InterviewIndividuelles Einschlafen

Katrin Schütz und Julia Heinrich beraten und begleiten in Fragen rund um den Kinderschlaf in Kitas. Im Gespräch geben sie konkrete Orientierungshilfe.

Individuelles Einschlafen
© Michelle Fiedler - weddingsandotherstories

Wie schaffen es pädagogische Fachkräfte unter den aktuell schwierigen Bedingungen in den Kitas, individuelle Schlafenszeiten der Jüngsten zu berücksichtigen?

Katrin Schütz: Kinder können nur eine beschränkte Wachzeit einhalten. Es macht demnach keinen Sinn, sie an feste Kita-Schlafenszeiten gewöhnen zu wollen, ohne ihren Schlafdruck zu beobachten. Bei zehn Kindern mit individuellen Ermüdungszeiten stellt sich dies für Fachkräfte oft herausfordernd dar. Eine aufeinanderfolgende Schlafbegleitung in Kleingruppen ist hier förderlich, aber nicht immer möglich. Vormittags können deshalb auch kleine Zelte in Sichtweite der Fachkräfte als Ruheplatz hilfreich sein. Es lohnt sich, die Kinder mit Ermüdungszeichen an den möglichen Rückzugsort zu erinnern.

Ist es sinnvoll, Einschlafstrategien von zu Hause zu übernehmen?

Julia Heinrich: Kleinkinder können ganz klar unterscheiden zwischen einer Einschlafsituation zu Hause und in der Fremdbetreuung. In der Eingewöhnungszeit sollten Eltern die heimischen Rituale unbedingt beibehalten. Für pädagogische Fachkräfte ist das Wissen um die Einschlafgewohnheiten der Kinder zu Hause hilfreich, da diese als zusätzliche Werkzeuge der Schlafbegleitung in der Kita nützlich sein können, bspw. indem die Fachkraft sanft eine Hand auf dem Rücken des Kindes hin- und herbewegt.
Schlafen die Jüngsten in ihrer Eingewöhnungszeit nur im Kinderwagen ein, ist es möglich, diese Gewohnheit zunächst zu übernehmen. Die Fachkräfte können dann im wöchentlichen Abstand einen neuen Versuch im Schlafraum starten, jedoch immer ohne Druck. Außerdem ist es ratsam, solche Veränderungen mit dem Kind vorab zu besprechen. Die Fachkraft könnte z.B. sagen: „Komm, Paul, ich zeig dir mal den Schlafraum und dein Bett, da kannst du dich heute nach dem Mittagessen ausruhen.“ Im besten Fall geschieht dies, bevor das Kind müde wird.

Angenommen, ein Kind benötigt zum Einschlafen sehr viel Nähe von der Fachkraft, die diesen Wunsch aber als unangenehm empfindet ...

Katrin Schütz: Ganz klar dürfen sowohl Kinder als auch pädagogische Fachkräfte ihre persönlichen Grenzen wahren. Diese können sehr individuell sein. Ein Zuviel an Nähe kann für jede pädagogische Fachkraft etwas anderes bedeuten. Auch hier bietet es sich an, mit den Kindern noch vor der Schlafsituation in den Austausch zu gehen und gemeinsam eine Alternative oder einen Kompromiss zu finden. Wenn das Kind bspw. gerne zum Einschlafen in den Haaren einer Bezugsperson zwirbelt, könnte als Alternative ein Kuscheltier oder eine Puppe mit langen Haaren gefunden werden. Als Körperkontakt kann die Fachkraft eine Hand auf dem Bauch anbieten, auch wenn es die Mädchen und Jungen gewohnt sind, an eine Bezugsperson angekuschelt einzuschlafen. Es ist möglich, dass das Kind mit jeder Fachkraft eine individuelle Strategie entwickelt, in den Schlaf zu finden.

Wie kann ich einem Kind helfen, Strategien zu finden, mit denen es allein in den Schlaf findet?

Julia Heinrich: Die Einschlafrituale der Jüngsten sind zunächst oft an eine Fachkraft gekoppelt. Damit ein Kind eigene Einschlafstrategien findet, kann die Fachkraft ihm Alternativen bieten. Braucht es etwa eine Hand auf der Stirn, um einzuschlafen, kann es helfen, ihm ein Kuscheltier in die Hand zu geben oder ein weiches Tuch auf die Stirn zu legen.

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