Zum Tod von Herbert FeuersteinHerr F., um Gott betrogen

"Ein ewiges Leben würde mir eh zu lang dauern; ich werde schon auf dem Flughafen unruhig, wenn ich länger als zehn Minuten warten muss."

Der Entertainer, Schauspieler und Kabarettist Herbert Feuerstein ist tot. In seiner lesenswerten, niveauvollen und köstlich-kurzweiligen Autobiographie „Die neun Leben des Herrn F.“, vor ein paar Jahren bei Ullstein erschienen, schrieb er über seine Sicht auf die letzten Dinge: „Der Tod ist mein ständiger Begleiter – so lautet der Cantus Firmus im Hintergrundrauschen der Musik Johann Sebastian Bachs. Der Satz gilt auch für mich, aber ich empfinde ihn nicht als Bedrohung. Natürlich fürchte ich den Tod. Aber nicht sein Warum, sondern sein Wie, die Angst, er würde mich lang und qualvoll leiden lassen. Ich bin deshalb fest auf Seiten jener, die die Selbstbestimmung für das eigene Leben ohne Einschränkung fordern. Da ich einen Ruf als Satiriker zu wahren habe, hier ein Vorschlag: Wie wär’s mit der Verhängung der Todesstrafe für den Selbstmordversuch? Sie folgern richtig, wenn Sie in mir einen Atheisten erkennen. Der Glaube ist für mich das, was das Wort ausdrückt: Hoffnung in Form einer ungesicherten Vermutung und Trost für die menschliche Unfähigkeit, über die Grenzen des Verstandes hinauszublicken. Ein ewiges Leben würde mir eh zu lang dauern; ich werde schon auf dem Flughafen unruhig, wenn ich länger als zehn Minuten warten muss.“

Hat man das schon einmal in dieser kurzen Prägnanz klüger gehört oder gelesen? Ich frage mich, wo bei aller Selbstbeschäftigung der Kirche mit Strukturen, Geld und Aufarbeitung von Missbrauch die Seelsorge bleibt, die gerade denen wichtig sein könnte, die im Rampenlicht stehen – Künstlern, Satirikern, Filmschaffenden? Welche Seelsorge hat Herbert Feuerstein erfahren? In welcher Gemeinde wohnte er? Wie viele Hausbesuche haben Pastorinnen oder Pastoren – in seinem Fall vielleicht auch mal ein Bischof (warum nicht, anstatt jede Woche dreißig Sitzungen beizuwohnen?) – unternommen, um mit diesem Mann über Fragen der Existenz und des Glaubens zu reden? Passagen wie die zitierte müssen uns wachrütteln. Sie werden immer wieder zu lesen und zu hören sein, in unzähligen Interviews geäußert. Allein, es fehlt an konkreter Mission im gesündesten Wortsinn, auch um darin mitgemeinte Ängste und Fragen zu teilen. „Kinder nicht um Gott betrügen“, sagt der Religionspädagoge Albert Biesinger. Laden wir nicht Schuld auf uns, wenn wir so kluge Menschen wie Herrn F. um Gott betrügen?

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