Pilgern in Corona-ZeitenWallfahrt virtuell

In Zeiten von Reisebeschränkungen und Beherbergungsverboten wächst auch das Interesse, den Pilgerweg zum Heiligtum vom Computer aus „nachzulaufen“.

Die Erarbeitung von Hygiene-Konzepten für Gotteshäuser und die Umstellung auf digitale Angebote während der Corona-Krise war schon für Pfarreien und Bistümer ein Problem, für viele Wallfahrtsorte ist es eine Katastrophe. Im weltberühmten Lourdes brachen die Besuchszahlen um achtzig Prozent ein. Gruppen aus aller Welt, die sich um die Grotte drängen? Das wäre eher ein Segen für das Virus als für die Pilger, entschieden die Verantwortlichen und schlossen das Marienheiligtum für mehrere Monate – zum ersten Mal in seiner Geschichte.

Inzwischen sind Wallfahrten wieder möglich, allerdings unter strengen Auflagen. Das Baden im Quellwasser bleibt verboten, große Menschenmengen müssen gemieden werden. Um trotzdem vielen Gläubigen eine originale Lourdes-Erfahrung zu ermöglichen, wagt der Wallfahrtsort „den Schritt ins 21. Jahrhundert, hinein ins Internetzeitalter“, wie die „Badische Zeitung“ meldet. Über einen Online-Handel werden jetzt die traditionellen Lourdes-Kerzen verkauft. Ganz neu ist die Idee einer virtuellen Wallfahrt allerdings nicht: „Schon vorher konnten Gläubige aus aller Welt zuhause am Rechner eine Messe bestellen.“

Aber hier muss noch nicht Schluss sein. In Zeiten von Reisebeschränkungen und Beherbergungsverboten wächst auch das Interesse, den Pilgerweg zum Heiligtum vom Computer aus „nachzulaufen“. Für das Wallfahrtszentrum Santiago de Compostela gibt es ein solches Pilger-Programm bereits. Gläubige können sich, ausgestattet mit einer Virtuellen-Realitäts-Brille, vom Wohnzimmer aus auf den Weg machen. Jetzt braucht es nur noch findige Programmierer, die das Programm mit dem Hometrainer verknüpfen, dann ist auch für den körperlichen Aspekt einer echten Pilgerreise gesorgt.

Die Informatiker können sich dabei Carlo Acutis zum Vorbild nehmen. Der mit fünfzehn Jahren an Leukämie gestorbene Italiener wird in seiner Heimat als „Cyber-Apostel“ verehrt. Er wurde gerade in einer – natürlich online übertragenen – Zeremonie seliggesprochen. Sein Leben widmete er dem Versuch, die Kirche in die digitale Welt zu bringen. Dazu baute er unter anderem aufwendige Webseiten über Wunder und Marienerscheinungen auf der ganzen Welt. Darunter auch eine prächtige Seite zum Lourdes-Heiligtum. Ganz ohne Online-Shop und Verkaufslinks.

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