Die Politik kennt kein Paradies – die Religion schon

Der kapitalistische Westen kann seine Heilsversprechen nicht halten. Davon zeigte sich der Islamwissenschaftler Stefan Weidner im Interview mit dem „Deutschlandfunk“ überzeugt. Nach dem Ende der Sowjetunion waren die Menschen überzeugt, den Systemkonflikt gewonnen zu haben. Sie glaubten, damit stünde ihnen die Welt offen und alles werde besser. Das hat sich nicht bewahrheitet. „Wir dürfen nicht mehr glauben, dass Politik, Wirtschaft, Technik oder Weltanschauungen … den Riss in der Welt heilen können.“ Im Diesseits könne es keine Heilserfüllung – welcher Art auch immer – geben.

Bei den Menschen sei durch die nicht eingelösten irdischen Versprechen eine große Frustration entstanden. „Wenn wir die Leute sozusagen infantilisieren und ihnen versprechen, wir regeln alles, dann führt das zwangsläufig zu einer solchen Entfremdungs-Intoleranz: Man ist nicht mehr in der Lage zu akzeptieren, dass die Wirklichkeit die Wirklichkeit ist.“ Die Menschen seien nicht mehr bereit hinzunehmen, dass die Dinge nicht so laufen, wie sie wollen – obwohl das Land so reich und demokratisch ist.

An die Stelle eines weltlichen Heilsangebots könnte laut Weidner die Religion treten. Durch die Trennung von Diesseits und Jenseits, von materieller und geistig-spiritueller Welt schaffe sie für den Menschen ganz andere Freiräume. So müsse die Wirklichkeit weniger manipuliert werden, damit sie der Heilsvision entspricht. In der Religion sei stets klar, dass das tägliche Leben nicht dem Paradies entspricht. „Aber die Tatsache, dass wir das Ideal haben, dass wir daran glauben können, dass es uns geistig-seelisch nährt und hält, das ist, glaube ich, schon sehr, sehr viel.“ Gerade das sei im Westen aber weitgehend vergessen worden.

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