Finanzethik in der katholischen SoziallehreGut angelegt

Einst entdeckten die Franziskaner die Prinzipien des Kapitalismus. Sie verstanden: Gewinnstreben und Gemeinwohl sind keine Gegensätze, und wer Profit macht, muss kein Egoist sein. Heute formuliert eine vom Vatikan initiierte Plattform Grundsätze für ethische und nachhaltige Investitionen.

Geldmünzen
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Im Lukasevangelium, das mit seinem ausdrücklichen Blick auf die Armen in besonderer Weise den heiligen Bonaventura (1221–1274) und die franziskanische Theologie geprägt hat, heißt es: „Gebt, dann wird auch euch gegeben werden! Ein gutes, volles, gehäuftes, überfließendes Maß wird man euch in den Schoß legen; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt, wird auch euch zugemessen werden“ (Lk 6, 38). Der Kontext der Schriftstelle bestimmt auch den Kontext der katholischen Finanzethik: Es geht, spätestens seit der Erfindung der ersten Banken – als Leihhäuser, um das noch geltende Zinsverbot zu umgehen – und des frühen Kapitalismus in den Predigten der Franziskaner um Bernhardin von Siena (1380–1444), um einen „effektiven Altruismus“, also die Bemühung, die knappen Ressourcen von Zeit und Geld optimal einzusetzen, also zu investieren, um das Leben möglichst vieler – möglichst aller – Menschen umfassend zu verbessern. Vom Reichtum also abzugeben, um mehr als äußeren Reichtum zu erhalten.

Der (biopolitisch sehr umstrittene) australische Ethiker Peter Singer hat dazu schon 2015 beachtenswerte grundsätzliche Überlegungen vorgelegt (Effektiver Altruismus. Eine Anleitung zum ethischen Leben, Berlin 2015). Im Blick der katholischen Soziallehre und einer entsprechenden Finanzethik stehen dabei zunächst kirchliche katholische Institutionen und dann auch Banken überhaupt sowie Einzelpersonen, die ermuntert werden sollen zu einem nachhaltig ethischen Verhalten im Finanzsektor. Es geht um impact investment, also um nachhaltig ethische Effekte des Kapitalmarktes.

Dies wird entfaltet einerseits in entsprechenden Überlegungen von Papst Benedikt XVI. aus seiner Enzyklika „Caritas in veritate“ (CiV) von 2009 zur Finanzkrise und entspricht andererseits sehr deutlich einer ganzheitlichen Sicht des Menschen und der Sozialethik im Lehramt von Papst Franziskus.

Als Kriterien für die Entwicklung eines ethischen Investments gelten die fünf Sozialprinzipien: Personalität, Solidarität, Subsidiarität, (globales) Gemeinwohl und Nachhaltigkeit.

Vermehrung des Wohlstands und Verbesserung der Welt

Papst Franziskus unterstreicht in seiner zweiten Sozialenzyklika „Fratelli tutti“ von 2020 deutlich: „Die Aktivität der Unternehmer entspricht einer wahren und noblen Berufung Gottes, gerichtet auf die Vermehrung des Wohlstands und die Verbesserung der Welt für alle Menschen“ (Nr. 123). Das hört sich harmlos an, und ist doch einst, bei der Entstehung des frühen Kapitalismus in der franziskanischen Reformbewegung, ausgehend von der Toscana mit Bernhardin von Siena und ausgreifend auf so bedeutende franziskanische Reformprediger wie Berthold von Regensburg (1220–1272) und David von Augsburg (1200–1272) mit der erstmaligen expliziten Hochschätzung von unternehmerischem Fleiß und Profitstreben, revolutionär gewesen.

Berthold predigt beispielsweise in der Auslegung zum Gleichnis von den Talenten: „Wir alle müssen uns irgendeiner Aufgabe annehmen, mit der wir unsere Seligkeit erlangen“ (Werner Röcke [Hg.], Berthold von Regensburg: Vier Predigten, Stuttgart 1983, 11). Von dort bis zur Hochschätzung des Berufs und des beruflichen Ehrgeizes bei Martin Luther ist der Weg nicht mehr weit (Jürgen Schönwitz, Der Berufsgedanke bei Berthold von Regensburg und Martin Luther, in: Jahrbuch Sozialer Protestantismus, Band 12, Leipzig 2020, 325–360).

