Hat die Kirche zuviel Geld? Anfragen an eine Steuer

Eine ärmere Kirche wagen, um sich geistlich zu erneuern – dazu hat der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke beim Neujahrsempfang seines Diözesanrats einen unbequemen Vorschlag angedeutet: über die Zukunft der Kirchensteuer sei nachzudenken. Das bedeutet wohl, zu fragen, ob sich die Kirche in Deutschland nach wie vor wesentlich über die Kirchensteuer finanzieren soll. Oder ob sie nicht, wie anderswo in der Welt auch, mit freiwilligen Spenden auskommen kann – zumal sie ja auch weitere Einkunftsquellen wie zum Beispiel Immobilien besitzt.

Bei einem Verzicht auf die Kirchensteuer verliere die Kirche unter Umständen die derzeitigen Möglichkeiten, breiten gesellschaftlichen Einfluss zu nehmen, gibt Hanke zu bedenken. Sie gewinne aber Glaubwürdigkeit, weil Gnade nicht mehr mit Geld verknüpft werde. Bisher ist es so, dass die Kirchenmitgliedschaft in Deutschland automatisch damit verbunden ist, diese Steuer zu zahlen. Es gibt keine freie Entscheidung, die Kirchensteuer abzulehnen, aber trotzdem treues Mitglied der Gemeinschaft der Christen zu bleiben und die Gnade der Sakramente zu empfangen.

Dass der Vorstoß ausgerechnet vom Eichstätter Bischof kommt, hat eine gewisse Brisanz. Denn das oberbayerische Bistum wird seit einem Jahr von einem Finanzskandal erschüttert. Ein ehemaliger Mitarbeiter hatte mehr als fünfzig Millionen Euro in unbesicherte Immobiliengeschäfte angelegt. Der größte Teil dürfte verloren sein. Zudem soll er laut Medienberichten mit dem Kirchenvermögen in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Bischof Hanke erklärte dazu, er setze sich für eine Aufklärung durch die Justiz ein. „Ich will für Transparenz stehen.“

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