"Transhumanismus – Traum oder Alptraum?"Rückkehr des Übermenschen

Der Mensch ist etwas, das überwunden werden muss. Das Ziel des Transhumanismus ist nicht mehr als die immer weiter vorangehende Verschmelzung von Mensch und Maschine. In letzter Konsequenz steht damit das Ende der Menschheit, wie wir sie heute kennen, bevor. Für Trans- und Posthumanisten ein begrüßenswertes Ereignis. Der Theologe Oliver Dürr erkundet die Grundlagen und Inspirationen für diese radikal materialistische Auffassung des menschlichen Lebens bis zurück in die Antike. Der Mensch erscheint als ein reiner Automat, dessen Verhalten und Prozesse künstlich wiedergegeben werden können. Der Homo faber darf und soll sich technischer Prozesse bedienen, um sein eigenes Leben zu verbessern, wie er es stets getan hat. Wenn aber alles nur Materie und Prozess ist und kein Geist, keine Seele, keine Transzendenz hinter den Abläufen des Lebens warten, dann sind die höchsten Ziele die Linderung von Leid und der größtmögliche Genuss. Am Ende steht nicht weniger als der alte Traum von der Überwindung des Todes selbst. Der Preis, den der Mensch dafür zahlt, ist nicht nur der Sprung in die Eugenik, sondern auch politisch-soziale Herausforderungen wie der Abschied vom Individuum, von der unveräußerlichen Menschenwürde sowie die finale Entwicklungsstufe: Mit der Erschaffung der „technologischen Singularität“ erschafft der Mensch seine letzte Erfindung, eine superintelligente Maschine, die ihrerseits wieder intelligente Maschinen erfinden kann. Der Mensch, Schöpfer einer neuen Spezies, kann abtreten. Hoffentlich hat er vorher sein Bewusstsein auf eine neue, mechanische Hardware transferiert. Das Wohlwollen der neuen Herren vorausgesetzt, vermag er so doch noch eine Form von Unsterblichkeit zu erlangen.

Dürr stellt diesem Traum und Alptraum eine entschieden christliche Techniktheologie gegenüber, welche die Innovationskraft des Menschen begrüßt und in den positiven Entwicklungen des menschlichen Erfindungsgeistes eine Spur vom Anbruch des Reiches Gottes sieht. Der „Neue Mensch“ in Christus ist hierbei nicht die Überwindung des defizitären Menschen im Transhumanismus, sondern die Erhöhung und Vergöttlichung einer von Gott liebend zur Vollkommenheit hin geschaffenen Kreatur, welche die materielle Ebene weit übersteigt.

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DÜRR, OLIVER

TRANSHUMANISMUS – TRAUM ODER ALPTRAUM?

Verlag Herder, Freiburg 2023, 208 Seiten, 22 €