Christlich-Jüdischer DialogDie erste Liebe Gottes

Das Dokument der vatikanischen Glaubenskongregation „Placuit Deo“ (Es hat Gott gefallen; vgl. CIG Nr. 10, S. 110) kann das christlich-jüdische Gespräch „um Lichtjahre zurückwerfen“. Davor warnt Rabbiner Walter Homolka, Rektor des Rabbinerkollegs Abraham Geiger in Potsdam und Vorsitzender der Union progressiver Juden in Deutschland. Christen und Juden seien sich heute eigentlich einig, dass Gottes Bund mit dem Judentum ungebrochen und gültig ist. Dieser gemeinsamen Überzeugung widerspreche der neue vatikanische Text. „Wenn Jesus der einzige Retter für alle Menschen sein soll, wird die besondere Rolle Israels als der ‚ersten Liebe Gottes‘ links liegen gelassen“, so Homolka.

Kritik übte der Rabbiner auch daran, dass die Glaubenskongregation den sogenannten Neu-Pelagianismus pauschal zurückweist. Sie bezeichnet damit eine angeblich verbreitete Haltung, wonach die Menschen ihre Erlösung in Form von Selbstverwirklichung selbst in der Hand hätten. Derart einseitig zugespitzt sieht auch Walter Homolka den Weg zum Heil nicht. Allerdings dürften die guten Werke im Verhältnis zum Glauben nicht zu gering geachtet werden. Es brauche einen guten Kompromiss zwischen Glauben und Werken. Pelagius habe gelehrt, dass der Mensch einen freien Willen hat und zwischen Gut und Böse unterscheiden kann. Sein Begriff von Gnade habe deshalb „einen zutiefst ethischen Charakter“, erklärte Homolka. „Wir glauben, dass auch Nichtjuden erlöst werden können, wenn sie Gutes anstreben und den Willen Gottes auf Erden zur Wirkung bringen.“

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