Beruf kommt in der deutschen Sprache seitdem von Berufung! „Gott liebet Adverbien und schert sich nicht darum, wie gut etwas ist, sondern darum, wie wohl es getan ist“, nennt das zugespitzt ein anglikanischer Bischof im 17. Jahrhundert (vgl. Charles Taylor, Quellen des Selbst, Frankfurt 1996, 396). Nicht, was jemand ist, sondern wie er es tut, ist entscheidend für die moralische Beurteilung. Deutlicher gesagt: Nicht nur das Streben nach persönlicher Armut, sondern – paradoxerweise – auch das Streben nach Gewinn kann ein Weg zum Himmel, zur Liebe Gottes sein und entspricht Gottes Plan, allen Menschen ein menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen – und zwar gerade durch dieses Gewinnstreben von talentierten Individuen.

Die Idee der Sozialen Marktwirtschaft basiert letztlich auf diesem alten franziskanischen Gedanken: Eine Marktwirtschaft mit geregeltem Wettbewerb und konkurrierendem Gewinnstreben bei gleichzeitigem Kartellverbot und gerechter Besteuerung ist das effektivste Mittel, um einen sozialen und menschengerechten Altruismus zu bewirken. In dieser Sicht heiligt der gute Zweck wirklich einmal ein ursprünglich egoistisches Mittel, oder, angelehnt an Adam Smith gesagt: Es gibt eine katholische „unsichtbare Hand“ des regelgeleiteten Marktes!

Amintore Fanfani (1908–1999), der katholische italienische Wirtschaftswissenschaftler und Politiker, hat kaum dreißig Jahre nach Max Webers Untersuchungen zur Geburt des Kapitalismus aus dem Geist der protestantischen Arbeitsethik ein eigenes großes Werk vorgelegt, das leider im deutschsprachigen Raum ganz zu Unrecht kaum bekannt ist: „Cattolicesimo e Protestantesimo nella Formazione Storica del Capitalismo“ (1934), schon ein Jahr später mit großem nachhaltigen Erfolg in englische Sprache übersetzt, aufgegriffen besonders durch die Studien von Harold J. Berman (Law and Revolution. The Formation of the Western Legal Tradition, Harvard 1985) und Philippe Nemo („Qu’est-ce que l’Occident?, Paris 2004). Darin führt er präzis den Nachweis, dass – wiederum paradoxerweise – der frühe Kapitalismus nicht nur seinen Namen, sondern auch seine Idee der franziskanischen Armutsbewegung verdankt.

Der Gedanke geht kurzgefasst so: Damit umfassend und effektiv den Ärmsten der Armen geholfen werden kann, reicht es nicht, an das Mitleid der Reichen zu appellieren – wie das die Kirchenväter, besonders Ambrosius von Mailand, Basilius der Große und Johannes Chrysostomus, in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten getan haben – und auf deren Almosen zu hoffen, sondern es braucht angesichts des menschlichen natürlichen Strebens nach Gewinn und Vermehrung des Wohlstands Systeme und Institutionen der Umverteilung von Reichtum und Wohlstand. Das wesentlichste System dazu ist – so die franziskanische Entdeckung – der Markt: das Gewinnstreben wird kanalisiert im Rahmen eines regelgeleiteten wettbewerbsorientierten Handels. Märkte dienen so der effektiven Verteilung von Arbeit und Wohlstand; Finanzmärkte sollen analog der Förderung von Wohlstand und der Verhinderung von Armut dienen.

Beim Umgang mit Geld und anderen Vermögenswerten müssen einige Grundsatzfragen vor einer konkreten Investmententscheidung beantwortet werden. Es gibt zunächst eine professionelle Pflicht zur Verwaltung und Anlage der Vermögenswerte einerseits und zugleich eine moralische Pflicht zum Ausschluss von menschenunwürdigen Investments. Daraus können drei prinzipielle Fragen für kirchliches und kirchennahes Investment erwachsen: Dienen die materiellen Mittel primär den vorrangigen Aufgaben der kirchlichen Institution? Entspricht die konkrete Vermögenszuordnung (Anlagevermögen, Vorsorgevermögen, Projektmittel, Betriebsmittel) dem Charisma der Institution? Entspricht die konkrete Investmententscheidung einer faith consistent investment strategy, säkular gesprochen: den Grundwerten der Institution?

