das Verständnis hierfür. Die eigene Biografie zu reflektieren, erleichtert den Zugang zur kindlichen Erfahrungswelt und unterstützt dabei, sensibel mit kindlichem Erleben umzugehen. Die folgenden Frageimpulse können Erinnerungen an das eigene Kuscheltier bzw. die Lieblingspuppe wachrufen:

  • Welche drei Worte fallen Ihnen ein, wenn Sie an Ihr Kuscheltier/Ihre Puppe denken?
  • Welches besonders schöne Erlebnis hatten Sie mit Ihrem Kuscheltier/Ihrer Puppe?
  • Was konnte Ihr Kuscheltier/Ihre Puppe besonders gut?

Vielleicht lassen Sie Ihre Kollegin in einem ungestörten Augenblick an Ihren persönlichen Erfahrungen teilhaben. Ermutigen Sie sie durch interessiertes Nachfragen zum Austausch und nehmen Sie ihre Gruppenregeln gemeinsam nochmals in den Blick.

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