Alfred Delp-JahrbuchLängst heiliggesprochen

Er ist unter den eigenen Leuten als schwierig eingestuft und wird doch weltweit rezipiert: Neue Blicke auf den großen Jesuiten Alfred Delp

Endlich hat sich die Leitung seines Ordens aufgerafft, das Seligsprechungsverfahren für den „schwierigen“ Mitbruder Alfred Delp einzuleiten. Dabei sind seine Schriften längst eine erste Adresse für alle, die sich um authentisches Christsein mühen. Mit dieser erfreulichen Nachricht schließt dieses neue Werk der rührigen Delp-Gesellschaft, wiederum schön gestaltet und mit gewichtigen Beiträgen. Renommierte Autoren wie der frühere Bundespräsident Joachim Gauck unterstreichen Delps Bedeutung für Kirchenreform und Demokratieverständnis. Biografische Zeugnisse wie das von Helmut Caspar Graf von Moltke, dem Sohn des Begründers des Kreisauer Kreises, kommen hinzu.

Der Resonanzraum der Beiträge ist weltweit. So erinnert etwa die kanadische Schriftstellerin Mary Frances Coady daran, dass kein Geringerer als Thomas Merton in den USA zu Delp publiziert hat. Er kam seinerzeit zu dem Resümee: „Das ist wahrer Glaube von jemandem, der durch das Böse und die Unreligion unserer Welt hindurchschaut und sich in Christus findet – arm, aus dem Abgrund schreiend, erhoben und gerettet vom Geist“. Gründlich stellt Felix Körner Delps „politisches Religionsverständnis“ als originelle Vertiefung katholischer Soziallehre aus ignatianischer Mystik dar – bekannt geworden unter dem Titel „theonomer Humanismus“ und „personaler Sozialismus“. Wie sehr diese Suche Delps nach einem dritten Weg durch seine sensible Zeitgenossenschaft geprägt ist, zeigt schon seine frühe Auseinandersetzung mit Heideggers Sein und Zeit. Dass dazu nun zwei in den USA und Japan erschienene Aufsätze Delps zur Existenzphilosophie erstmals auf Deutsch veröffentlicht und von Hans-Rüdiger Schwab trefflich eingeordnet werden, macht dieses Jahrbuch für alle Delp-Interessierten unverzichtbar.

Delps Originalität zeigt sich dabei weniger im fachphilosophischen Diskurs. Er fragt vielmehr eher „(weltanschaulich-)anthropologisch“ und zunehmend schon „gesellschaftlich-politisch“ nach dem Selbstverständnis des modernen Menschen, mit dem Interesse an gerechten Lebensverhältnissen im Großen und Kleinen und stets geleitet von einer tiefen Inkarnationsmystik. Da gilt es kompromisslos weiterzuarbeiten.

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