Wiederum ist an das in der Tugendethik oftmals berüchtigte Axiom „Der Zweck heiligt die Mittel“ zu denken: Im Blick steht zuerst das Ziel und der Zweck eines Investments, nicht aber zunächst der Blick auf die immer auch egoistischen Motive des Gewinnstrebens. Das Streben nach Profit und Gewinn ist kein intrinsece malum, also ein immer und unter allen Umständen verbotenes Übel (wie Mord, Lüge, Vergewaltigung, Raub, Sklaverei), ungeachtet möglicherweise mildernder Umstände oder Zwecke, sondern wird erst als ausgesprochene Gier zum Übel, kann jedoch grundsätzlich als Motor zur Erreichung eines guten Zieles dienen.

Motivation und Intention verschieben sich in Richtung Altruismus, ohne das berechtigte Eigeninteresse aus dem Auge zu verlieren. Die Frage lautet dann berechtigterweise: Was bringt mein Investment den Betroffenen und deren Umwelt, der Gesellschaft, dem Gemeinwohl? Was bringt es an Förderung der je schwächeren Mitglieder der Gesellschaft? Gerade im Blick auf eine wachsende Zahl nicht explizit religiös motivierter Mitarbeiter kirchlicher Institutionen ist dieser Paradigmenwechsel wichtig, ganz im Sinn des Gleichnisses von den Talenten (Mt 25, 14–30) und einer dementsprechenden Unterscheidung von primären und sekundären Werten. Das ist sozialethisch sehr bedeutsam und zugleich ein deutlicher Unterschied zur eher individualethisch orientierten Moraltheologie. Ein gutes Werk wird nicht erst dadurch gut, dass es dem handelnden Menschen keinen Gewinn bringt; Verzicht ist nicht ein allein ausschlaggebendes Kriterium für Gutheit; Gewinne für die eigene wie für andere Personen sind gut vereinbar und tatsächlich zunächst kein Ausweis von boshaftem Egoismus.

Investitionen sind immer mit Zielsetzungen verbunden und verfolgen einen Zweck. Schließlich sollen die finanziellen Mittel, die direkt oder indirekt der Finanzierung von Investitionen dienen, mit einer guten Rendite angelegt werden.

Dabei lassen sich allerdings die verschiedenen Investmentkategorien, die von kapitalistischer bis zu philanthropischer Ausrichtung geprägt sind, hinsichtlich des Zwecks danach differenzieren, ob sie sich stärker am Eigennutz des Investors oder am Gemeinwohl orientieren (vgl. Peter Turkson, Peter Schallenberg, Ulrich Schürenkrämer, Ethisches Investment, Mönchengladbach 2021).

Die entscheidende Frage aus Sicht der katholischen Sozialethik ist immer: Was ist Ziel und Zweck eines Investments? Dienen Investments nur dem Gewinn und dem Profit von Individuen oder haben sie darüber hinaus einen ethischen Mehrwert zugunsten des Gemeinwohls oder zugunsten schwächerer Mitglieder der Menschheitsfamilie?

Mittlerweile hat sich in der Gesellschaft die Erkenntnis einer umfassenden Nachhaltigkeit durchgesetzt, dass nämlich eine alleinige Ausrichtung der Wirtschaft am Profitgedanken und eine Maximierung des Shareholder Value nicht geeignet ist, die Ziele einer umfassend gerechteren Welt des globalen Gemeinnutzens im Sinne der christlichen Sozialethik mit der Vermeidung von Ungerechtigkeiten, der gerechten Verteilung von Ressourcen und der Förderung des Klimaschutzes zu realisieren.

