Christliche Parteien„C“ im Streit

Gehört das „C“ im Namen einer Partei heute noch zu ihrer Identität? Oder ist es zum Logo, zur Floskel geworden? Sollte man es streichen?

Diskussionen über den Parteinamen gibt es nicht nur regelmäßig mit Blick auf CDU/CSU. Aktuell wird darüber auch lebhaft in der Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP) der Schweiz nachgedacht. Die im Kulturkampf im 19. Jahrhundert gegründete, ursprünglich katholisch-konservative Kraft könnte künftig einfach „Mittepartei“, „Die Mitte“ oder „Demokratische Volkspartei“ heißen. Angestoßen hat den neuerlichen Disput der Präsident der CVP, Gerhard Pfister. Viele Menschen hätten zwar Sympathien für die Politik seiner Partei, sagte er laut einem Zeitungsbericht – zugleich machten etliche Leute aber deutlich, dass sie „keine katholische Partei wählen könnten“.

Neun von zehn Reaktionen auf seinen Vorstoß seien positiv, so Pfister. Das „Sankt Galler Tagblatt“ zitiert einen regionalen Jugendvertreter dahingehend, dass die CVP aufgrund ihres Namens „zu sehr mit Gott und Kirche in Verbindung gebracht“ werde. Auch die Präsidentin der Jugendorganisation JCVP, Sarah Bünter, beobachtet, dass sich „die Religion anstelle der Inhalte häufig in den Vordergrund“ dränge. „Das möchten wir ändern“, sagte sie dem Portal „kath.ch“. Sie selbst stehe zu den christlichen Werten. Diese müssten aber „vor allem politisch gelebt und nicht nur geschrieben werden“.

Ein Sprecher des Bistums Chur kommentierte die Diskussion scharf. „In der Schweiz sind alle anerkannten Parteien für Katholiken wählbar. Es braucht also keine CVP, damit Katholiken sich politisch einbringen können“, erklärte Giuseppe Gracia. Ohnehin vertrete die CVP „schon länger keine christlichen Positionen mehr in entscheidenden Fragen, sei es Abtreibung, Sterbehilfe oder Ehe für alle“. Von daher sei es „folgerichtig, wenn das ‚C‘ wegkommt“.

Um das Christliche in einer traditionell christlichen Partei ging es zuletzt auch in Bayern. Dort wollte ein CSU-Ortsverband einen türkischstämmigen Unternehmer als Bürgermeisterkandidaten aufstellen. Weil dieser jedoch Muslim ist, gab es Proteste im Ort und in der Partei. Ein islamischer Bewerber – das lasse sich nicht mit dem „C“ in CSU vereinbaren. Der Unternehmer zog seine Zusage daraufhin zurück. Führende Vertreter der Partei zeigten sich empört über die Stimmung an der Basis.

Steht also womöglich auch in Deutschland – wieder mal – ein „C“-Streit ins Haus? Neulich bereits fehlte für anderthalb Wochen das große rote „C“ an der Parteizentrale der CDU in Berlin. Aktivisten von „Greenpeace“ erklärten, sie hätten den Buchstaben entwendet, um gegen die „desaströse Klimapolitik“ zu protestieren. Partei-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer antwortete: „So ein ‚C‘ für Christlichkeit und Nachhaltigkeit kann auch ‚Greenpeace‘ nix schaden.“ Man leihe den Buchstaben daher gerne für kurze Zeit aus. Inzwischen ist er wieder zurück an seinem Platz an der Fassade.

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