Romano GuardiniEpiphanie

Die eigentliche Epiphanie ist die Menschwerdung. Christus redet nicht nur von Gott, sondern ist selbst Gottes Offenbarwerdung. Der Gott, den niemand sehen kann, wird an Ihm sichtbar. Wie die Seele an sich geistig und daher unsichtbar ist, aber im Angesicht und in der Gebärde des Menschen geschaut, in seinem Wort gehört, in seinem Verhalten und in der lebendigen Schwingung seiner Persönlichkeit empfunden, im Druck der Hand erfasst wird – so wird der unsichtbare Gott gesehen, vernommen, mit Händen gefasst in Christus.

Die Meister des inneren Lebens reden von den „geistlichen Sinnen“: Auge, Ohr, Mund usw. Die Lehre ist sehr bedeutungsvoll, und es wäre gut, ihr nachzugehen. Unter unserem Gesichtspunkt bedeutet sie, dass Gott und das Göttliche nicht nur mit dem „Denken“ gedacht, sondern mit dem ganzen lebendigen Sein erfahren und erfasst werden; dass Christ und gotterfasstes Subjekt nicht „der Geist“, sondern der Mensch – freilich der „geistliche Mensch“ – ist, und dass das Menschliche bis in die innersten Bereiche des Pneumatischen reicht. Erst von da aus bekommt die Wirklichkeit „Christus“ ihre ganze offenbarende Kraft.

Romano Guardini (1885–1968) in: „Das Romano Guardini Gottesdienstbuch. Impulse und Lesetexte“ (Verlag Herder, Freiburg 2018)

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