Dazu äußert sich neuestens auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD): „Auf dem Weg zu einem nachhaltigen und gerechten Finanzsystem. Eine evangelische Orientierung für Reformschritte zur sozial-ökologischen Transformation der Finanzwirtschaft“ (Hannover 2021). Dies gilt auch hinsichtlich globaler Entwicklungspolitik und nachhaltiger Klimapolitik. Dazu heißt es in der Sozialenzyklika „Laudato Si“: „Die Wirtschaft nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen für den Menschen zu achten“ (Nr. 109).

Und schon Papst Benedikt XVI. mahnte im Blick auf eine auf Gerechtigkeit und soziale Liebe ausgerichtete Weltwirtschaft im Sinne einer Logik der Gratuität: „Liebe in der Wahrheit bedeutet, dass jenen wirtschaftlichen Initiativen Gestalt und Struktur verliehen wird, die den Gewinn zwar nicht ausschließen, aber über die Logik des Äquivalenzprinzips und des Gewinns als Selbstzweck hinausgehen wollen“ (Caritas in veritate, Nr. 38).

Die Investoren können positive Veränderungen in verschiedenen Bereichen der Wirtschaft begünstigen. Dies geschieht, wenn aus den Investitionen solche Unternehmen ausgeschlossen werden, die nicht bestimmten und möglichst präzis definierten ethischen Parametern und damit unveräußerlichen Menschenrechten entsprechen (Grundrechte der Person, Verbot von Kinderarbeit und Angriffswaffen, Schutz von Klima und Umwelt). Einige Investmentfonds bewegen sich bereits in diese Richtung einer umfassend verantwortlichen Finanzwirtschaft. Und zugleich geben immer mehr Banken den Kunden Gelegenheit zu einem Investment, das ethische Parameter erfüllt, und auch einige börsennotierte Unternehmen zeigen Bereitschaft zu ethisch nachhaltiger Aktivität. Als hilfreich zu nennen sind hier insbesondere der nordamerikanische „Catholic Relief Service“, die „Charte de bonne gestion“ der Belgischen Bischofskonferenz von 2017 oder auch die „Richtlinien zur ethischen Geldanlage“ der Österreichischen Bischofskonferenz.

Verschiedene katholische Institutionen haben inzwischen den Ausschluss von Unternehmen vorgesehen, die natürliche Energieträger und Ressourcen ausbeuten oder aber umweltschädigend abbauen (Öl, Gas, Kohle). Und auch auf der Mikro-Ebene sind verschiedene Initiativen zur Förderung nachhaltiger Investitionen in Entwicklungsländern zu sehen, etwa indem zu niedrigen Zinssätzen Mikrokredite und Darlehen gegeben werden oder auch finanzielle Hilfen für durch Wucher verschuldete Familien.

Der Vatikan und die nachhaltigen Investments

Wichtig erscheint aus der globalen Sicht der katholischen Soziallehre die Beschleunigung von Investments in nachhaltige Strukturen, die Vermehrung von Investments der im Entwicklungssektor tätigen Banken zugunsten der Realwirtschaft (und im Unterschied zur Spekulationswirtschaft), die Erstellung von Kriterien zur Bewertung von möglichst ganzheitlichen und nachhaltigen finanziellen Investments, die bevorzugte Förderung von klimaneutralen Investitionen, der Ausgleich der Kluft zwischen Kreditinhabern und den von Darlehen dauerhaft ausgeschlossenen Menschen, nicht zuletzt durch Mikro-Kredite.

Grundsätzlich gilt im Blick auf eine nachhaltige und ethische Finanzwirtschaft: „Der Wohlstand muss daher an Kriterien gemessen werden, die weit über das Bruttosozialprodukt (BIP) eines Landes hinausgehen und auch andere Maßstäbe in Betracht ziehen, wie zum Beispiel Sicherheit, Gesundheit, Wachstum des ‚menschlichen Kapitals‘, Qualität des gesellschaftlichen Leben und der Arbeit. Der Profit wird zwar immer angestrebt, doch nie um jeden Preis und nie als alleiniger umfassender Bezugspunkt des wirtschaftlichen Handelns“ (Kongregation für die Glaubenslehre/Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen, Oeconomicae et pecunariae quaestiones. Erwägungen zu einer ethischen Unterscheidung bezüglich einiger Aspekte des gegenwärtigen Finanzwirtschaftssystems, Città del Vaticano 2018, 11).

