Alternative Heilige„Seid meine Zeugen!“

Wir haben Heilige des Alltags gesucht und Sie haben uns zahlreiche Personen genannt – bekannte Namen, aber auch Menschen aus dem privaten Umfeld. Eine Auswahl

Die Schar der Heiligen umfasst auch wenig bekannte und unsichtbare Geistzeugen. (Ausschnitt aus dem Stundenbuch des Louis de Laval, 15. Jh., Bibliothèque nationale de France)
Die Schar der Heiligen umfasst auch wenig bekannte und unsichtbare Geistzeugen. (Ausschnitt aus dem Stundenbuch des Louis de Laval, 15. Jh., Bibliothèque nationale de France)

Annette Weber leitet die Hilfsorganisation Target, die den Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung aufgenommen hat. Target ist die erste und einzige NGO, die mit dem Islam als ausschließlichem Partner arbeitet und sensationelle Erfolge verbuchen kann; mit dem Islam deshalb, weil geschätzte 80 Prozent der täglich 8000 Opfer Muslimas sind und der Brauch oft und fälschlicherweise mit dem Koran begründet wird. Targets größter Erfolg war eine internationale Gelehrtenkonferenz 2006 an der Kairoer Al-Azhar-Universität, die mit dem sensationellen Beschluss endete: „Weibliche Genitalverstümmelung ist ein strafbares Verbrechen, das höchste Werte des Islam verletzt.“ Dieses Wunder, möglich geworden durch einen Religionsdialog auf höchstem Niveau, verkörpert Annette Weber bis heute.

Renate Schmidt, Mümmelmannsberg

Nicht immer sind es die großen oder nur einzelne Geisteszeugen, die ein Glaubensleben prägen: Da ist ein Priester, der die Gemeinde im Geist des Evangeliums begleitet; da sind Autoren wie Tomáš Halík oder Heiner Wilmer, deren Bücher Mut machen und Wege zum Glauben eröffnen; da ist die hochbetagte Mutter, die sich in tiefer innerer Ruhe zum Sterben niederlegt, um lebenssatt und im Geiste des Vaters „heimzugehen“. Wem die Gnade derartiger Erfahrungen zuteilgeworden ist, der findet allerorten Zeugnisse für das Wirken des Heiligen Geistes.

Johannes M. Führt, Hagen

Der christliche Palästinenser Daoud Nassar kämpft auf einem Hügel südlich von Bethlehem im von Israel besetzten Westjordanland um den Erhalt seines Familienerbes. Seine innere Orientierung in diesem Bemühen lautet: „Wir weigern uns Feinde zu sein!“ In kreativer Phantasie kultiviert er mit meist jungen Menschen aus verschiedenen Nationen, auch aus Israel, den Hügel, den er Tent of nations („Zelt der Völker“) nennt. Trotz behördlicher Schikanen und Hinhaltetaktiken sowie körperlicher Attacken auf ihn und seinen Bruder praktiziert er jene Feindesliebe, zu der Jesus in der Bergpredigt aufruft.

Winfried Belz, Wilhelmsfeld

Eine Person, die mir sofort einfällt, wenn es um das Wirken des Heiligen Geistes in unserer Zeit geht, ist Ute Bock, die vor einigen Jahren verstorbene Aktivistin und Gründerin des Ute-Bock-Hauses, einer Flüchtlingsunterkunft in Wien. Sie hat (gegen große Widerstände) vorbildhaft mit-menschliche Arbeit geleistet.

Dr. Wolfgang Moser, Wolfsbach

Agnes Neuhaus wurde 1854 in Dortmund geboren. Sie engagierte sich politisch für die Belange von Frauen, Kindern und Familien. Sie war an der Ausgestaltung des Jugend-Wohlfahrtsgesetzes beteiligt und gründete den Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Dortmund. Religiöse Motive waren der Ursprung ihrer Arbeit und auch heute noch ist die Arbeit als Ausdruck „gelebten Christseins“ wesentliches Kennzeichen des SkF.

