Naturpädagogische impulse (7)Wie Spinnen spinnen

„Eine kleine Spinne, die krabbelt an der Wand …“ heißt ein bekanntes Fingerspiel für den Stuhlkreis. Noch spannender wird es, wenn Kinder die Möglichkeit bekommen, Spinnen in der Natur zu beobachten und deren Lebensraum zu entdecken.

Da war doch was, denke ich, als ich am späten Abend ins Bad gehen will. Ich wende meinen Blick zurück zur Wand und schrecke für einen Moment zurück: eine Hausspinne – riesig – sicher 6cm im Durchmesser. Nach einer Schrecksekunde nähere ich mich diesem unheimlich großen Exemplar mit neugierigem Respekt. Plötzlich setzt das Tier sich mit einer enormen Geschwindigkeit in Bewegung, die Wand entlang Richtung Schuhschrank. Und wieder ertappe ich mich dabei, dass ich reflexartig meinen Kopf zurückziehe. Ich muss über meine unbewussten Reaktionen schmunzeln – denn eigentlich weiß ich ja genau: Diese Spinne wird mich weder fressen noch spontan mit ihrer Spinnenseide fesseln oder mich als Kokon verpackt hinter den Schuhschrank verschleppen. Warum eigentlich empfinden viele Menschen Spinnen als beängstigend und eklig? Das mag daran liegen, dass ihr Aussehen vollkommen anders und fremd im Gegensatz zum menschlichen Körperaufbau ist: Auf ihren acht Beinen bewegen sie sich schnell, geräuschlos und nicht voraussehbar. Sowohl ihr Gang als auch ihre Körperproportionen unterscheiden sich erheblich von denen der Säugetiere und denen der meisten Insekten. Spinnen verfügen über einzigartige Fähigkeiten unter den Lebewesen: Sie bauen Netze und überwinden mithilfe ihrer Flugfäden Distanzen von mehreren Metern. Um das Befremdliche an der Spinne in Faszination für die Kinder umzuwandeln, ist die folgende Praxisstunde entstanden. Anhand dieser Fragen kann das Thema in einem Kreis gut eingeführt werden:

  • Wo habt ihr bereits Spinnen gesehen?
  • Was wisst ihr darüber?
  • Wer kennt Menschen, die Angst vor Spinnen haben oder sich davor ekeln? Warum ist das so?

Spinnenmemory

Auf einer Spielfläche auf dem Waldboden liegen umgedreht 20 unterschiedliche Bildkarten von heimischen Spinnen. Im Wald verteilt (an Bäumen, Baumstümpfen und im Unterholz) befinden sich die jeweiligen Gegenstücke zu den Karten. In Dreiergruppen dürfen die Kinder jeweils eine Spinnenkarte aufdecken und das Pendant im Wald suchen. Gefundene Bildkarten werden den Bildern auf der Spielfläche zugeordnet.

Spinnen-Expedition

Nachdem anhand der Bildkarten unterschiedliche Spinnenarten vorgestellt worden sind, erhalten die Kleingruppen je eine Becherlupe und einen Pinsel. Auftrag: „Findet Spinnen in der Umgebung – ohne das Netz und die Spinne zu schädigen!“ Die gefundenen Spinnen werden den Bildkarten zugeordnet und in den Becherlupen für alle Kinder ausgestellt, um sie näher betrachten zu können.

Foto-Safari

Die Teilgruppen erhalten je einen Fotoapparat. Auftrag: „Setzt die gesammelten Spinnen zurück an ihren Fundort und fotografi ert möglichst verschiedene Spinnennetze!“ Anmerkung: Im Kindergarten können die gemachten Fotos ausgestellt beziehungsweise präsentiert werden.

Netz-Balance

Mit Seilen, Bandschlingen und Karabinern kann ein horizontales Netz zwischen drei bis vier Bäumen gespannt werden. Die Kinder versuchen die Seile als Spinne zu überqueren, ohne den Boden zu berühren.

Wollknäuel-Netz

Die Kinder formieren sich zu einem Kreis. Ein Wollknäuel wird zwischen den Kindern abgerollt, sodass sich nach und nach ein immer engmaschigeres Netz ergibt. Um zu demonstrieren, wie eng ein Netz gewebt sein muss, damit die Beute sich auch tatsächlich darin verfängt, werden Bälle unterschiedlicher Größe auf das gespannte Netz gelegt.

Wer hat Angst vor der Spinne?

Die Mücken (die Kinder) stellen sich nebeneinander an einer definierten Grundlinie auf. Die pädagogische Fachkraft, die sich an einer zweiten Grundlinie (circa 15m entfernt von den Kindern) befindet, ruft: „Wer fürchtet sich vor der Spinne?“ Die Kinder antworten: „Niemand.“ Erzieher/-in: „Und wenn sie kommt?“ Kinder: „Dann fliegen wir!“ Mit Beendigung des Satzes „Dann fliegen wir“ versuchen die Kinder, die gegenüberliegende Grundlinie zu erreichen, während die entgegenkommende Fachkraft versucht, sie zu fangen. Gefangene Mücken werden zu Spinnen und der Dialog beginnt von Neuem.

Riesen-Spinne bauen

Aus Laub wird der Körper einer Riesen-Spinne geformt. Lange Äste und Zweige dienen als Spinnenbeine.

Spinnen-Massage

Ein Kind liegt bäuchlings auf dem Boden. Ein zweites Kind spielt mit seinen Händen eine neugierige Spinne, die den Körper des am Boden liegenden Kindes „er-krabbelt“. Diese Praxisstunde wurde von Benjamin Stein, Erzieher in der evangelischen integrativen Kindertagesstätte „Hand in Hand“ in Schermbeck, im Rahmen seiner Ausbildung zum Natur-Erzieher konzipiert und durchgeführt.

Wussten Sie das?"

  • Nur die Hälfte aller Spinnenarten baut Fangnetze. Ein großer Teil der Spinnen fängt ihre Beute rennend, anpirschend oder lauernd.
  • Heimische Spinnen können mit ihrem Biss nicht die Haut des Menschen durchdringen und sind deshalb vollkommen ungefährlich.
  • Spinnen sind nützlich für das ökologische Gleichgewicht. Sie regulieren die Anzahl der Insekten. • Spinnen sind „Bioindikatoren“: Dort, wo sie nicht vorkommen, ist die Natur nicht intakt.
  • Spinnen haben häufi g bis zu acht Augen und können dennoch nicht gut sehen.

Tipp

Eine gute Bildauswahl heimischer Spinnen sowie prägnante Informationen zu der jeweiligen Art finden Sie unter: www.ausgabe.natur-lexikon.com/spinnen.php

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