Einfache Bodenprojekte in der Kita starten„Im Komposthaufen wird man eigentlich immer fündig“

Zuhören und im Boden nachschauen – das können Kinder bei den aktiven Lesungen im Umweltzentrum Dresden. Die Autorin Silke Ottow liest hier aus ihren Kindersachbuch vor, zwischendurch geht es immer wieder zum Komposthaufen – mit Lupe und Mikroskop.

Im Komposthaufen wird man eigentlich immer fündig
© picture alliance/Shotshop/Norman Krauß

Wie funktionieren die aktive Lesungen?

Ich lese den Kindern aus meinem Kinderbuch „Reginald Regenwurm und die schnarchende Zwiebel“ vor. Gemeinsam schauen wir uns die Tiere in der Natur an, die die Kinder im Buch kennengelernt haben. Das ist recht einfach, denn im Umweltzentrum Dresden ist auch eine Gärtnerei angeschlossen. Hier gibt es einen ziemlich großen Komposthaufen, dort wird man eigentlich immer fündig. Zuerst gucken wir, wie so ein Komposthaufen aussieht. Dann graben wir ein bisschen und holen uns verschiedene Materialien, also verrottete, halbverrottete und frische Pflanzen, Blätter und Äste. Die Tiere, die uns hier begegnen, nehmen wir gezielt mit, um sie genauer zu untersuchen. Die Erde erforschen wir mit der Lupe und unter dem Mikroskop. Zwischendurch lese ich den Kindern wieder etwas vor: Dadurch lassen sich auch gut die unterschiedliche Geschwindigkeit und Ausdauer der Kinder überbrücken. Die einen sind schon fertig, die anderen wollen noch schauen. Und die meisten lassen sich beim Schauen auch gerne etwas vorlesen.

Wie lässt sich mit Kita-Kindern am besten ein Projekt zum Boden starten?

Manche Kitas haben einen kleinen Garten. Für die ist es ganz einfach. Denn häufig gibt es dort auch einen kleinen Komposthaufen oder zumindest eine Ecke, in der verschiedene Abfälle zwischengelagert werden. Den kann man sich mit den Kindern zusammen anschauen. Meist muss man nur ein paar Blätter, etwas Grasschnitt oder ein bisschen Erde zur Seite schieben und schon wimmelt es. Dabei werden die Kinder auch feststellen, dass sie mehr Tiere im Herbst und im Frühjahr finden als im Sommer und im Winter. Denn wenn es zu kalt, zu warm oder zu trocken ist, ziehen sich die Bodentierchen in tiefere Schichten zurück.

Was machen Kitas, die keinen Kompost haben?

Wo ein Kompost fehlt, kann man mit den Kindern in der Laubschicht unter einer Hecke oder unter einem Baum fündig werden. Die Voraussetzung, Tiere zu finden ist dabei natürlich immer, dass bedeckter Boden vorhanden ist. Unbedeckte, also „nackte“ Erde hat für Bodenlebewesen nichts zu bieten. Die Tierchen brauchen schließlich Nahrung und müssen sich verstecken können. Dafür sind Blätter, Gräser und Zweige gut geeignet. Auch zwischen Moosen findet man oft kleine Tierchen.

Haben Sie hierzu auch Ideen für den Waldtag?

Ja, im Wald können die Kinder erfahren, wie die Tiere Blätter zersetzen. Dazu einfach die dicke Laubschicht untersuchen: Oben gibt es trockene „unversehrte“ Blätter, darunter finden sie feuchte Blätter, die aber immer noch als Blätter erkennbar sind, und je tiefer man schaut, umso zersetzter sind sie. Die stark zersetzten Blätter sind auch genau die richtige Nahrung für Weichtiere wie zum Beispiel Regenwürmer, die keine Beißwerkzeuge haben. Im Wald bietet sich zudem die Möglichkeit, totes Holz mit seinem ganzen Leben genauer unter die Lupe zu nehmen: An totem Holz sind die Zersetzer, und damit auch „Bodenlebewesen“, am Werk. Aus totem Holz wird Humus. Das zeigt sich zuallererst mal in unzähligen kleinen und größeren Löchern. An totem oder sterbendem Holz wird auch ein weiterer, wichtiger Zersetzer sichtbar: Pilze. Die gehören sonst eigentlich zu den unsichtbaren Zersetzern. Das feine Pilzmyzel durchzieht den ganzen Boden und auch das Holz. Das sehen wir nicht. Nur wenn Pilze ihre Fruchtkörper ausbilden, sehen wir sie. An totem Holz oder Bäumen, die absterben, finden sich oft Baumpilze.

