Universität LeipzigEin Lehrstuhl gegen die Religion?

Die Einrichtung einer Stiftungsprofessur für Religionswissenschaft und Religionskritik an der Universität Leipzig beurteilt der evangelische Theologe Peter Zimmerling als „eine Taktlosigkeit“. Die von dem Wiener Kirchenkritiker Adolf Holl finanzierte Professur war zuvor von mehreren Universitäten abgelehnt worden. Seit Beginn des Jahres befindet sie sich nun in Leipzig. Im Magazin „Idea Spektrum“ sagte dazu Zimmerling von der Leipziger theologischen Fakultät: „In Ostdeutschland hat Religionskritik immer noch ein Geschmäckle, da sie zu DDR-Zeiten kein akademisches Element, sondern staatlich verordnet war. Kirchenmitglieder litten unter dieser ideologischen Kritik – die sich auch in beruflichen und privaten Einschränkungen äußerte.“ Er hätte sich deshalb für die Standortwahl der Stiftungsprofessur „etwas mehr Fingerspitzengefühl“ gewünscht. „Wir brauchen in einer Stadt, in der 84 Prozent der Einwohner keine Christen sind, eher eine Stärkung der Religion.“ Ein wichtiger Schritt in diese Richtung sei zum Beispiel die Einweihung des wiedererrichteten Paulinum im vergangenen Dezember gewesen. Die einstige Universitätskirche „Sankt Pauli“ war 1968 auf Geheiß der kommunistischen Machthaber gesprengt worden. Der Neubau ist als Universitätsaula errichtet und steht ebenfalls für Gottesdienste zur Verfügung.

Die Stiftungsprofessur für Religionskritik ist im deutschsprachigen Raum bislang einzigartig. Horst Junginger, der die Stiftungsprofessur in Leipzig innehat, sagte im „Deutschlandfunk“: Ziel des Lehrstuhls sei nicht die Abschaffung von Religion, sondern eine analysierende „religionswissenschaftliche Grundlagenforschung“, beispielsweise zur Kritik innerhalb von Glaubensgemeinschaften oder zum Blasphemie-Verständnis.

Dagegen erklärte Zimmerling: „Auch die Theologie hat eine kritische Funktion und stellt Dinge infrage, aber im Fall der Stiftungsprofessur soll Religion kritisch reflektiert werden, obwohl erst einmal das eigentliche Wissen über und die Erfahrung von Religion viel nötiger wären.“

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