Kinderärzt:innenIn guten Händen

In den ersten Lebensjahren eines Kindes sind der Kinderarzt oder die Kinderärztin wichtige Bezugspersonen für die Eltern. Sie beobachten die Entwicklung des Kindes und sorgen sich um seine Gesundheit. Wichtig sind dabei ein guter Kontakt und ein vertrauensvolles Verhältnis

In guten Händen
Kinder brauchen liebevolle Achtsamkeit, damit sie sich beim Kinderarzt oder der Kinderärztin wohlfühlen © SeventyFour - iStock

Elternsein bringt neben vielen wunderschönen Momenten auch ein ganzes Bündel voller Sorgen, Zweifel und Fragen mit sich: Ist dieser Husten gefährlich? Warum will meine Tochter nichts essen? Ist es normal, dass mein Sohn in diesem Alter noch nicht läuft? Jeder Entwicklungsschritt des Kindes ist für die Eltern mit Unsicherheit verbunden, das ist ganz normal. Dann hilft ein Kinderarzt, der sich für die Nöte der Eltern Zeit nimmt, sorgfältig mit ernsten Problemen umgeht und die Eltern beruhigt, wenn sich alles im Rahmen hält.
Die Antworten darauf sind so individuell wie die Eltern selbst. Der einen Familie ist eine Zusatzausbildung des Arztes in Homöopathie wichtig, der anderen eine gute Anbindung der Praxis an den öffentlichen Nahverkehr. Manche Eltern schätzen eine moderne Praxiseinrichtung, digitale Angebote und ein dynamisches Team – andere fühlen sich bei einem erfahrenen und unaufgeregten Mediziner kurz vor dem Ruhestand am besten aufgehoben.
„Hier am Ort gab es genau einen Kinderarzt. Also bin ich dort hin“, berichtet Andrea Haar, Übersetzerin und Mutter von zwei kleinen Töchtern. Den wohnortnahen Kinderarzt aufzusuchen, ist in den meisten Fällen eine gute Idee, schließlich folgt in den ersten Lebensjahren eine U-Untersuchung auf die nächste und Verletzungen, Erkältungen und andere Infektionskrankheiten erfordern immer wieder spontane Arzt-besuche. Gute Erreichbarkeit des Kinderarztes zu Fuß und per Telefon sowie eine schnelle und unkomplizierte Terminvergabe erleichtern das Leben von Vätern und Müttern ungemein. Das Gegenbeispiel schildert eine befreundete Mutter: „Bei meinem Kinderarzt ist es morgens unmöglich, telefonisch durchzukommen. Mit heulendem Kind auf dem Arm höre ich mir dann eine Dreiviertelstunde lang den Song Probier’s mal mit Gemütlichkeit an.“ Viele Eltern klagen über lange Wartezeiten am Telefon, andere haben Probleme, überhaupt einen Kinderarzt zu finden, der neue Patienten annimmt.

Medizinische Reizthemen

Andrea Haar sagt: „Mir war es auch wichtig, dass wir bei medizinischen Fragen auf einer Wellenlänge liegen. Also dass der Arzt zum Beispiel erst mal genau hinschaut und nicht sofort ein Antibiotikum verabreicht.“ Ob Impfen, Antibiotika-Einnahme oder Homöopathie – es gibt einige Reizthemen, an denen sich Eltern und Mediziner reiben können. Der Schlüssel zur Lösung liegt im Dialog: Ein guter Kinderarzt wird die Bedenken und Vorstellungen der Eltern hören und verstehen wollen und erklären, warum er zu einer bestimmten Behandlung rät oder nicht. Vielleicht einigt man sich am Ende auf einen Kompromiss: Impfen ja, aber nicht alles auf einmal und erst etwas später. Oder: Die Bronchitis erstmal homöopathisch und durch Inhalation behandeln und erst wenn es nicht anders geht, zum Antibiotikum greifen. Solange Eltern die Kompetenz des Kinderarztes anerkennen und der Arzt ein ehrliches Interesse an den Beweggründen der Eltern zeigt, lassen sich die meisten Konflikte lösen.

Auf das Bauchgefühl hören

„So banal es klingt, Sympathie ist ein unglaublich wichtiger Faktor“, sagt Andrea Haar. Aus Sympathie wächst Vertrauen. Und nur wenn sich Eltern mit ihren Ängsten angenommen fühlen, gleichzeitig aber auch ihre Kompetenz als Eltern geschätzt wird, klappt die Zusammenarbeit. Niemand kennt ein Kind besser als dessen Eltern. Sie wissen am besten, wie es reagiert, welche Besonderheiten zu berücksichtigen sind, was man ihm zumuten kann und was nicht. Vertrauen zwischen den Eltern und dem Arzt ist auch deshalb so wichtig, weil es zu heiklen Fragen kommen kann. Ein Beispiel: Vater und Tochter waren alleine zu Hause, das Kind fällt die Treppe hinunter und der Arm ist gebrochen. Allerdings ist der Arm an einer für Treppenstürze sehr untypischen Stelle gebrochen, weshalb der Arzt sehr genau nachfragt, ob der Vater am Unfall beteiligt war. Anhand eines solchen Falls wird deutlich, dass der Sinn der U-Untersuchungen darin besteht, die Entwicklung eines Kindes engmaschig zu begleiten und dass der Arzt bei Unstimmigkeiten in erster Linie Anwalt des Kindes ist. Schwierig und manchmal belastend für die Beziehung zwischen Arzt und Eltern können auch psychische Probleme, eine Entwicklungsverzögerung oder eine chronische Erkrankung des Kindes sein. Nicht immer muss ein Kinderarzt für alles sofort eine Lösung parat haben – aber ein guter Kinderarzt weiß, wann er seinen Patienten besser zu einem Kollegen überweist. Gute Kinderärzte haben ein kompetentes Fachärzte-Netzwerk, an das sie ihre kleinen Patienten weitervermitteln.