Muss man dann immer ein Mikroskop im Gepäck haben?

Nach meiner Beobachtung ist es nicht notwendig, alle Lebewesen sehen zu können. Die Kinder verstehen sehr gut, dass manche Lebewesen einfach zu klein sind, um sie zu sehen und dass zum Beispiel Regenwürmer Pilze und Bakterien brauchen, die ihre Nahrung „vorverdauen“, damit sie sie fressen können. Die Beobachtungen lässt sich gut mit (Bilder-)Büchern zu unterstützen. Auch Tierkarten sind hilfreich.

Welche Materialien benötigen Kitas, um mit den Kindern den Boden zu erforschen?

Eigentlich nicht viel. Kleine Schaufeln oder Harken und eine Lupe. Dazu empfehle ich ein paar Behälter, die Bodenproben aufnehmen können und in die man die Tierchen, die man gefunden hat, geben kann, um sie besser zu beobachten. Mehr ist meist gar nicht nötig. Dabei sollte man aber immer beachten, dass die Tiere nach dem Bestaunen wieder an Ort und Stelle freigelassen werden.

Haben Sie einen Tipp für ein Bodenexperiment, das sich auch mit jüngeren Kindern eignet?

Für die 3- und 4-jähringen Kinder beginnt das Interesse schon mit dem Beobachten. Wenn man in der Kita mit den Kindern ein kleines Beet anlegt, wo Naschgemüse und Kräuter wachsen, werden sie Käfern, Spinnen, Ameisen und Regenwürmern begegnen. Wie leben Asseln? Das ist die Ausgangsfrage für ein einfaches Experiment: Hierzu untersuchen die Kinder, was Asseln mögen und was sie nicht so gerne mögen. Man nimmt eine Schale oder kleine Schachtel. Auf die eine Hälfte legt man trockenes, auf die andere Hälfte feuchtes Küchenkrepp. Quer dazu deckt man eine Hälfte der Schachtel mit zum Beispiel einem Stück Pappe ab, die andere lässt man offen. So hat man vier Zonen: Eine trockene, helle; eine trockene dunkle; eine feuchte helle und eine feuchte dunkle. Wenn man nun ein paar Asseln in die Schachtel setzt, kann man beobachten, wo sich die Asseln am liebsten aufhalten.

Welche Tierwohnungen lassen sich denn relativ einfach im Kita-Außengelände einrichten?

Im Außengelände lässt sich gut ein Unterschlupf für Bodentierchen herrichten: Ein Haufen aus Blättern, Zweigen und Gräsern in einer stillen, schattigen Ecke reichen dafür oft aus. Auch einen Stein- und/oder Holzhaufen kann man dort anlegen. Prinzipiell sollten die Kinder diese Haufen natürlich in Ruhe lassen. Doch hin und wieder kann man mit ihnen schauen, wer eingezogen ist. So können die Kinder auch sehen, wie schnell es geht, bis die ersten Bewohner einziehen. Denn es finden sich ganz schnell Käfer, Spinnen, und Ohrenkneifer ein. Mit ein bisschen Glück zieht vielleicht sogar im Winter ein Igel in den Laubhaufen, um dort seinen Winterschlaf zu halten. Das ist zwar kein Bodentierchen, aber so zeigt sich auch sehr schön, dass alles mit allem zusammenhängt. Sicherlich werden die Kinder werden stolz auf ihren Mitbewohner sein. Je nach Platz lohnt es sich auch, vielleicht einen zweiten Stein- oder Holzhaufen an einem sonnigen Platz aufzuschichten. Dann können die Kinder sehr schön sehen, dass sich dort andere Bewohner einfinden als im Schatten.

Was sollten Kinder bei der Beobachtung der Tiere beachten?

Alle Tiere, die man aus der Natur nimmt, sollte man nicht länger als unbedingt notwendig behalten. Wichtig ist auch, dass die Tiere immer dort ausgesetzt werden, wo man sie hergeholt hat.

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