Tines praktische TheorieHabe nun - uff! - Pädagogik der frühen Kindheit studiert

Habe nun - uff! - Pädagogik der frühen Kindheit studiert
© Katharina Bocklage, Eggolsheim

Seid ihr eigentlich staatlich anerkannte Erzieher*in oder habt ihr nur studiert? Und wie seht ihr das mit der Akademisierung unseres Berufs? Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe mir in den letzten Jahren viele Gedanken gemacht, viel dazu gelesen und recherchiert und bin zu dem Ergebnis gekommen: Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob man den Berufszweig an die Uni verlagern sollte. Denn einerseits bin ich der festen Überzeugung, dass Menschen, die mit jungen Kindern oder sogar Kleinstkindern arbeiten, über ein größtmögliches Fachwissen verfügen sollten. Andererseits kann ich mir einfach nicht vorstellen, warum man fünf Jahre oder länger studieren und sich voll reinhängen sollte, wenn man am Ende doch gerade genug zum Leben verdient. Und das bei Fachkräftemangel und unter aufreibenden Arbeitsbedingungen. Bei uns in Niedersachsen dauert die Ausbildung vier Jahre. Steigt man mit Abi ein, sind es nur drei. Und weil der Beruf ja sowieso leicht masochistische Züge zur Voraussetzung zu haben scheint, bekommt man auch kein Geld für diese Lehrjahre. Nein, oft muss man sogar noch was draufzahlen. Ich weiß, es ist ein Privileg, mit diesen kleinen Freigeistern die Welt neu zu erfinden.

Aber so ganz kann ich der Politik nicht glauben, dass das so gemeint ist, wenn man uns finanziell dafür ausbluten lässt. Dann lese ich, dass man in anderen Bundesländern nun auch „Omis“ und andere Personen, die zufällig zwischen acht und drei Uhr Zeit haben, anwerben will, um den Fachkräftemangel aufzufangen. Dann habe ich plötzlich das Bedürfnis, mit Wachsmalstiften zu werfen. Ganz doll. Aber die Vorbildfunktion, ich weiß. Ich bin nicht in der Politik, ich habe auch nicht studiert, aber ich KÖNNTE mir vorstellen, dass eine bessere Bezahlung funktionieren würde. Vielleicht ja auch so was Verrücktes wie eine Aus-bil-dungs-ver-gütung!! Jetzt dreht sie völlig durch, oder? Aber wie gesagt, ich hab ja keine Ahnung. Das wäre für mich eine Aufwertung des Berufsbildes und nicht wie dieses verzweifelte Hilfegesuch eine weitere Abwertung, weil es ja offenbar reicht, wenn da jemand sitzt, der Reißverschlüsse eintüdeln und Schuhe binden kann. Sorry, alle Omas dieser Welt, ihr seid großartig. Aber Großartigkeit reicht in unserem Job leider nicht. (Obwohl wir das natürlich alle sind!) Und dann bin ich schließlich doch wieder bei der Akademisierung. Da kriegt man wenigstens einen höheren BAföG-Satz und ginge hinterher mit einem Bachelor raus. Ob man damit letztlich besser bezahlt werden kann, steht dann wieder auf einem anderen Blatt. Bis auf diesem Blatt endlich jemand ein annehmbares Wirklich-gute-Kita-Gesetz schreibt, malen wir lieber mit den Kindern was Schönes drauf. Mit Wachsmalstiften. 

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