Fragwürdiger UmweltschutzDemut beim Diesel

Das Wegwerfen von funktionierenden Dingen löst keine Umweltprobleme. Das sollten auch die Befürworter einer Abwrackprämie für Dieselautos anerkennen.

Ist das nicht mal eine Win-win-Situation, wie man heute gern sagt? Also eine Lösung, von der alle etwas haben? Weil ältere Diesel-Autos bald aus vielen Innenstädten verbannt werden, setzen Politik und Wirtschaft vor allem auf die sogenannte Flottenerneuerung. Das hört sich gut an, bedeutet aber: Leute, die den falschen Zusagen der Industrie vertraut und sich vor gar nicht allzu langer Zeit ein Auto gekauft haben, sollen sich schon wieder ein neues Fahrzeug zulegen. Damit könnten sie die drohenden Fahrverbote umgehen, jedenfalls so lange, bis die Schadstoffgrenzwerte erneut verschärft werden. Als „Anreiz“ für den Autokauf hat die Regierung mit den deutschen Konzernen hohe Rabatte ausgehandelt. Unterm Strich bleiben also vermeintlich nur positive Nachrichten: bessere Luft, da weniger Schadstoffe! Keine große Belastung für den so wichtigen Industriezweig (Arbeitsplätze)! Und, mal Hand aufs Herz, wer freut sich nicht, wenn er vergleichsweise günstig zu einem neuen Auto kommt? Überall also nur Gewinner?

Das kann beziehungsweise muss man anders sehen, wenn man das PR-Gerede auf den Prüfstand stellt. Dann wird offenbar, dass die Autokonzerne für ihre Tricksereien mit einem Konjunkturprogramm belohnt werden. Mögen die Gewinnmargen aufgrund der verordneten Kaufprämien diesmal geringer ausfallen, beim übernächsten Auto wird dieser Verlust dem Kunden wieder draufgeschlagen. Der Einzige, der tatsächlich zahlt, ist der Käufer.

Die Diesel-Regelung bedeutet auch, dass Werte mutwillig vernichtet werden. Inwieweit eine „Nachrüstung“ ältere Fahrzeuge bewahren kann, ist offen. So wirft man also Autos weg, obwohl sie nicht kaputt sind und noch länger ihren Dienst tun würden. Sicher, Verbesserung der Luftqualität ist lebenswichtig. Aber steht das alles noch in einem rechten, maßvollen Verhältnis? In den meisten Metropolen Asiens, Afrikas, Lateinamerikas, aber auch im Süden Europas sind weit mehr Schadstoffe unterwegs. Sollte man nicht in erster Linie dort ansetzen? Und hierzulande, wenn man schon investiert, den öffentlichen Nahverkehr stärken? Das nun beschlossene „Ex und Hopp“ untergräbt letztlich den Gedanken der Nachhaltigkeit. Es wird das Gefühl vermittelt: Das Neue ist immer besser, und eine Neuanschaffung löst im Zweifel jedes Problem. Doch die Produktion eines Autos ist aufgrund des Ressourcen- und Energiebedarfs ökologisch schädlicher als der Erhalt eines älteren, immer noch tauglichen Fahrzeugs.

In diesen Tagen wird vielerorts das Erntedankfest begangen. Dabei geht es um „die Frucht der Erde“, aber auch „der menschlichen Arbeit“. Beidem ist mit Wertschätzung zu begegnen, demütig. Der Dank fürs Wegwerfen der Arbeit von gestern ist eindeutig nicht gemeint.

Anzeige: In der Tiefe der Wüste. Perspektiven für Gottes Volk heute. Von Michael Gerber

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