Riechen, schmecken, fühlenImpulse zum Umgang mit Obst und Gemüse in der Krippe

In den ersten Lebensjahren entwickeln Kinder ihr Geschmacksgedächtnis und das prägt die Geschmacksvorlieben für das weitere Leben. Umso wichtiger ist es, bereits Kleinkindern eine möglichst große Vielfalt an Lebensmitteln anzubieten – insbesondere Obst und Gemüse.

Kinder sitzen am Tisch und essen
© Städtische Kita am Löwenbergpark

Im Grunde genommen können Sie in der Krippe bis auf wenige Ausnahmen jede Obst- und Gemüsesorte anbieten. Lediglich Karotten und Äpfel sollten Sie für Kinder im ersten Lebensjahr dünsten. Im Krippenalter finden Kinder v. a. buntes Obst und Gemüse in verschiedenen Formen und Konsistenzen ansprechend. Die meisten Kinder lieben Eis, weshalb Sie dieses bspw. im Sommer gemeinsam aus Fruchtmark herstellen können. Auch zusammen mit Jogurt, Quark oder zu Milchreis kommen pürierte Früchte bei Kindern gut an. Da viele Kinder ebenso gern mit den Händen essen, können Sie z. B. auch Fingerfood in Form von Gemüsesticks mit einem leckeren Kräuterquarkdip anbieten.

Obst und Gemüse einkaufen und zubereiten

Besuchen Sie gelegentlich bei einem gemeinsamen Spaziergang den Wochenmarkt oder das nächstgelegene Lebensmittelgeschäft. Die Kinder können dabei die Auswahl an Obst und Gemüse kennenlernen und sinnlich erfahren, indem sie bspw. daran riechen, es ausgiebig betrachten und ggf. probieren. Beziehen Sie die Kinder – soweit es möglich ist – in den gesamten Ablauf mit ein, indem diese mit Ihnen gemeinsam das Obst und Gemüse abwiegen, bezahlen und einpacken. Zurück in der Kita bereiten Sie mit einer Kleingruppe eine Mahlzeit oder Zwischenmahlzeit vor. Die jüngeren Kinder können das Obst und Gemüse waschen, während die älteren Kinder die Lebensmittel schälen und schneiden. Auf diese Weise können möglichst viele Kinder mitwirken. Sobald das Essen fertig ist, decken Sie gemeinsam mit den Kindern den Tisch. In manchen Krippen gibt es bestimmte Dienste für die einzelnen Tätigkeiten – so platziert ein Kind z. B. die Teller und das Besteck, ein anderes Kind die Gläser, ein weiteres Kind befüllt die Wasserkaraffe. Ein selbst gestaltetes Tischset, auf dem Teller und Besteck aufgemalt sind, kann die Kinder beim Tischdecken unterstützen. Je nach Alter füllen die Kinder ihre Getränke selbst ein. Im Anschluss an die gemeinsame Mahlzeit räumen die Kinder ihr Geschirr ab und wischen den Tisch. In Anlehnung an die Montessoripädagogik können Sie im Gruppenraum dafür einen Schrank, einen Wagen oder eine Schublade auf Kinderhöhe etablieren, aus dem sich die Kinder eigenhändig ihre Utensilien holen.

Mahlzeiten bewusst zelebrieren

Eine passende Dekoration oder Blumen in der Tischmitte machen jede Mahlzeit zu einem besonderen Anlass. Ein gemeinsames Picknick auf einer Decke im Gruppenraum, ein gesunder Snack im Garten oder ein Rittermahl, bei dem alle Kinder ganz bewusst das Obst und Gemüse mit den Händen essen, bringt zwischendurch etwas Abwechslung in die Essenssituation. Bieten Sie dabei prallrunde Früchte wie Physalis, Blaubeeren, Cocktailtomaten und Weintrauben geviertelt an, um die Gefahr des Verschluckens zu minimieren. Ansonsten können Sie getreu nach dem Motto „das Auge isst mit“ das Obst und Gemüse ansprechend anrichten – je bunter, desto besser.

Mit allen Sinnen und ohne Zwang

Kinder sind von Beginn an kompetent und wissen genau, wann sie Hunger haben und wann sie satt sind. Darauf können Sie als pädagogische Fachkräfte im Krippenalltag vertrauen. Leuchtendes, buntes Gemüse und Obst können Sie sowohl zum Mittagessen als auch zur Brotzeit anbieten. Es ist empfehlenswert, sich von dem alten Glaubenssatz „Mit dem Essen spielt man nicht“ zu verabschieden. Um das Interesse für bestimmte Nahrungsmittel zu wecken, lassen Sie Krippenkinder das Essen mit allen Sinnen erfahren. Bieten Sie unbeliebtes Obst und Gemüse immer wieder und ohne Zwang an. Dadurch steigt mit der Zeit das Interesse, dieses auch zu probieren. In Bezug auf das gemeinsame Essen und die geltenden Tischregeln verfolgen Sie und ihre Kolleg:innen idealerweise ähnliche Ansichten. Regelmäßige Reflexionen über die Essenssituation sind ratsam. Als Getränk eignet sich am besten Leitungswasser oder stilles Mineralwasser. Auch ungesüßte Kräutertees können eine Alternative sein – laut den neuesten Erkenntnissen allerdings kein Fencheltee (s. Link-Tipp).

Ablehnung von neuen Lebensmitteln

Im Alter von ca. zwei bis sieben Jahren rücken viele Gemüsesorten bei einigen Kindern wieder in den Hintergrund. Plötzlich vermeiden Kinder einst beliebte Obst- oder Gemüsesorten und entwickeln eine Art Abwehrmechanismus gegenüber neuen Lebensmitteln, die sog. Neophobie. Aus evolutionsbiologischer Sicht macht dieses Verhalten jedoch Sinn, da Menschen vor vielen Jahren darauf programmiert waren, Grünes und Saures zu meiden, um kein giftiges oder unreifes Essen zu sich zu nehmen. Im Laufe der Zeit lernen Kinder, ihre Vermutungen richtig einzuschätzen, weshalb die meisten mit ca. acht bis zwölf Jahren wieder experimentierfreudiger werden. Diese Eigenschaft ist eine große Kompetenz der Kinder, die es zu respektieren gilt. In dieser Zeit können Sie die angebotenen Gerichte etwas abwechslungsreicher gestalten. Eine angenehme, ermutigende Stimmung am Tisch steht weiterhin im Fokus. Vom obligatorischen Probierlöffel rate ich dringlich ab, da jedes Kind jederzeit eigenständig entscheiden kann, was es zu sich nehmen möchte. Indem Sie als Fachkraft gemeinsam mit den Kindern essen, können Sie ein adäquates Verhalten am Tisch vorleben, welches die Kinder mit der Zeit übernehmen werden.

Die Entdeckungskiste im Abo

  • 6 Ausgaben pro Jahr
  • Impulse für die Umsetzung der frühkindlichen Bildungspläne für Kinder im Alter von 1 bis 10 Jahren
  • Leicht umsetzbare und aktuelle Praxisideen
  • Pädagogisch fundiert und erprobt – von Fachkräften aus der Praxis für die Praxis
  • Kostenlose digitale Zusatzmaterialien wie Kopiervorlagen, Bild- und Fotokarten, Checklisten u.v.m.
Jetzt gratis testen