Ideen für den SchlafraumEin Ort zum Träumen

Welche Gestaltungselemente tragen dazu bei, Kleinstkindern selbstbestimmte Pausen und gemeinsames Erleben zu ermöglichen? Eine Leverkusener Großtagespflegestelle macht es vor.

Die Großtagespflegestelle Tausendfühler befindet sich seit ein paar Jahren in einer ehemaligen Bäckerei, die für ihre neue Bestimmung komplett umgebaut werden musste. Die Gestaltung des Schlafraums in der einstigen Backstube war damals eine der herausforderndsten Aufgaben – zugunsten des angrenzenden Gruppenraums wurde dieser von Anfang an recht klein geplant. Wie sollte das Zimmer ausgestattet werden, um den Mädchen und Jungen trotz der kleinen Fläche ausreichend Freiraum und Ruhe zu gewähren? Welche Betten würden neun Kleinkindern ausreichend Autonomie bezüglich ihres Schlafverhaltens und den Fachkräften zusätzlichen Stauraum bieten? Um auf diese wichtigen Fragen gute Antworten zu finden, zogen die Fachkräfte einschlägige Literatur heran und tauschten sich immer wieder über mögliche Varianten aus. Mit der Zeit entstand so die Idee eines niedrigen Schlafpodests, auf dem sieben Matratzen nahtlos aneinandergelegt werden können. Ausschlaggebend für diese Entscheidung war in erster Linie, dass die etwas älteren Kinder ihren Schlafplatz eigenständig erreichen und verlassen, sprich: selbstbestimmt über ihre Schlafpausen bestimmen können sollten. Ein weiterer Vorteil dieser Bettenkonstruktion: In den großzügigen Schubladen unterhalb des Podests haben Ersatzbettdecken, Kissen sowie Bettwäsche Platz und sind somit bei akutem Bedarf schnell griffbereit. Für die Jüngsten in der Gruppe sind Schlafkörbe vorhanden, die auf dem Boden vor dem Podest stehen. Die niedrigen Schlafstätten ermöglichen auch Kindern, die noch nicht laufen können, alleine hineinund herauszukrabbeln. Der hochgezogene Rand der „Nester“ bietet ihnen zudem Halt und Geborgenheit. Ziel der Fachkräfte war es, einen gemütlichen und zurückhaltend gestalteten Schlafraum zu erschaffen, in dem Kleinkinder zu wohltuender Ruhe finden. Nach der fachlichen Beratung durch einen Maler entschieden sie sich deshalb u. a., eine Wand des Schlafraums in einem hellen Grün zu streichen. Diese Farbe wird oft mit Natürlichkeit und Frische assoziiert und steht laut Farbenlehre für Hoffnung, Ruhe, Sicherheit und Leben. Menschen nehmen Zimmer, die in Grün gehalten sind, somit oft als ausgleichend wahr, besonders wenn der Farbton etwas ins Bläuliche weist. Ein naturnahes Wandtattoo ziert die gegenüberliegende Wand, es zeigt einen Ast, auf dem bunte Vögel ruhen. Kissen- und Deckenbezüge sind thematisch und farblich auf das aufgeklebte Wandgemälde abgestimmt, ihr einheitliches Design strahlt zusätzlich Ruhe aus und wirkt einer Reizüberflutung der Kinder entgegen. Dem Raumkonzept entsprechend wird auf zusätzliche Dekoration weitgehend verzichtet. Neben dem Tattoo-Gemälde zieren nur einige wenige Tierbilder die Wände. Ein unauffälliges Regalbrett wird für Kuscheltiere, Schnuller, Bücher und Spieluhren genutzt. Die indirekte, warme Beleuchtung der Wandlampen unterstreicht die wohnliche Atmosphäre.

Alle im Blick

Dass Schlaf- und Gruppenraum direkt nebeneinanderliegen, hat sich im Alltag der Großtagespflege schnell bewährt. Die unmittelbare Nachbarschaft der Zimmer erleichtert es den Kindern, sich in Absprache mit den Fachkräften für eine Weile zurückzuziehen und später selbstbestimmt zur Gruppe zurückzukehren. Stille ist ihnen im Schlafraum garantiert, denn Spielen ist dort tabu. Da die Wand zwischen den beiden Räumen neu aufgebaut werden musste, war es möglich, von vorneherein ein Fenster einzuplanen. Dieses ermöglicht es den Fachkräften, schlafende Kinder im Blick zu behalten, ohne den Schlafraum betreten zu müssen bzw. ohne die spielenden Mädchen und Jungen im Gruppenraum aus den Augen zu verlieren.

Allein und gemeinsam

Die individuellen Ruhe- oder Schlafphasen der Kinder werden ergänzt durch eine gemeinsame Ruhepause nach dem Mittagessen, ein Gruppenerlebnis, das die Mädchen und Jungen genießen und bei dem sie in der Regel bemerkenswerte Rücksicht aufeinander nehmen. Da ein paar Kinder immer schon vor der Mittagspause abgeholt werden, ist der Schlafraum selten voll besetzt. Dadurch können die Erzieherinnen flexibel auf individuelle Bedürfnisse der Mädchen und Jungen eingehen. Wünscht sich ein Kind etwa während der kollektiven Ruhepause ein wenig Distanz zur Gruppe, kann es sich in einen der Schlafkörbe legen oder an den Rand des Podests; der Platz neben ihm bleibt dann, wenn möglich, frei. Den Kindern ist es zusätzlich freigestellt, sich während der Mittagspause ganz von der Gruppe zu separieren und sich in zwei Matratzenhöhlen im Gruppenraum zurückzuziehen. Von diesem Angebot machen sie aber nur sehr selten Gebrauch. Dank der aneinandergereihten Matratzen auf dem Podest ist es den Fachkräften möglich, sich eine Weile neben jene Kinder zu legen, die Körperkontakt brauchen, um einzuschlafen. Durch die Nähe fühlen sich diese geborgen und sicher und können im Schlaf Kraft tanken für den gemeinsamen Nachmittag.
Wenn Eltern die Großtagespflege zum ersten Mal besichtigen, haben sie oft Zweifel, dass ihre Kinder im engen Schlafraum ausreichend Ruhe und Schlaf finden werden. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen jedoch, dass das Raumkonzept sowohl für die Kindergruppe als auch für das Personal eine große Bereicherung darstellt! Wie so oft gilt auch hier: Eine gute Eingewöhnung hilft, das Potenzial des Raumes zum Wohl der Kinder voll auszuschöpfen. Bei den Tausendfühlern gewährleisten gestaffelte Eingewöhnungsphasen im Sommer und Herbst, dass die Fachkräfte neue Kinder intensiv begleiten können, auch, wenn es darum geht, sich in aller Ruhe mit dem Schlafraum vertraut zu machen.  

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