„Lachen ist gesund, es stärkt die Widerstandskräfte“, liest mir mein Mann aus der Zeitung vor. „Mir ist überhaupt nicht nach Lachen zumute!“, sage ich müde. Wir sitzen beim Frühstück und heute habe ich meinen ersten Arbeitstag nach einer gerade überstandenen Grippe. Müde trinke ich den letzten Schluck Kaffee und breche auf. Ich will jetzt endlich mal gesund bleiben! Ein rotes Schild leuchtet fröhlich an der Eingangstür der Kita. „Wir haben drei Fälle von Scharlach!“, verkündet es munter. Ich schiebe die Tür auf und werde mit einem: „Ein Glück, dass du kommst, unsere beiden Kolleginnen sind nämlich krank“ begrüßt. Meine Laune sinkt tiefer. „Sonst noch was?“ „Husten, Schnupfen, Scharlach, Hand-Fuß-Mund-Krankheit und das ganze übliche Zeug“, meint die Kollegin. „Und in den Garten können wir auch nicht!“ „Ja“, sage ich schwach. Dass es schüttet, habe ich schon bemerkt. Alle bleiben drin! War ich vorher schon nicht gerade gut gelaunt, so befindet sich meine Stimmung jetzt endgültig im Keller. Auch nach der herzlichen Begrüßung – ein Kind fällt mir um den Hals und flüstert mir zärtlich ins Ohr: „Ich habe gestern gespuckt!“ – bleibt meine Laune gedämpft. Es ist laut, turbulent und hustet und niest an jeder Ecke. Ich versuche, ein Mindestmaß an Abstand zu wahren, desinfiziere Türklinken, wasche Hände, während ich Streit schlichte und Tränen trockne. „Darf ich das da einmal haben?“ Clara ist drei Jahre alt und noch nicht lange in der Kita. Ihre großen Augen sind sehnsüchtig auf das Xylophon gerichtet. Eigentlich gehört es zu den Instrumenten der pädagogischen Fachkräfte. Aber ich denke mir: „Schluss mit der Schwarzseherei!“ und stelle das Instrument vor Clara auf den Tisch. Andächtig bewegt sie den Klöppel über die Klangstäbe. Kling und klang und kling und klang – Clara lauscht und ich genieße diesen kurzen, besinnlichen Moment. Und dann, ganz plötzlich, verzieht Clara ihr Gesicht. Sie stutzt, erstarrt, holt dann tief Luft und „Haaatschie“. Eine komplette Nasenfüllung schleudert durch die Luft und klatscht auf das Glockenspiel. Eine klebrige Spur, vom G bis zum C. Ich betrachte das Desaster. „Eine halbe Oktave Schnodder!“, denke ich. Jetzt ist es um mich geschehen und ich fange an zu lachen. Ich lache laut, ich halte mir den Bauch, ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht. „Alles klar bei dir?“, ruft meine Kollegin. „Ja, alles klar!“, antworte ich und lache weiter. „Nur eine halbe Oktave – keine ganze!“ Meine Kollegin sieht mich irritiert an. „Bist du jetzt übergeschnappt?“ „Nein“, japse ich. „Ich tue nur etwas für meine Gesundheit! Wusstest du, dass Lachen gut fürs Immunsystem ist?“