Jährliche Statistik für die katholische Kirche in DeutschlandBedauern und Erschütterung unter den Bischöfen

Mann verlässt Kirche
© Pixabay

Bereits im Vorfeld hatte es sich abgezeichnet, sodass am Ende die eigentliche Zahl keine große Überraschung mehr war: 359.338 Menschen sind im vergangenen Jahr aus der katholischen Kirche ausgetreten. Das sind so viele wie noch nie zuvor. Der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 2019 (273.000) wurde damit deutlich übertroffen. Damit gehören in Deutschland erstmals weniger als die Hälfte der Bevölkerung einer der beiden großen Kirchen an (vgl. HK, April 2022, 1). „Es ist nichts schönzureden“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, zu den Zahlen. Ähnlich äußerten sich auch andere Diözesanbischöfe. „Traurig und bitter, aber leider erwartbar“, so der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer sagte: „Mich machen die hohen Austrittszahlen sehr betroffen.“

Auch er sei „trotz der gestiegenen Zahlen der Sakramentenspendung zutiefst erschüttert über die extrem hohe Zahl von Kirchenaustritten“, so Bätzing, der auch Bischof von Limburg ist. Zwar ging der Gottesdienstbesuch erneut zurück (auf eine Quote von 4,3 Prozent), bei den Sakramentenspendungen stiegen die Zahlen immerhin nach dem ersten Pandemiejahr 2020 teilweise deutlich. So lag die Zahl der kirchlichen Trauungen bei 20.140 (2020: 11.018), die Zahl der Taufen bei 141.992 (2020: 104.610) und die Zahl der Erstkommunionen bei 156.574 (2021: 139.752). Die Bestattungen sind mit 240.040 ebenfalls leicht gestiegen (2020: 236.546).

Bätzing sprach von einer „dramatischen Zahl“, die zeige, wie ernst die Lage für die katholische Kirche sei. Irme Stetter-Karp, Vorsitzende des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, sieht in den Zahlen eine Spiegelung des grundsätzlichen gesellschaftlichen Wandels: „Die Deutungsmacht der Kirchen über das Religiöse ist keine Selbstverständlichkeit mehr, anders, als das über viele Jahrzehnte, ja über Jahrhunderte der Fall war.“

Viele sehen einen Grund für die gestiegenen Austrittszahlen in den Vorgängen um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Von einem „Woelki-Tsunami“ war die Rede. Das Erzbistum, Deutschlands mitgliedsstärkste Diözese, verzeichnete im vergangenen Jahr 41.000 Austritte. In absoluten Zahlen traten nirgends mehr Menschen aus. Allerdings liegt der Anteil der Austritte an den Gesamtmitgliedern mit 2,18 Prozent unter dem der Erzbistümer München und Freising (2,19 Prozent), Hamburg (2,53 Prozent) und Berlin (2,72 Prozent).

Im Übrigen ist die Zahl der Pfarreien 2021 aufgrund der zahlreichen Umstrukturierungsprozesse in den Bistümern auf 9790 gesunken. 2020 waren es noch 9858. Die Zahl der Priester ging ebenfalls zurück von 12.565 (2020) auf 12.280.

Dana Kim Hansen-Strosche

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