Zum Ritter geschlagenDas Leben der Menschen im Mittelalter erkunden

Ritter, Burgen, Abenteuer ... – so sehen viele das Mittelalter heute. Dabei handelt es sich um eine große Zeitspanne von etwa tausend Jahren. Die Vorschulkinder der Kita Vauban (Freiburg i. Br.) stellen ihr Mittelalterprojekt vor.

Also, erst mal sind wir mit der Straßenbahn, dann sind wir mit dem Zug gefahren. Dann sind wir vom Bahnhof weggegangen. Vorher haben sie (die Erzieherinnen) uns gefragt, ob wir aufs Klo müssen. Dann sind wir einmal rechts und einmal links gegangen, zum Bus. Dann haben die Kinder ‚Schere, Stein, Papier‘ gespielt. Dann sind wir mit dem Bus zum Dorf gefahren. Dann sind wir geradeaus gelaufen, dann sind wir ohne Störung gelaufen. Dann haben wir Steine gekickt. Also praktisch, die Steine waren Fußbälle. Dann waren wir bei den Schweinen am Bauernhof. Dann hat ein Schwein gepinkelt. Da waren mehr als hundert Hühner. Im Stall waren noch zwei Millionen. Dann gab’s eine Trinkpause. Dann haben wir die Hochburg gesehen und ein Horn gehört, als wir über eine Straße gegangen sind. Das Horn hat ein verkleideter Ritter gespielt. Es war ein Mann, ich hab seinen Bart gesehen. Er sah echt aus, dick mit langen Haaren und einem Kettenhemd. Dann haben wir uns die Burg angeguckt und Prüfungen gemacht wie die Ritter. Wir haben mit Speeren mit Wasser gefüllte Luftballons zerstochen. Die nächste Übung war, einen spitzen Stock gegen Heuballen zu schmeißen, sodass er drin steckenbleibt. Die nächste war, mit so einem – ich weiß nicht, wie es heißt – Armbrust! durch den Reifen zu schießen. Dann sind wir zum Ritter geschlagen worden. Der Herr Kupke hat sich als König verkleidet. Er hat das Schwert auf alle Schultern gelegt und wir konnten aus dem Horn trinken. Das war echt komisch: mit Wasser und Zitrone. Wir sind den Weg gegangen, wo die Ritter mit den Pferden gegangen sind. Dann sind wir zum Brunnen gekommen. Am Burgeingang sind wir in eine richtige Höhle mit Geheimgang gekommen. Dann sind wir durch einen dünnen Gang neben dem Burgtor gegangen. Der Ausflug war ewig, fast neun Stunden. Dann waren wir noch beim Platz an der Burg, vier oder fünf Stunden. Dann sind wir runtergegangen. Die Eltern haben uns abgeholt“, erzählt Dominik (5;6 J.) den anderen Kindern im täglichen Morgenkreis. Er erzählt hier von einem Ausflug, den wir innerhalb unseres Mittelalterprojekts mit den Vorschulkindern gemacht haben. Wir, das sind Kristina Vogel und Annette Pabst-Seidler, zwei pädagogische Fachkräfte der Kita Vauban in Freiburg, die das Projekt geplant, betreut und dokumentiert haben.

Das Vorschulprojekt

Über mehrere Wochen hinweg haben wir die Kinder mit ihren Interessen und Themen beobachtet und so kam es, dass wir uns im Projekt mit der folgenden Leitfrage beschäftigten: Wie haben die Menschen früher gelebt? Weitere Fragen, denen die Kinder nachgingen, waren:

  • Wie wurde ein Junge zum Ritter? Was waren die Aufgaben einer Edelfrau?
  • Wie sahen die Städte und Häuser aus?
  • Welche Berufe gab es?
  • Wie haben die Menschen sich die Welt vorgestellt? Was war ihnen wichtig?
  • Welche Erfindungen und Entdeckungen gab es?

Für die Mädchen und Jungen liegen in dieser fremden Epoche Alltag und Abenteuer nahe beieinander, weshalb sie sich wissensdurstig in die Vergangenheit vertieften. Dabei stellten sie aber auch fest: „Das Leben früher war ganz schön anstrengend.“ Denn sie erlebten in zahlreichen Aktionen selbst, wie viel Menschen damals arbeiten mussten, um zu leben. Ein halbes Jahr lang, von Januar bis Juni, tauchten die Vorschulkinder in das Leben im Mittelalter ein: Burgen, Handwerkszünfte, Kirchen und Klostergärten.

Die Höhepunkte des Projekts

  • Wir haben einen Tagesausflug auf die Hochburg unternommen. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß sind wir zur Burg gewandert, dort hatten die Kinder Ritterprüfungen zu bestehen und erhielten den Ritterschlag. Dies beschreibt Dominik in seinem Bericht (s. o.). Das Spiel mit den Luftballons nennt sich „Schweinsblasenstechen“ und das mit den Heuballen „Eberkampf“.
  • Im Mittelalter gab es kein elektrisches Licht, weshalb andere Leuchtmittel eingesetzt werden mussten, z. B. Kerzen. Diese haben die Kinder selbst gezogen und dazu passende Kerzenständer getöpfert.
  • Ebenso gab es im Mittelalter keine Supermärkte, in denen man abgepacktes Mehl kaufen konnte. So haben die Kinder das Korn selbst zu Mehl vermahlen und Fladenbrote daraus gebacken, die sie noch ofenwarm verspeisten.
  • Außerdem haben die Kinder Münzen aus Kronkorken geprägt, die sie in selbst genähten Lederbeuteln sammelten.
  • Eine Attraktion war das Seildrehen. Dafür haben wir eine Maschine vom Freiburger Spielmobil ausgeliehen. Die Mädchen und Jungen haben die selbst gefertigten Seile als Springseile genutzt.
  • Sie haben Beutel gefilzt, an die sie selbst gedrehte Kordeln als Träger annähten.
  • Gemeinsam haben wir das Freiburger Münster und die Münsterbauhütte besucht. Dort gingen wir der Frage nach, wie eine mittelalterliche Kathedrale ohne motorisierte Maschinen erbaut wurde. Dabei erfuhren die Kinder viel über traditionelle handwerkliche Berufe wie bspw. den Steinmetz und beschäftigten sich mit statischen Konstruktionen und Geometrie.
  • Wir besuchten das Kloster St. Lioba, wo uns eine Ordensschwester durch den Klostergarten führte. Dort lernten wir Heilkräuter und ihre Wirkungen kennen. Zur Dokumentation haben die Kinder fotografiert und skizziert.
  • Im Anschluss daran erkundeten wir Küchenkräuter im Garten der Kita und bereiteten kleine Speisen zu, z. B. marinierten Schafskäse und Kräuteröl, welche die Kinder beim Burgfest verkauften.

Das Burgfest feiern

Zum Abschluss planten, organisierten und veranstalteten wir ein Fest für die gesamte Kita. „Ja, so warn’s die oiden Rittersleut …“, schmetterten die Kinder lauthals. Einige tanzten den zuvor eingeübten Kreistanz, andere spielten selbst gebaute Rasseln und den Bumbass. Später am Festtag gab es die bei den Kindern beliebtesten Ritterspiele: Dreibeinlauf, Fingerhakeln und Hahnenkampf. Die Kinder trugen selbst gefertigte Ritterhelme oder Spitzhüte aus Pappe. Nach dem Festmahl schauten wir gemeinsam über den Beamer Fotos des gesamten Projekts an. Einige davon stellten wir später auf einem Plakat im Eingangsbereich der Kita aus.

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