Das Kind ist die Hauptperson

Noch wichtiger als die Sympathie zwischen Eltern und Arzt ist, dass das Kind den Mediziner mag und Vertrauen fasst. Andrea Haar schildert ein traumatisches Erlebnis: „Meine Tochter war drei Jahre alt, als sich einmal am Wochenende ein grippaler Infekt deutlich verschlechterte. Ich habe mir Sorgen gemacht und mich gefragt, ob das bereits verschriebene Antibiotikum wirkt, und bin deshalb mit ihr zum kinderärztlichen Bereitschaftsdienst gefahren. Der Arzt sagte, er müsse in den Hals schauen, hat sich meine Tochter geschnappt, ihren Mund festgehalten und ihr einen Spatel in den Hals geschoben. Helene hat gewürgt und gezappelt, aber der Arzt hat nur gesagt: ,Das muss jetzt halt mal sein.‘ Noch Monate später hat meine Tochter geheult, wenn wir nur in die Nähe dieser Praxis kamen.“ Ein guter Kinderarzt geht selbstverständlich anders vor: Er spricht mit dem Kind, erklärt vorab, was er tun wird und warum. Er beobachtet die Reaktionen und arbeitet nicht mit Zwang. Je älter das Kind wird, umso stärker sollte sich der Gesprächsfokus des Arztes von den Eltern weg hin zum Kind verlagern. Und auch die Kinder müssen lernen, mit dem Arzt zu kommunizieren: Irgendwann, möglicherweise bereits bei der J-Untersuchung (Vorsorgeuntersuchung für Jugendliche), werden sie alleine ins Sprechzimmer gehen.
Wenn die Stimmung zwischen Eltern und Arzt oder Kind und Arzt nicht stimmt, wenn Gespräche mit dem Kinderarzt als unangenehm empfunden werden, der Umgang mit dem Kind Achtsamkeit vermissen lässt oder wenn man einfach keine hilfreichen Antworten erhält, sollte man schleunigst nach einer Alternative suchen. Es lohnt sich, andere Mütter mit Kindern im ähnlichen Alter nach ihren Erfahrungen zu fragen. Eine Recherche im Internet ergibt einen ganz guten Überblick darüber, wie groß die Auswahl an Kinderärzten im jeweiligen Umkreis ist. Die Online-Bewertungen können als grobe Orientierung dienen, allerdings nur, wenn ausreichend viele Bewertungen abgegeben wurden. Von einzelnen negativen Bewertungen sollte man sich nicht abschrecken lassen. Der beste Kinderarzt ist der Arzt, der zu Eltern und Kind passt. Scheuen Sie sich also nicht zu wechseln, wenn das Vertrauensverhältnis nicht gut ist. Und wenn Ihr Kinderarzt bereits der richtige ist, weil er sympathisch ist, gut zuhört, gut organisiert ist oder einfach toll mit Ihrem Kind umgeht, dann sagen Sie ihm das einfach mal beim nächsten Arztbesuch.

Tipps zur Vorbereitung eines Arzttermins

Wenn Kinder wissen, was bei einem Arztbesuch auf sie zukommt, läuft der Termin wesentlich entspannter ab. Das betrifft die U-Untersuchungen, aber auch Vorsorge-Termine beim Zahnarzt oder Augenarzt.

Warum muss ich zum Arzt? Bin ich krank?

  • Erklären Sie, dass auch gesunde Kinder manchmal zum Arzt gehen, damit sie gar nicht erst krank werden.
  • Zeigen Sie Ihrem Kind das Vorsorgeheft, damit es sieht, dass es bereits regelmäßig bei einer U-Untersuchung war.
  • Erzählen Sie von der letzten U-Untersuchung und was da passiert ist.

Was macht der Arzt mit mir?

  • Es gibt zahlreiche Bilderbücher, die kindgerecht erklären, was beim Arztbesuch passiert. Lesen Sie einige Tage vor dem Arztbesuch gemeinsam ein solches Buch.
  • Falls eine Impfung, Blutabnahme oder Urinprobe fällig ist, sollten Sie das ankündigen und erklären, was dabei passiert.

Tut Impfen weh?

  • Eine Impfung verursacht, wenn alles normal läuft, keine echten Schmerzen. Je gelassener Sie damit umgehen, umso gelassener bleibt auch Ihr Kind. Sagen Sie: „Das kann etwas piksen und sich komisch anfühlen, aber es ist nicht schlimm und geht ganz schnell vorbei.“
  • Zeigen Sie Ihren eigenen Impfpass und erzählen Sie, wie viele Impfungen Sie schon bekommen haben.
  • Erklären Sie, dass eine Impfung davor schützt, dass man krank wir.

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