Elisabeth May, Werl

Schwester Maria von de Bergs Lebenswerk ist das Möllner Don-Bosco-Haus, eine Therapie- und Fördereinrichtung für Menschen mit schwersten Mehrfachbehinderungen. Als Schwester Maria Ende der 60er-Jahre den Trägerverein Don Bosco – Haus für das behinderte Kind gründete, gab es außer der privaten Fürsorge keine adäquaten Betreuungsformen für Menschen mit Behinderung. Ihr Interesse war es, den Kindern nicht nur ein zweites Zuhause zu geben, sondern sie auch entsprechend ihrer individuellen Möglichkeiten umfassend zu fördern. „Jeder Mensch soll hier so glücklich wie möglich leben können“, war ihr wichtigstes Motto.

Ingeborg Ziethen, Mümmelmannsberg

Zum Aufruf „Geistzeugen gesucht!“ fallen mir die Mönche aus der Benediktinerabtei Gerleve ein, die mit ihrem Geist nicht nur ihre nahe Umgebung versorgen. Zwei Patres möchte ich besonders hervorheben: In Zeiten der durch die Pandemie bedingten Isolation habe ich mich jeden Tag auf die geist-vollen Gedanken und Beobachtungen von Pater Elmar Salmann und Pater Marcel Albert gefreut, die auf sehr individuelle und lebensnahe Weise das Leben spirituell begleiteten.

Elisabeth Kläsener, Dortmund

Kurz nach der Geburt ihrer Zwillingstöchter erhielt meine Tante Gina schon die Diagnose Multiple Sklerose. Das Auf und Ab einer Krankengeschichte teilt sie und ihr Mann Otto mit unzähligen Erkrankten und pflegenden Angehörigen. Nach mehreren Operationen war meine Tante über 50 Jahre bettlägerig, durch das Telefon aber gut vernetzt. Wenn wir mit meiner Tante telefonierten oder sie besuchten, strahlte sie stets eine heitere Geduld aus. Ihr Mann, mein Patenonkel, übernahm täglich die notwendigen Pflegetätigkeiten und die Versorgung. Über 60 Jahre geduldiges, heiteres Ertragen der eigenen Schwäche einerseits sowie 60 Jahre treue, pflegerische Zuwendung – ich bin aus tiefstem Herzen überzeugt: Diese Eheleute sind Heilige.

Arno Bosl, München

Für mich kommt das kreative und kraftvolle Wirken des Heiligen Geistes gut in der amerikanischen Ordensschwester Mary Kenneth Keller zum Ausdruck. Sie war die erste Frau, die einen Doktor in Informatik in den USA erhielt, und entwickelte schon in den 1960er-Jahren die Programmiersprache BASIC mit. Mit ihrer Arbeit war sie ihrer Zeit voraus und hat die Grundlagen dafür geschaffen, dass wir uns heute so vernetzt und digital austauschen können – auch über Glaubensfragen. Das ist inspiriertes Wirken.

Martin Speer, Berlin

Ich möchte Ihnen eine Frau vorstellen, die für mich eine heutige Heilige ist und ein großes Vorbild. Es ist meine Freundin Claudia, die mit ihrem Mann drei Kinder großgezogen hat. Das jüngste Kind hat ein Syndrom und braucht etwas mehr Zuwendung als die älteren Geschwister. Meine Freundin ist eine Netzwerkerin und pflegt Kontakt zu vielen Menschen, die für sie Schwestern und Brüder sind. Alle haben Platz in ihrem großen Herzen. Sie ist eine großzügige Schenkerin von ermutigenden und verständnisvollen Worten, aber auch Blumen, Marmeladen, Umarmungen und Küssen. Das alles wird gespeist aus einer tiefen Quelle des Glaubens an einen liebenden Gott, der ihr in Jesus als Bruder begegnet. Von ihr weiß ich mich in all meinen Zweifeln und Sorgen angenommen und geliebt ohne jede Bedingung. In ihr erkenne ich eine Form des Christseins, wie ich es mir vorstelle. Dafür bin ich sehr dankbar!

Maria Heckmann, Hammelburg

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