Die neue Seelenkrankheit: Innere Leere

Depressionen, Alkoholabhängigkeit, Psychosen oder Schizophrenie sind seelische Hauptkrankheiten, die in psychiatrischen Kliniken behandelt werden. Doch gibt es einen Trend zu neuen Krankheitsbildern. Immer häufiger suchen Menschen, die „eine große innere Leere“ verspüren, entsprechende ärztliche Hilfe. Das berichtete Christian Schäfer, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Evangelischen Lukas-Stiftung Altenburg, in einem Interview mit dem Magazin „Idea-Spektrum“. Viele Patienten seien haltlos, hätten „keine feste Persönlichkeitsstruktur“ aufbauen können. „Sie haben keine Ausbildung, haben noch nie gearbeitet und leben in wechselnden Beziehungen. Was ihnen fehlt, ist Gemeinschaft, Bindung, eine Art Heimat.“ Helfen können da Beziehungen. Schäfer und sein Team möchten den Patienten ermöglichen, für einige Wochen bei ihnen „nachzureifen“, indem ihnen zugehört und geholfen wird, ihr Leben zu organisieren.

Neunzig Prozent der Patienten sind konfessionslos. Und auch viele der Mitarbeiter haben kaum einen Bezug zum Christentum. Patienten, die im Glauben keinen Trost finden, erzählt Schäfer gerne von christlichen Ritualen: Eine Wallfahrt auf dem Jakobsweg oder Trauerrituale beim Tod eines Angehörigen könnten Orientierung geben, um wieder ins normale Leben zurückzukehren.

Der christliche Glaube wiederum könne helfen, so Schäfer, mit einer Krankheit klarzukommen. „Er kann sie aber auch verstärken.“ Manche Patienten erachteten ihre Krankheit als Gottesstrafe. In solchen Fällen verweist der Arzt auf den Römerbrief (8,38): „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“

In Schäfers Klinik haben die Patienten die Möglichkeit, neben den gängigen therapeutischen Angeboten auch geistliche wahrzunehmen. So gibt es wöchentliche Gottesdienste, Gespräche mit einer Seelsorgerin zu Grundlagenthemen wie Ostern und Weihnachten und auch Meditationen auf den Stationen. In den Einzelgesprächen mit dem Chefarzt sind Glaubensthemen ebenfalls nicht ausgeschlossen. „Ich drücke niemandem meinen Glauben auf, sondern stelle Fragen, gebe Hinweise, und wenn es sich anbietet, erzähle ich auch von meinem Glauben.“

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