Insofern bedarf es, wie auch Franziskus in „Laudato Si“ (Nr. 137) ausdrücklich mahnt, eines neuen ganzheitlichen ökologischen Modells, das unter Berücksichtigung aller Aspekte der Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie statt profit maximization die benefit contribution zum Inhalt hat und damit stärker die Armen und am Rande der Gesellschaft lebenden Menschen einschließt und dem globalen Gemeinwohl gerechter wird.

Anders gesagt: Eine regenerative Zivilisation braucht eine regenerative Wirtschaft. Diejenigen Investmentkategorien, die substantiell oder mehrheitlich nach dem Gemeinwohl streben und damit vornehmlich den social impact verfolgen, werden dann als Impact Investments bezeichnet. Derartige Impact Investments zeichnen sich neben dem social impact auch dadurch aus, dass sie in der Regel einem trade-off von finanziellen Renditen einerseits und sozialem Benefit und sozio-ökonomischen Zielvorstellungen andererseits unterliegen, und dass ihre positive Wirkung oft nur teilweise oder eher unzureichend mit den herkömmlichen finanziellen Kennzahlen erfasst werden kann.

Die Kennzahlen greifen zu kurz und vermitteln eher den Eindruck, dass Investoren auf einen Teil der Rendite verzichten, weil die zweite Komponente des Investments, also die soziale Rendite, unzureichend abgebildet wird. Hier gilt es eine „Kultur der Gratuität“, wie dies die Enzyklika „Caritas in veritate“ ausführlich im Anschluß an die frühe franziskanische Ökonomik in der Toscana entfaltet und wie es der italienische katholische Wirtschaftswissenschaftler Stefano Zamagni aufgreift (Globalisation. Guidance from Franciscan Economic Thought and „Caritas in veritate“, in: Faith and Economics 56 [2010] 81–109), in Erinnerung zu rufen. Nächstenliebe effektiviert sich in effizienter Weise außerhalb des paradiesischen Gartens Eden und vor Anbruch des Jüngsten Tages in Formen des legitimen Profitstrebens und damit eines effektiven Altruismus.

Die vom Vatikan initiierte „Laudato Si Action Platform“ benennt in diesem Zusammenhang zur Operationalisierung einer entsprechenden nachhaltigen und ganzheitlichen Finanzethik sieben agents, handelnde Subjekte also, (Nichtregierungsorganisationen, religiöse Orden und Vereinigungen, Familien, Pfarreien und Diözesen, Bildungseinrichtungen, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, Wirtschaftsagenten). Hinzu kommen sieben Ziele: ökologische Nachhaltigkeit und Klimaneutralität; globale Solidarität, vor allem zugunsten der besonders vulnerablen Gruppen der Menschheitsfamilie (etwa indigene Völker oder Migranten); Aufbau einer ökologischen Wirtschaft; Praxis eines einfachen Lebensstils; Entfaltung einer ökologischen Spiritualität; Ermöglichung einer ökologischen Erziehung und Bildung; Schwerpunkt auf Partizipation und kleinen Gemeinschaften im Sinn echter Subsidiarität.

Die Investments in ein weltweites Gemeinwohl sind aus Sicht der modernen katholischen Soziallehre außerordentlich wichtig. Dazu müssen sie aus dem Schatten einer bloß altruistischen Mittelzuwendung in das Licht einer professionellen Investmentstrategie rücken. Theologisch gesprochen: Profit und Nächstenliebe verschränken sich. Impact Investments verdienen es, aus der Nische des Kapitalmarktes herauszutreten und sich im gesamten Marktgeschehen zu etablieren. Erst so gelingt der Aufbau einer menschenwürdigen Gesellschaft auf der Grundlage einer durchaus unterschiedlich gestalteten zivilen Wirtschaft in Gemeinschaft einerseits und einer politisch gestalteten Ökonomie – Haushaltung im eigentlichen Wortsinn nämlich – divergierender Interessen andererseits (Luigino Bruni, La pubblica felicità. Economia civile e political economy a confronto, Milano 2018).

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