Salzburger Hochschulwochen beschäftigen sich mit der Zukunft der WissensgesellschaftLob für Theologische Fakultäten

Universität Salzburg, Haus der Gesellschafts­wissenschaften
© Pixabay

Nach zweijähriger Pause konnten vom 1. bis 8. August wieder einmal die Salzburger Hochschulwochen stattfinden, dieses Mal zum Thema „Wie geht es weiter? Zur Zukunft der Wissensgesellschaft“. Der Soziologe Armin Nassehi lobte dabei in seinem Festvortrag, in dem er nach dem „Wozu?“ von Universität und Wissenschaft fragte, die Theologischen Fakultäten. Diese hätten an staatlichen Universitäten eine „Irritationsfunktion“. Sie seien gehalten, zugleich innovativ zu sein und Traditionen zu bewahren. Außerdem würden sie den Wissenschaftsbegriff weit halten, indem sie Wahrheitsfragen stellten, in denen wiederum zwischen wissenschaftlicher und theologischer Wahrheit unterschieden werde. Man könne von der Theologie eine Menge lernen.

Erzbischof Ludwig Schick betonte in seiner Predigt beim Abschlussgottesdienst im Salzburger Dom, dass durch Wissen eine Gesellschaft „human und zukunftsfähig“ werde. Gleichzeitig warnte er davor, dass Wissen auch eine Bedrohung für Gesellschaften sein könne. Schick sprach von „Herrschaftswissen“, „das andere zu Knechten macht, das spaltet und die Gesellschaft zerstört“. Auch Theologie und Kirche hätten in der modernen Wissensgesellschaft ihren Platz: „Eine Kirche und Theologie, die das Wissen nicht ernst nehmen, verdienen nicht den Namen“, so der Bamberger Erzbischof.

In seinem Eröffnungsvortrag hatte der Religionssoziologe und einer der Hauptredner, Detlef Pollack, bereits einen sich weiter beschleunigenden Bedeutungsverlust der katholischen Kirche prognostiziert. Ein Ende der Kirchenkrise und eine Kehrtwende seien nicht in Sicht. Die hohen Austrittszahlen 2021 (vgl. HK, August 2022, 32) seien ein Vorgeschmack darauf. Er blicke mit Sorge auf diese Entwicklung, so der evangelische Theologe. Eine institutionelle Form von Religiosität, wie sie die etablierten Kirchen böten, sei wichtig und nicht einfach in eine individuell und bindungslos gelebte Form von Religiosität hin auflösbar.

Mit dem Synodalen Weg befasste sich die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop. Sie unterstrich, dass dieser kein deutscher Sonderweg sei. Er strebe keinen nationalkirchlichen Alleingang an und nehme den Bischöfen auch nicht die Entscheidungsgewalt aus der Hand. Knop plädierte dafür, die Amtstheologie weiterzuentwickeln. Das Priesteramt sei „postklerikal“ zu denken, ohne damit zugleich die Katholizität infrage zu stellen.

Der mit 5000 Euro dotierte „Theologische Preis“ der Hochschulwochen ging dieses Jahr an den in den USA lebenden Benediktinermönch David Steindl-Rast. Er sei ein „spiritueller Impulsgeber und interreligiöser Brückenbauer“ und „Meister der interreligiösen Verständigung“. Der Preisträger ist Mitbegründer des „Center for Spiritual Studies“. Den Publikumspreis der Hochschulwochen erhielt die Freiburger Theologin Anne-Kathrin Fischbach. Der Förderpreis für Nachwuchswissenschaftler ist mit 1000 Euro dotiert.

Dana Kim Hansen-Strosche

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