Leserbriefe

Weckruf für die Kirche

Engagiert wie eh und je zeigt Johannes Röser in „Die Unterbrechung“ auf die neuralgischen Punkte in der römisch-katholischen Lebenswelt, deren geschlossenes Milieu seit Jahren in Auflösung begriffen ist. Es ist zu hoffen, dass die Frage nach Religion und göttlicher Transzendenz in der allgemeinen Lebenswelt wieder zentral wird, gerade auch beim nun weltweit in der Kirche in Gang gebrachten gemeinsamen Gehen.

In der Person des Auferstandenen und des durch ihn zeit seines irdischen Lebens verkündigten Heranwachsens des Reiches Gottes liegt der historische Angelpunkt, an welchem ein nach vorne ausgerichtetes dynamisches Gehen nicht vorbeisehen kann. Diese nach Eberhard Jüngel elementare Unterbrechung ist je neu zu wagen – hinein in die Lebenswelt des Privaten und Politischen ebenso wie in das von Grabenkämpfen und Um-sich-selbst-Kreisen bestimmte kirchliche Leben.

Stephan Schmid-Keiser (auf cig.de)

Es ist an der Zeit, nicht mehr zuerst für die Kirche einzutreten, sondern allein für Gottes befreiende Botschaft. Scharf gefragt: Muss diese Kirche gerettet werden? Oder müssen wir nicht eher Gott und seine befreiende Botschaft, die Verkündigung Jesu, sein Wort vor der Kirche retten?

Es geht nicht um Transparenz, nicht um Kritik, nicht um Reformbewegung, nicht um alternative und gut gestylte Gottesdienste – es geht alleine um Gottes Wort. Wenn wir dahin nicht zurückfinden, verbaut die Kirche, die sich nur noch um sich selbst kümmert, den Menschen den Weg zu Gott!

Monika Dittmann, Walluf

Traurig macht in dem Kommentar der Seitenhieb auf die Kirchen der Reformation. Bräuchte es nicht vielmehr den Schulterschluss aller Christinnen und Christen, um die Botschaft Jesu überzeugend und klar in der Welt von heute mit allen Menschen zu teilen?

Anke A. Rheinheimer (auf cig.de)

Die Schwäche unserer Kirche liegt darin, dass sie auf einem Gottesbild beharrt, das für die überwiegende Mehrheit nicht mehr nachvollziehbar ist. Die christliche Lehre müsste endlich die evolutionäre Entwicklung des menschlichen Bewusstseins zur Kenntnis nehmen und darauf eingehen. Pointiert schrieb der Benediktiner David Steindl-Rast vor einigen Jahren im CIG: „Der Theismus bricht von innen her zusammen... Nur unserer mystischen Erfahrung ist der Seinsgrund oder Ursprung allen Seins zugänglich.“

Alfred Wimmer (auf cig.de)

Versagen im Amt

Der Analayse von Andreas Batlogg (vgl. „Eine Auszeit – und dann?“) stimme ich im Wesentlichen zu. Und doch habe ich am Ende ein dickes Fragezeichen. Ich erkenne in den jüngsten Entscheidungen des Papstes – einschließlich des Timings – eine tiefe Spiritualität im Verständnis und Leben als Kirche: Wir müssen uns vor der Welt bis hin zu den Leitungsämtern als „verbeulte Kirche“ sehen lassen. Und innerkirchlich müssen wir uns gegenseitig mit unseren Beulen anschauen – und aushalten.

Dazu ein biblischer Gedanke: Jeder hätte es verstanden, wenn Jesus den Petrus nach seinem katastrophalen Versagen im Leitungsamt (Verleugnung) in die Wüste geschickt hätte. Aber er konzentriert die „Auszeit“ auf das dreimalige, schmerzende „Liebst du mich?“ – und dann auf den kategorischen Imperativ: „Hiergeblieben!“

Pfarrer Robert Widmann, Weil der Stadt

Staatsgläubigkeit

Den Kommentar zur Immobilien-Enteignungsdiskussion (vgl. „Das E-Wort“) sehe ich kritisch. Was mit Enteignungen und Mietenbremsen als soziale Wohltat verkauft wird, kann zum Gegenteil führen. Es mag sein, dass frühere Jahrzehnte einen zu naiven Glauben in die Selbstheilungskräfte der Märkte hatten. Jetzt sind wir auf dem Weg in das andere Extrem einer naiven Staatsgläubigkeit. Eine verantwortungsvolle Sozialethik sieht anders aus.

Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Heidelberg

Wo aber Gefahr ist…

Zum Beitrag „Die Deutschen und ihr Wald“ möchte ich als Märchenerzählerin anmerken, dass Jacob und Wilhelm Grimm den Wald nicht bloß „auf das Düstere und Bedrohliche einengten“, wie Sie schreiben. Zwar stimmt es, dass der Wald in den Volksmärchen eine Problemzone auf dem Weg der Märchenheldinnen und Märchenhelden markiert. Hier herrschen Gefährdung, Orientierungslosigkeit und Einsamkeit. Aber genau dort tauchen auch geheimnisvolle Helfer auf: die weise Alte etwa oder das alte, graue Männchen, die mit Rat und Zaubergaben den Heldinnen und Helden weiterhelfen, ihr Ziel zu erreichen.

Dorothee Ziellenbach, Kaufbeuren

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