Juris Eltern telefonieren beim Abholen

„Häufig telefonieren Juris (2;3 J.) Eltern, wenn sie ihren Sohn in die Krippe bringen. Das beeinträchtigt die Übergabesituation sehr. Was können wir tun?“ (Vera Lang aus Marburg)

Frage aus der Praxis
© Florian Nütten

ANTWORT DER EXPERTIN:

Ein Handy am Ohr stört die achtsame Begleitung von Kindern beim Übergang in den Krippenalltag und die Kommunikation aller Beteiligten. Den Kindern kann das signalisieren, dass gerade andere Dinge wichtiger sind als sie. Es ist sinnvoll, hierüber mit den Eltern in einen Dialog zu gehen.
Kinder in der Krippe leben in einem geteilten Betreuungsfeld. Nicht nur während der Eingewöhnung erfahren sie eine grundlegende Übergangssituation aus der Familie in die Einrichtung. Auch das morgendliche Ankommen bringt eine Trennung mit sich, die es zu verkraften gilt. Manchmal ist es für Kinder über einen längeren Zeitraum hinweg schwierig, sich morgens zu trennen und zu verabschieden. Denn sie vollbringen eine hohe Anpassungsleistung, wenn sie von einer Lebenswelt in die andere wechseln. Der Alltag in der Krippe ist dadurch charakterisiert, dass es mehrere Bezugspersonen und eine Gruppe von Gleichaltrigen gibt. Abläufe, Räume, Spielgegenstände, Gerüche, Geräusche und Lebensmittel sind anders als zu Hause. Der Übergang bringt die Herausforderung mit sich, diese unterschiedlichen Lebensbereiche zu integrieren und entsprechende Koordinierungsaufgaben zu bewältigen. Identitätsverschiebungen in Bezug auf Rolle, Kleidung, Verhalten, Aktivitäten und Kommunikation sind erforderlich. Ein Gleichgewicht zwischen den Bereichen ist am ehesten möglich, wenn sich die Kinder mit ihren jeweiligen Rollen darin identifizieren können. Wie bei der Eingewöhnung gilt dabei, dass sie beim Ankommen eine zugewandte emotionale Begleitung brauchen und dass diese Situation dem Kind gegenüber achtsam und feinfühlig gestaltet ist. Alle Beteiligten sind gefordert, dem Kind ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Ein spürbar guter Kontakt zwischen Eltern und Fachkraft stärkt sein Sicherheitsgefühl. Um Eltern für diese Argumente zu öffnen, könnten sich Fachkräfte gemeinsam mit ihnen fragen:

  • Was hat das Kind morgens erlebt, bevor es in die Krippe kommt?
  • Mit welchen Gefühlen kommt es an: Ist es noch müde? Fragt es sich, ob Mama oder Papa auch wirklich wiederkommen?
  • Freut es sich auf die Freundin bzw. den Freund und die Fachkraft?
  • Was erlebt es, wenn die Eltern telefonieren?
    Ebenso ist es wichtig, die Elternperspektive gemeinsam auszuleuchten: Mit welchen Gefühlen, Erwartungen und Fragen kommen sie in die Krippe?
  • Stehen sie unter Zeitdruck, weil sie pünktlich zur Arbeit müssen?
  • Fragen sie sich, ob das Kind sie vermisst oder ob ihm die pädagogischen Fachkräfte wichtiger sind?

Ein solcher wertschätzender Austausch kann dazu beitragen, dass das Kind entspannt in den Krippenalltag übergeht.

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